LAM {Look at me}

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~ zwei Jahre später ~

Es war heute wohl ungefähr das hundertste mal das ich nach hinten in die Küche lief und "nochmal Blaubeerkuchen" rief. Dickinson, unser Koch und bester Freund von Mum hatte auch langsam die Schnauze voll von unserer Spezialität, dem Blaubeerkuchen.
"Wie lange noch?"
Ich schenkte ihm ein halbherziges Lächeln und sagte entschuldigend:
"Noch ein einhalb Stunden, tut mir leid, Dicki."
Mum huschte gerade in die Küche und zischte nur schnell:
"An die Arbeit, meine Liebe, es warten jede Menge Kunden auf dich!"

--

Ich schaute auf die grosse Uhr über der Eingangstür und zählte laut runter.
"3, 2, 1, FEIERABEND!"
Ich scheuchte den letzten Gast raus und wollte gerade das 'COME IN, WE'RE OPEN' - Schild auf die 'SORRY, WE'RE CLOSED' - Seite drehen, als draussen eine Harley Davidson vor fuhr. Völlig fasziniert beobachtete ich wie der Fahrer der Ständer runtertrat und den Helm vom Kopf zog. Zu meiner Verwunderung war kein vierzig jähriger Mann mit langen Haaren der Fahrer, sondern ein etwa fünfundsechzig Jahre alter, kleiner Mann. Bevor mir klar wurde das er in unser Dinner wollte und ich schnellst möglich das Schild drehen sollte, stand er schon da und schob die Tür auf.
"Tut mir leid, aber wir schliessen. Kommen sie morgen wieder."
Ich sollte eine freundliche Stimme haben, aber ich war vom Tag so gestresst das mein Tonfall mürrisch war.
"Dann warte ich bis sie fertig sind. Ich muss mit ihnen reden. Sie sind doch Lucy Fox, oder?"
"Fury Fox. Was wollen sie von mir?"
"Nicht hier. Ich erläutere es ihnen später. In 10 Minuten vor dem Lieferanteneingang, klar?"
Und mit diesen Worten liess er mich stehen.

--

Ich hatte meine Arbeit in Rekordzeit verrichtet und wartete vor dem Lieferanteneingang. Obwohl mir der Mann unheimlich gewesen war, brannte ich dennoch darauf was er mir vertrauliches zu sagen hatte.
Ich schaute auf meine Armbanduhr. Er war schon zwei Minuten spät.
"Ich bin hier, keine Sorge."
Aus der Dunkelheit schälte sich eine Gestalt und ich erkannte den Mann wieder.
"Wow, ich habe sie gar nicht gesehen. Wie haben sie das gemacht?"
"Übungssache. Aber nun zur Sache. Fury ist nicht ihr richtiger Name, oder?"
"Nein."
"Eigentlich heissen sie Lucy, nicht wahr?"
"Ja."
"Mein Name ist Simon Mcconen, freut mich. Die Sache ist die. Die letzten zwei Jahre haben wir dich beobachtet. Obwohl du gross bist, bist du flink und wendig. Du kletterst gut und hast Mut. Alle deine Eigenschaften machen dich zum perfekten Agenten."
"Wie bitte?! Was heisst wir? Wieso haben sie mich beobachtet?"
"Ersteinmal: Eigentlich wollten wir gar nicht dich. Wir haben deine Freundin Lacey seit ihrer Geburt beobachtet. Und bevor du fragts: Ihren Vater kannte sie nicht, aber das weisst du ja. Nachdem er ihre Mutter geschwängert hatte, ist er abgehauen und zu uns gekommen, zu den 'LAM- Agents.' Die Agentenagentur ist unbekannt aber unsere Aufträge gehören zu den schwierigsten und brutalsten der Welt. Man kennt uns nicht, da wir unerkannt bleiben wollen und auch können. LAM steht für 'Look at me', da man uns eben NICHT sieht. So kommt man noch weniger auf unseren Namen. Lacey haben wir beobachtet da man den ältesten, direkten Nachfahren eines LAM- Agents beobachtet. Stirbt dieser Nachkommen beobachtet man den Zweitältesten und immer so weiter. Ist jeder Spross tot oder der Nachfahre ist Einzelkind und tot, beobachtet man den engsten Freund oder Verwandten des Nachfarens. Lacey hatte keine Cousinen, Cousins oder ähnliches, deswegen haben wir erstmals einen Freund des Nachfahrens beobachet. Dich."
"Und für was das ganze beobachten?"
"Da man die familiäre Agenten-Linie weiterführen möchte. Seit Lacey gestorben ist haben wir dich beobachtet. Du bist die perfekte Agentin auch wenn man es nicht sofort merkt. Ich gehöre dem 'Rat' an, dem obersten Kommitee des LAM-Verbandes. Und im Namen des ganzen Kommitees möchte ich dich bitten: Werde ein LAM."
"Was muss ich tun um es zu werden?"
"Du musst ein paar 'kleinere' Fälle mit einem erfahrenen Agenten lösen, dann ein paar 'kleinere' Fälle allein und wenn du dich da gut bewährst, bist du eine LAM- Agentin. Naja, und du musst dich von deiner Familie trennen, das heisst, du musst abtauchen. Ausserdem musst du einen Vertrag unterschreiben welcher besagt das du über LAM Stillschweigen bewahrst und das du umgebracht werden würdest wenn du uns keine Treue erweist, das heisst, den Agentenverband wechselst oder jemandem aussenstehenden von LAM erzählst. Ach ja, erstens wäre ich dieser 'erfahrene' Agent für dich und zweitens sind alle bei LAM Agenten mit 007 Auszeichnungen. Also wärst auch du das."
Ich dachte nach. Eigentlich liebte ich meine Mum, und auch Dickinson, denn er gehörte ja eigentlich auch zur Familie. Doch Dad war ermordet worden (er war Reporter fürs Fernsehen und war für eine Reportage in Venezuela unterwegs gewesen und dort erschossen worden), meine beste und einzige Freundin war ermordet worden (und ihr Mörder und seine Verschwörer konnten bis heute nicht gefunden werden, deswegen hat die Polizei den Fall aufgegeben), also was sprach dagegen wenn ich im Namen der Gerechtigkeit Menschen töte. Es war ja für die Gerechtigkeit. Ich rächte ja eigentlich die grundlosen Verbrechen die an den Menschen begangen worden waren die ich liebte.
"Ich mach' es."

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