Listen to me

51 3 6
                                    

Heute war es soweit. Heute würde ich mich endlich meinem besten Freund outen und wenn alles gut läuft, ihm auch sagen, dass ich mehr für ihn empfinde als Freundschaft. Aber ob mein Plan in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann, ist zu bezweifeln. Wahrscheinlich wird es alles ein reiner Reinfall und Carlo will mich nach dem nie wieder sehen.

Aber ohne ihn könnte ich nicht.

Wir kennen uns schon zu lange um unsere Freundschaft einfach aufzugeben, alles weg zu schmeißen was wir aufgebaut haben. Jahrelang machen wir Musik. Jahrelang sind wir beste Freunde, die nichts trennen kann. Doch vielleicht ist heute Abend das Ende unserer Freundschafts-Ära.

Ich konnte es nicht lassen, als darüber nach zu denken, wie Carlo reagieren wird. Er ist mir einfach zu wichtig. Weiter saß ich nur rum und starrte in die Wand aber da ich wusste, dass die Party bald anfing, machte ich mich fertig. Die Party. Eigentlich wollten wir nur den Erfolg des neuen Albums feiern mit nur ein paar Leuten, doch wie Carlo nun mal ist, hat er alle eingeladen, die er kennt und jetzt wird es eine große Party mit halb nackten Frauen, Alkohol und Joints. Toll.

Nervös fuhr ich zu Carlos Haus. Schon weitere Häuser entfernt hörte man die laute Musik und man sah immer mehr Menschen, die zum Haus gingen. Und ich war einer von ihnen. Eigentlich müsste ich garnicht klingeln, doch ich bin es so gewohnt, dass ich es aus Reflex mache. Ein angetrunkener Carlo macht mir die Tür auf und begrüßt mich mit einer dicken Umarmung.
"Heyyy Bruder schön das du da bist. Aber klingeln", er lachte "voll der Spießer, man."
Ich lächle nur unsicher und atme sein Geruch ein als er mich umarmt. Bis auf das kleine bisschen Alkohol, riecht er so himmlisch gut. Gott, wie schön wäre es, wenn ich für immer in seinen Armen läge würde und er würde einfach mir gehören. Ganz alleine. Keine Bitches, mit denen er ein One Night stand hat. Nein, er wäre nur für mich da.

"Huhu"
Erschrocken schau ich ihn an und er lacht wieder, ich könnte schmelzen, sein Lachen ist so süß.
"Na komm, geh rein und bedien dich an dem Drink Tisch. Dann wirst du mal lockerer."
"Geht klar." Ich drängelte mich an den  Mengen vorbei und sah den Tisch mit Getränken. Meine Rettung. Mit Alkohol geht das bestimmt leichter. Also schnappte ich mir den ersten Drink und schüttete ihn in mich. Zwar brennte es leicht aber nicht schlecht, musste man schon sagen.
"Naaa Hey Markus"
"Hey man"
Ich begrüßte Tim wie immer und sah, dass er nicht alleine war. Er beugte sich an mich ran und sagte leise: "Kennst du hier irgendein Zimmer, was frei ist?"
Schmunzelnd schaute ich ihn an und seine Dame. Typisch für Tim. "Das Zimmer neben dem Bad müsste eigentlich immer frei sein."
"Danke Bruder, wir seh'n uns." Grinsend ging er mit seiner Begleitung nach oben. Wenigstens er hatte heute Abend sein Spaß.

Nach einer Stunde füllte sich das ganze Haus und die Musik dröhnte förmlich aus den Lautsprechern. Eigentlich würde ich jetzt feiern und bekloppt zur Musik tanzen, mit Alkohol in der Hand. Doch heute konnte ich es nicht, ich war zu aufgeregt. Also stand ich nur da und schaute wo Carlo sein könnte. Wenn man vom Engel spricht. Carlo kam gerade zu mir.
"Bruder, was stehst du hier so alleine? Amüsier dich mal! Wir feiern verdammt nochmal unser geiles Album." sagte er mit einem grinsen auf dem Gesicht.
"Bin nicht so in Stimmung. Du, ähm, Carlo... ich... ich muss dir was sagen."
"Schieß los."
"Also, ich wollte dir das schon länger sagen und ich weiß auch garnicht, ob du es akzeptieren wirst aber fuck it, ich sag's jetzt einfach. Ich-"
"Warte mal bro."

Grade als ich die drei Wörter sagen wollte, grade als ich mich ihm outen wollte, unterbricht er mich und will irgendwas holen. Wieso hört er mich nicht einfach zu und kann es später holen? Ich breche hier gleich zusammen vor Nervosität und er unterbricht mich wegen irgendeiner scheisse.

"Carlo, hör mir erstmal zu, bitte, das geht ganz schnell."
"Jaaa das hier geht auch ganz schnell. Ey Jonas, mach mal ne andere Mukke, die hier suckt."
"Carlo-"
"Warte doch mal ohne richtige Mukke geht gar nichts." Ich konnte nicht mehr warten, ich musste es ihm JETZT sagen, nicht gleich.
"VERDAMMT ICH BIN SCHWUL UND LIEBE DICH."

Und gerade als ich es raus geschrien hab, war die Musik aus. Alle sahn mich an, einschließlich Carlo, mit großen Augen. Fuck. Das war nicht geplant. Es war geplant, dass ich es ihm alleine sage und, dass es alles unter uns bleibt. Aber, dass alle es direkt erfahren und ich jetzt Haupt Thema auf der Party bin. Tränen kamen hoch und ich rannte schnell aus dem Haus. Die Tränen liefen mein Gesicht runter und ich wollte nur noch nach Hause und in mein selbst Mitleid versinken.
"Das sollte doch alles anders laufen." Flüsterte ich leise zu mir selbst. Als ich weiter rennen wollte, hielt mich aber etwas auf. Es war eine Person. Aber nicht nur eine, es war die Person. Carlo.

"Markus?" Ich traute mich nicht ihn an zu sehen, es war immernoch die Angst da, dass er mich jetzt hasst.
"E-es tut mir leid, wirklich. Ich versteh es auch, wenn du mich jetzt hasst, mich abstößt und nichts mehr mit mir machen willst. Du-"
Und dann kam etwas was ich überhaupt nicht erwartet hab.

Er küsste mich.

Überrascht sah ich ihn an doch erwiderte den Kuss schnell. Seine Arme fanden Platz auf meinem Körper und ich rückte näher zu ihm. Meine arme schlangen sich um sein Nacken. So standen wir eine Weile, küssend. Ich wollte mich garnicht mehr lösen, das alles was so perfekt. Als ich mich dann doch lösen musste wegen Atemmangel, legte er seine Stirn an meine und schaute mir lächelnd in die Augen.
"Ich wollt's dir eigentlich auch heute sagen aber mit 'nem Kuss kann man doch viel mehr sagen." sagte er mit einem Lächeln. Ich lächelte nur glücklich zurück und küsste ihn wieder.

"Also hasst du mich nicht?"

"Nein. Ich liebe dich, Markus."

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 14, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt