2. Kapitel

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Der Bach rauschte, verschieden gefärbte Blätter raschelten und fielen zu Boden, Vögel zwitscherten und der frische Herbstduft erfüllte die Luft.
Auch wenn es bereits herbstelte war es ziemlich warm.
Mystery setzte einen Huf nach dem Anderen auf den bunten Boden.
Nach jedem Schritt raschelte dieser, und die Stute schien darüber sehr amüsiert.

Der Himmel war wunderschön hellblau gefärbt und man konnte keine einzige Wolke erblicken.
Gemeinsam trabten sie über eine Wiese.
Die Mähne des Pferdes wehte im Wind, genauso wie Idas blondes Haar.

Nun galoppierten sie über das nassgrüne Gras, all ihre Sorgen waren in Vergessenheit geraten und sie genossen einfach nur den Moment.
Das blonde Mädchen breitete ihre Hände aus. Wie ein Adler, der gerade losflog.
Mysterys galoppierende Hufe schwebten schon fast über den Boden, somit fühlte es sich wirklich so ähnlich an wie fliegen.

Wir sind eine Einheit. Wir sind Schwestern. Wir sind Mensch und Tier. Wir leben im hier und jetzt, ohne Druck und ohne Sorgen. Wir gehören zusammen. Wir sind wild und frei.

Momente wie diese waren unbezahlbar.

Mysterys grüne Augen betrachteten die Bäume, die kurz da und durch die Geschwindigkeit bald wieder weg waren.
Idaja hingegen hatte ihre Augen geschlossen und ließ sich einfach tragen.
Sie wusste ganz genau, dass sie dem Schimmel trauen konnte, und dass sie wieder heil zuhause ankamen.

Nach ein paar Minuten öffnete Ida sie wieder und sah Mysterys Kopf, der sich im Rhythmus des scharfen Galoppes bewegte.
Sie brachte das Pferd wieder in den Schritt, und kurz danach blieben die beiden stehen.
Vor ihren Augen eröffnete sich ein kleiner Steinbruch, der geschützt unter einer Buche lag.
Er war um die fünf Meter lang, und es ging ungefähr Einen hinunter.
Unten konnte man einige Ausgrabungen entdecken, die allerdings schon alt und verlassen aussahen.
Die steinartige Halbhöhle befand sich genau in einem Hügel. Ging man diesen hinunter, befand man sich mit der Vorderseite, quasi mit dem „Eingang" des Steinbruchs, gleich auf.
Ida führte Mystery den kleinen Berg hinunter, um sich die steinernde Wände, und die verlassenen Ausgrabungsstätte anzusehen.
Der Boden war staubig und es lagen einige spitze Bruchteile dort.
Die Stute hatte deutlich ein wenig Schwierigkeiten mit dem plötzlich unebenen Grund.
Denoch sah sie neugierig aus, und begutachtete alles genau.
An der hintersten Seite war die Mauer am höchsten und man konnte ein im Stein eingeschlagenes Bild erkennen.
Ida quetschte ihre Augen zusammen, um es besser entziffern zu können.
Auf dem Bild konnte man deutlich einen Engel erkennen, welcher auf einem Pferd ritt.
Beide Lebewesen hatten Flügel, wodurch das Bild noch edler aussah.
Außerdem hatten das Tier und die Engelgestalt fast die gleiche Frisur.
Lang und lockig.

Das Bild ist wunderschön.

Auch Mystery schien das Bild ganz genau zu begutachten, denn ihre Augen starrten fixiert in dessen Richtung.

"Wunderschön nicht wahr?"
Das Tier wieherte kurz.

"Aber lass uns umkehren, wir sind schon eine ganze Weile unterwegs."
Das Pferd löste den Blick von dem Bild und drehte sich komplett um, damit es besser aus dieser „Grube" hinauskam.

Gut gelaunt und noch immer fasziniert von dem Steinbild, trabten die Beiden zurück. Mittlerweile war es windstill und noch wärmer wie vorher.
Ida beäugte die Umgebung. Sie war wunderschön.

Nach gefühlten zehn Minuten kamen Pferd und Reiter wieder am Hof an.

Jasmin führte gerade Donna, eine kastanienbraune Fuchsstute und das Lieblingspferd von Maja, in ihre Box.
Doch als sie Idaja und die Schimmelstute entdeckte, blieb die Füchsin kurz stehen und wieherte neugierig.
Donna und Mystery waren quasi Beste Freundinnen.
Beide wurden in der selben Woche geboren, und somit kannten sich die Zwei schon ihr ganzes Leben lang.
Auch der Schimmel wieherte zur Begrüßung.

Nachdem Ida ihr Lieblingspferd abgesattelt und gestriegelt hatte, saß sie nun in dessen Box und beobachtete Mystery beim Trinken. Nebenan konnte man Donna hören, die genüsslich fras.
Nachdem die Schimmelstute fertig mit trinken war, legte sie sich entspannt hin, die Augen zu Ida gerichtet.

So saßen die Beiden noch eine ganze halbe Stunde lang, bis auf einmal ein Handy anfing zu vibrieren.

"Hallo Mama?"
...
"Ich hocke gerade in Mysterys Box."
...
"Ja ok."
...
"Tschüß."

"So meine Süße. Meine Mum ist unterwegs und holt mich gleich ab.
Ruh dich aus. Vielleicht komm' ich später nochmal, wenn es sich ausgeht."
Ida drückte der Stute einen Kuss auf die Stirn, worauf diese wieder entspannt ausatmete.
Danach verließ sie die Box und verabschiedete sich auch noch von Jasmin, die gerade eine Box ausmistete.

[Die Hupe eines Autos ertönte.]

Mum.

Das blonde Mädchen folgte wieder dem erdigen Weg, genauso wie sie es vormittags getan hatte.
Den schwarzen BMW ihrer Mutter konnte man schon von Weitem sehen, den es gab sonst keinen Menschen in dieser Stadt, der sich so wie sie einparkte und dann auch noch hupte.

Nen' BMW fahren aber dann so einparken. Das sind mir ja die Liebsten.

Kim hatte ihre Tochter anscheinend nicht gesehen, denn sie hupte noch einmal, worauf Ida ihr zuwinkte.

"Hi Mum."
"Hi Schatz, na wie wars?"
"Wunderbar. So wie immer."
Idaja grinste.
"Sag mal, hast du schon mal etwas von diesem Steinbruch gehört, der sich unter der Buche hinterm Lauwald befindet?"
Vielleicht wusste ja ihre Mutter, um was es sich bei dieser Grube handelte.
"Hinter dem Lauwald...
Diese Steingrube war glaub ich mal eine kleine Kapelle, wo man einfach beten konnte.
Früher wurden auch Ausgrabungen gemacht, aber dort hat man jetzt auch schon seit zehn Jahren oder so nichts mehr angefasst."

Mütter können auch mal nützlich sein...

"Alles klar. An der einen Wand war nämlich ein schönes Bild eingeschlagen.
So ein Engel, der auf einem Pferd saß.
Das fand ich total schön."
"Achso.
Wie bist du dort eigentlich hingekommen?"
"Mystery und ich haben einen Ausritt gemacht, weil das Wetter so schön war."

....
"So, wir sind wieder zuhause."
....

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 13, 2016 ⏰

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Zwischen Leben & Tod (Wild & Free)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt