[das laute Alarmgeräusch eines Weckers erfüllte die Luft]
Langsam öffnete Ida ihre schweren Augen und ließ ihren Blick zum Wecker schweifen.
"Blöder Wecker. Es ist Samstag!"
Mürrisch legte sie sich auf die andere Seite.[Laute Schritte ertönten]
"Wer trampelt denn am Wochenende um 7 Uhr so laut?!"
Schlecht gelaunt richtete sich das blonde Mädchen auf und streckte sich ausgiebig.
Gähnend stand Ida auf, schlüpfte in ihre Hausschuhe und verließ auf leisen Zehen ihr Zimmer. Draußen am Gang war alles ruhig und verlassen. Die Schritte kamen somit höchstwahrscheinlich von unten.
Ida nahm die Treppe und machte sich auf die Suche nach dem störrenden Trampeltier.
Sie hörte Stimmen aus der Küche.
Es hustete jemand.
Das musste Maja sein.
Idas Schwester, die seit ein par Tagen krank war."Guten Morgen."
Halb verschlafen öffnete sie die Tür.
Maja stand im dicken Pulli und flauschiger Jogginghose vor der Theke und trank Kamillentee, während ihre Eltern gerade frühstückten und Zeitungen laßen.
"Hab ich was verpasst?
Ist meine Familie jetzt zu Frühaufstehern geworden?"
Schmunzelnd begutachtete Ida ihre Eltern.
"Ich bin daran Schuld. Mir war so übel, dass ich Mama geweckt habe.
Papa ist dann auch wach geworden."
Majas Stimme war ziemlich heiser und nach ihrer Erklärung musste sie husten.
"Du klingst wie ein sterbendes Huhn."
Entgegnete ihr Ida, worauf sie von ihrer Schwester einen mürrischen Blick empfing.
"Geschwisterliebe."
"Jaja Papa."
Wie im Chor kam dies von den beiden Schwestern.
"Du könntest dich auch mal fertig machen. Immerhin willst du zum Stall."
Nun kam auch Idas Mutter zu Wort.
"Ja, aber so früh war es auch nicht geplant."
Nach diesen Worten machte Idaja kehrt und ging in Richtung Badezimmer.So, jetzt brauch ich nur noch meine Reitklamotten, dann bin ich bereit für den Stall.
In ihrem Zimmer durchwühlte Ida ihren Kleiderschrank, in der Hoffnung ihre Klamotten zu finden. Doch ihre Geduld verlor schon bald den Faden.
"Mama!
Kannst du mir helfen?
Wo sind meine Reitsachen?
Hilf mir bitte!"Schritte kamen näher und näher.
"Was schreist du denn so laut?! Würdest du deinen Kasten endlich mal zusammenräumen, hättest du auch einen viel bessern Überblick über deine ganzen Sachen."
Nun durchstöberte Idas Mutter den chaotischen Kasten.
"Da schau. Ich seh alles gleich beim ersten Mal."
Sie streckte ihrer Tochter, die alles einen Meter neben dem Tatort mit kritischen Augen begutachtete, die gewünschten Anziehsachen vor der Nase hin.
Als Antwort bekam sie ein leises "Danke."
Idas Mutter verließ kopfschüttelnd den Raum und ließ ihre pupertierende Tochter alleine.Mütter können so anstrengend sein.
Nun hatte Idaja die Möglichkeit sich umzuziehen, was sie auch freudig tat.
Sie schlüpfte in die Hose und zog sich ihr T-Shirt über. Der Geruch von Reitklamotten stieg ihr in die Nase, und in Idas Körper machte sich ein wohliges Gefühl breit.
Es gab für sie keinen schöneren Geruch als den von Pferden und dem ganzen Zeug drumherum.In ihren Gedanken schweiften nun ein paar vergangene Augenblicke umher, die Ida gemeinsam mit Mystery erlebte.
Ihr Mund formte sich und ein Lächeln entstand. Es war jedes mal ein besonders Lachen, denn es kam von Herzen."Idaja, bist du eingeschlafen oder was machst du?"
Die Stimme ihrer Mutter riss Ida aus den wunderschönen Gedanken.
"Ich komme!"Freudig pfeifend schlenderte das Mädchen die Treppe hinunter.
Vor der Eingangstür stand bereits Idas wartende Mutter.
Stressfrei schlüpfte sie in ihre Reitschuhe und nahm dann ihre Weste, die jedes mal mit in den Stall kam.
"So ein stressfreies Leben wie du hätte ich auch gerne."
Entgegnete Idas Mutter und öffnete darauf die Tür.
Sobald dies geschah, kamen auch schon die beiden Haushunde Moritz und Molly angerannt, die unbedingt mit hinaus wollten.
"Nein, nein ihr Schlingel. Wir gehen später spazieren, wenn ich Ida zum Stall gebracht habe."
Die zwei Möpse schienen trotz dieser verneinten Ausage noch voller Elan zu sein, denn ihre Schwänze wedelten immernoch freudig hin und her.Idaja und ihre Mutter schafften es, die beiden Schlingel abzuwimmeln und machten sich zum Auto auf.
Der Reiterhof war ungefähr 5 Minuten Autofahrt entfernt.
Idas Mutter Kim ließ ihre Tochter vor der erdigen Ausfahrt austeigen, rief ihr ein
"Viel Spaß!"
hinterher, und machte dann kehrt.Das blonde Mädchen schlenderte, erneut fröhlich pfeifend, dem Weg hinterher.
Schon von Weitem konnte man das Gewieher von Pferden hören.
Nach kurzer Zeit entdeckte sie Jasmin, ihre frühere Reitlehrerin und Besitzerin des Hofes.
"Hallo! Du bist heute aber früh dran. Das kenne ich gar nicht von dir."
Sie sah Ida mit scherzenden Augen an.
"Maja ist die Schuldige."Gemeinsam gingen die Beiden zu den Boxen.
Bis auf eine Ausnahme waren alle leer, da die Bewohner gerade auf der Koppel waren.
Die Ausnahme war Mystery.
"Dein Liebling hat heute mal wieder Lust auf gar nichts.
Wenn das so weiter geht..."
"Nein! Dieses Gespräch hatten wir schon so oft! Bitte verkauf sie nicht!"
Ida schnitt Jasmin das Wort ab.
Die Reitlehrerin machte sich kopfschüttelnd und schweigend auf den Weg zur Koppel.
Idaja schnaufte kurz auf.Die Schimmelstute galt als unbrauchbar und bockig.
Seit Jasmins Mann vor drei Jahren mit ihren gemeinsamen, jüngeren Sohn einen tödlichen Autounfall hatte, war Mystery nur noch zickig und ließ sich von keinem mehr anfassen, Geschweige denn reiten.
Außer von Ida.
Die Zwei kannten sich nun schon seit fast acht Jahren.
Ein Team waren sie jedoch erst seit Zwei einhalb.
Bereits zu dieser Zeit sollte die Stute verkauft werden, doch Jasmin sah die starke Verbindung und vorallem das unglaubliche Vertrauen zwischen Ida und Mystery. Sie traute dem Mädchen die Arbeit mit dem übelst bockigen Pferd zu, und übergab ihr die Verantwortung vom Training des Tieres.
Die Reitlehrerin war jedes mal von deren gemeinsamen Arbeit erstaunt. Denn immer wenn Ida kam, war Mystery wie ausgewechselt. Sie ließ sich streicheln, waschen, striegeln, aufsatteln und sogar reiten.
Doch sobald diese Sachen jemand Anderes probieren wollte, stellte die Stute auf stur.Heute war das Wetter perfekt für ein Training draußen.
Ida machte sich auf den Weg zu den Boxen und hörte etwas rascheln.
Mystery spielte mit dem Heu, welches am Boden verstreut lag, herum. Dies tat sie häufig.
"Hallo Kleine."
Idaja ließ ihre sanfte Stimme erklingen, worauf die weiße Stute sofort aufsah und freudig wieherte.
"Hast du mich vermisst?"
Scherzte das Mädchen.
Doch Mystery gab ein erneutes, von Glück erfülltes, Wiehern von sich.
Ida streichelte ihre weiche Stirn, worauf das Pferd entspannt die Augen schloss und tief ausatmete.Nachdem die Stute fertig gestriegelt und gesattelt war, gingen die Beiden Richtung Sandplatz.
Mystery schnuperte neugierig in der Luft herum und schien das warme Wetter zu genießen.Ida stieg auf und es schien dem Schimmel nicht wirklich zu stören.
Gemeinsam ritten die Beiden.
Eine Runde nach der Anderen.Jasmin begutachtete dies von Weitem und war wieder erstaunt.
Mystery sah so glücklich und zufrieden aus. Das musste wahre Liebe sein.
Plötzlich stoppten die Beiden und Ida führte das Tier in die Mitte.
Die Hofbesitzerin gesellte sich zu Pferd und Reiter, blieb jedoch einen Meter vom Zaun entfernt stehen, um Mystery nicht zu verärgern.
"Was habt ihr vor?"
Fragte sie darauf.
"Ich möchte mit ihr einen Ausritt machen."
Ida Strahlte bis zu den Ohren hinauf.
"Bist du dir sicher?"
Jasmin schien verunsichert, doch nach ihrer Frage erhielt sie von dem blonden Mädchen nur einen ernsten Blick, worauf sie dann nichts mehr sagte und wieder kehrt machte.Idaja und Mystery waren darauf wieder alleine.
"So, wir machen uns jetzt einen schönen Vormittag und gehen ausreiten."
Nach diesem Satz umarmte das Mädchen die Stute, welche darauf fröhlich wieherte.
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Zwischen Leben & Tod (Wild & Free)
PoetryIdaja, kurz Ida, ist 14 Jahre alt und ihre größte Leidenschaft ist das Reiten. Seid kleinauf verbringt sie jede freie Minute mit ihrer Schwester Maja auf dem Reiterhof. Als sich Ida und die wunderschöne Schimmelstute Mystery sich das erste mal begeg...