1.Kapitel X - Lyra Beutlin

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Im Auenland geht die Sonne auf. Die Vögel zwitscherten und nirgends war auch nur die geringste Spur eines Abenteuers zu sehen. Tagein, Tagaus.
Sanfte Hügel und kleine Flüsse.
Abgeschottet vom Rest der Welt.
Die Hobbits lebten hier. Ein friedfertiges Volk, dessen größter Kummer die nächste Mahlzeit war.

Ich war eine Beutlin, Lyra Beutlin. Obwohl ich mich lieber als eine Tuk bezeichnen würde.
Die Beutlins und die Tuks, zwei unterschiedliche Seiten einer Familie, die entgegengesetzter nicht sein könnten, aber trotzdem irgendwie zueinander fanden.
Die Tuk hatten die Lust nach Abenteuer in ihren Genen. Reisen. Das Bedürfnis, mehr aus ihrem Leben zu machen. Und die Beutlins, tja, für die Beutlins waren Spitzendeckchen wichtig und ihr größter Kummer lag bei der nächsten Mahlzeit.
Und jetzt stehe ich hier in meinem Garten und sehnte mich nach mehr. Die Welt zu sehen, über die ich so viel in meinen Büchern las. Bruchtal wieder zu sehen, die Elben zu besuchen.

"Guten Morgen."

Ich hatte nicht gemerkt, wie vertieft ich war, als ich die Ringelblumen und Vergissmeinnicht beinahe ertränkt hatte. Ich stellte die Gießkanne ab und bevor ich zu dem Mann vor meinem Gartentor blickte, musste ich mir die feuerroten Haare aus den Augen streichen. Mit der Handfläche schirmte ich die Morgensonne ab. Wollte das Gesicht meines Gegenübers auch erkennen.

Die Stimme gehörte einem alten Mann mit grauem Bart. Er trug eine alte Kutte, einen spitzen Hut auf dem Kopf und war auf einen merkwürdigen Gehstock gestützt.

"Es ist tatsächlich ein Guter Morgen, werter Herr!" erwiderte ich, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als ich versuchte mir einen Reim darauf zu machen, woher ich ihn kannte.
"Wie kann ich behilflich sein, Herr...?" fragte ich, ihn weiterhin musternd.

"Gandalf," antwortete er, freundlich lächelnd, als er mir eine Gedächtnisstütze gab. Es kamen Bilder zurück von warmen Sommernächten und bunte Explosionen, die den Nachthimmel zum Tag zu machen schienen.

"Natürlich! Der Zauberer mit dem wunderbaren Feuerwerk. Wir haben dich schon lang nicht mehr bei uns gesehen! Ich dachte schon, dass-" Ich verstummte, als mir klar wurde, welchen Gedanken ich beinahe ausgesprochen hätte.
"Was führt euch ins Auenland? Steht ein Fest an, von dem ich noch nichts erfahren habe?"

Er schien für einen Moment zu überlegen, als er mich musterte.
"Ganz im Gegenteil. Ich stelle eine Truppe zusammen, für eine Unternehmung. Ein Abenteuer, wenn du so möchtest. Deinen Bruder, Bilbo, hatte ich für dafür auserwählt."

Er musste den Funken in meinem Auge gesehen haben, als er das Wort "Abenteuer" erwähnt hatte, leicht schmunzelte er.

"Ein Abenteuer?" Mich kribbelte es in den Fingern, als ich zu dem Zauberer sah, der nickte.
"Und Bilbo? Der hat mit Abenteuern nichts am Hut, vergebt mir, aber ich glaube ihr habt den falschen Hobbit. Er wird nicht begeistert sein."

Zweifelnd sah er mich an, bevor er den Weg Richtung Beutelsend entlang sah.

"Was für eine Art von Abenteuer denn?" fragte ich neugierig, fast schon begierig, mehr zu erfahren. Er antwortete ohne lange überlegen zu müssen.

"Da wirst du heute Abend mehr erfahren."
Er sah mich entschlossen an.
"Es wird ein Essen bei deinem Bruder geben. Du bist herzlich eingeladen, dir das Angebot anzuhören. Ich freue mich darauf, dich dann zu treffen, Lyra. Schönen Tag noch."

So verfolgte der Magier seinen Weg weiter, nachdem er mir noch ein kleines, wissendes Lächeln geschenkt hatte. Er ließ mich allein in meinem Garten stehen.
Was tat ich hier? Ein Abenteuer? Ich beobachtete, wie er hinter der nächsten Kurve verschwand.
Meinte er das ernst?
Warum Bilbo? Warum ich? Warum war Gandalf so auf einen Hobbit fixiert?

Feuermond - Kili Fanfiction - Der Hobbit [in Bearbeitung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt