Lionel O'Brien

32 4 1
                                    

~ zwei Jahre später ~

"Fox, Simon lässt dich rufen."
"Alles klar, Loui, sag ihm ich komme sobald ich mich umgezogen habe."
"Mach ich. War er leicht?"
"Zu einfach. Von einem Serienkiller hätte ich mehr erwartet."
Für diesen Auftrag hatte ich eine andere Person verkörpern müssen. Das waren meine Lieblingsaufträge wenn ich eine ganz andere Person sein konnte, besonders wenn ich alles erfinden durfte und mir nichts vorgegeben war. Dieses mal war es so ein Fall gewesen.
Ich hatte die Kunstfigur Johanna Babson dargestellt, eine stark geschminkte, etwa dreissig jährige Frau, welche total etepetete drauf war. Ich hatte eine lange, glatte, blonde Perücke, einen mini-mini Schottenrock, ein kurzes Blumentop und zehn Zoll High-Heels in Schwarz getragen.
Jetzt wollte ich so schnell wie möglich die Verkleidung loswerden. Die Schminke war unangenehm auf der Haut, der Rock und das Top waren mir zu schlampig um so vor Simon vorzutreten, die Perücke kratzte und meine Füsse taten von den High-Heels weh.
Als ich in mein Zimmer stolperte warf ich mich als erstes aufs Bett und strampelte mir die Schuhe ab. Ich vergrub mein Gesicht in den Kissen und stöhnte hinein. Dann riss ich mir die Perücke vom Kopf und schlüpfte in die schwarze Jeans und die nachtblaue Bluse von gestern. Boots an und weg war ich.

--

"Mich wundert das du schon wieder da bist. Er ist ein Serienkiller und du hast in so leicht ausgeschaltet?"
"Man glaubt es kaum, ne? Er war ein totaler Trottel. Ich habe mich ja extra so dargestellt das er mich als neues Opfer auswählen würde. Ich hatte dafür mindestens eine Woche eingeplant bis er mich überhaupt entdecken würde. Aber er hat schon nach zwei Tagen versucht mich zu entführen. Er fragte mich ob ich einen Kaffee mit ihm trinken gehen würde. Ich habe natürlich ahnungslos getan und bin eingestiegen. Er wollte Richtung Industriegebiet aber ich hab ihm ein Messer in die Brust gerammt, es wieder rausgezogen, das Lenkrad so gedreht das es in einen am Strassenrand liegenden Felsen fuhr, die Tür geöffnet und rausgesprungen. Es war so einfach! Man könnte meinen er sei' ein ganz normaler Mann, so unfähig war er."
"Und du bist sicher das niemandem etwas auffällt?"
"Natürlich fällt niemandem etwas auf. Der Aufprall wird so hart gewesen sein dass das Auto in verquetscht haben wird."
"Du bist wirklich gut, Fury. Schon bei deiner Ausbildung wusste ich das. Der wievielte Auftrag war das nun?"
"Der neunzehnte."
"Das ist ungewöhnlich, aber ich möchte dir einen besonderen Auftrag geben. Würdest du gerne einen Neuling ausbilden?"
Ich schaute ihn verwirrt an.
"Ich weiss, ich weiss, das ist ungewöhnlich. Normalerweise muss man mindestens acht Jahre dabei sein, aber du beherrscht alles fast perfekt. Alle anderen möglichen 'Ausbilder' sind momentan entweder in einem Auftrag oder bilden schon aus. Und du bist geschickt und kannst auch gut mit Menschen umgehen."
"Aber.. Eine Frau hat noch nie ausgebildet. So sind die Regeln: Nur Männer dürfen ausbilden. Wieso darf ich das jetzt machen?"
"Du hast selbst mal gesagt das diese Regel sexistisch und frauenfeindlich ist. Deswegen haben wir sie für den Moment aufgelöst. Du bist quasi unser Versuchskanninchen."
"Ich würd's schon machen. Ist der Neue oder die Neue denn schon hier? Oder muss ich die oder den zuerst noch anquatschen?"
"Das anquatschen habe ich schon erledigt. Und er ist hier, er wartet draussen. Wundere dich nicht, er ist schon vierundzwanzig und er ist ebenfalls ein enger Freund des eigentlichen Sprosses, genau wie du. Das ist ebenfalls ein Grund weshalb du ihn ausbilden sollst. Er ist erst der Zweite der kein Agentenblut von der Familie her in sich hat. Nach dir natürlich. Er heisst Lionel O'Brien. Er war übrigens die letzten drei Jahre unauffindbar, niemand weiss wo er steckte. Falls du während eurer Zeit etwas herausfinden solltest, lass es mich bitte wissen, ja?" Ich nickte. "Gut, dann lasse ich ihn mal herein rufen, okay?"
"Let's go."
Keine zwei Sekunden später öffnete sich die Tür von Simons Büro und ein Typ kam herein. Und was für einer. Ca. 1.90 m gross, wuscheliges, dunkelbraunes Haar, [etwa so wie Zac Efrons Frisur in 'Bad Neighboors'] und elektrisierende, grüne Augen. Er hatte hohe Wangenknochen, eine markante Nase welche doch irgendwie was von einer Stupsnase hatte und kratzige Wangen. Bestimmt musste er sich täglich rasieren. Und seine Haut. Ich sog scharf die Luft ein. Er hatte sonnengebräunte Haut und unter seinem enganliegenden T-Shirt zeichnete sich ein Sixpack ab. Ich erhob mich rasch, schliesslich wollte ich nicht wie Johanna Babson rüberkommen, sondern wie eine gute und strenge Ausbilderin.
"Hi, ich bin Fury. Deine Ausbilderin." Ich streckte ihm meine Hand hin, welche er ergriff und schüttelte.
"Lionel O'Brien, aber jeder nennt mich Lio. Freut mich."
"Also..", meldete sich jetzt Simon zu Wort,"Ich bin Simon, aber wir haben ja schon Bekanntschaft gemacht. Fury Fox ist eine unserer besten Agenten. Eine hervoragende Spürnase und Kämpferin, aber auch eine tolle Persönlichkeit. Sie wurde genau wie sie beobachtet, weil sie die beste Freundin eines Sprosses war. Ich glaube ihr zwei werdet euch gut verstehen. Es ist schon spät, ich glaube ich zeige Ihnen am besten jetzt ihr Zimmer und dann können sie sich dort einrichten. Sie haben ja selbst Klamotten mitgenommen, aber ihnen wird auch welche zur Verfügung gestellt werden. Sie müssen ihre Wünsche nur äussern, und sie werden ihnen vermutlich erfüllt, wenn es nur um Oberflächlichkeiten wie beispielsweise Kleidung oder Extra - Essen geht. Sobald sie in ihrem Zimmer sind wird eine der Sekretärinnen oder 'Dienerin' kommen und ihnen die ganze Anlage zeigen. Morgen um 9:00 Uhr werden sie sich mit Mrs. Fox in der Cafeteria treffen und ihr werdet wahrscheinlich einen Trainingsplan erstellen. Der Rest des Trainings liegt ganz bei euch, beziehungsweise bei ihr. Alles klar?"
Er nickte, und ich hatte das Gefühl er hatte wirklich alles kapiert. Vielleicht war er aber auch nur ein guter Schauspieler.
"Perfekt. Dann können wir ja gehen. Fury, vielen Dank. Wir werden uns bald sehen, nehme ich an. Tschüss."
"Ciao, Simon. Und bis morgen, Lio. Ich würde dir raten bald ins Bett zu gehen, es wartet eine Menge Arbeit auf uns, insbesondere auf dich. Gute Nacht euch zwei." Ich klatschte mit Simon ab und Lio winkte ich möglichst sexy zu.

--

Alle Agenten und Mitarbeiter des LAM's wohnten auch hier. Das ganze Gelände war dementsprechend riesig, denn jede Person die etwas mit uns zu tun hatte wohnte auch hier, und die ganze Bandbreite an Personen umfasste etwa tausend Menschen. Da man nicht einfach ein so grosses Gelände beanspruchen konnte ohne Aufsehen zu erregen hatte man das ganze unter die Erde verfrachtet, etwa 50 Meter unter die Erdoberfläche. Die ganze Anlage hat etwa eine Fläche von ungefähr 100'000 Quadratmetern. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer und ein eigenes Badezimmer, welches zusammen für jeden so um die 75 Quadratmeter ergibt. Die Zimmer sind gleichzeitig auch Bunker, nur die Tür ist leichter, allerdings genauso robust. Es gab etwa fündundzwanzig Eingänge zu der ganzen Anlage, alle erreichbar durch getarnte Bodenklappen mit Leitern untendran, oder versteckte, tiefe Löcher in die man sich hinein schwang oder sprang. Schwang man sich an einem Langen Seil hinein musste man sich in etwa zehn Metern Höhe Fallen lassen und man landete in einem Netz. Sprang man, flog man automatisch ins Netz. An jedem Loch war ein Seil angebracht, man konnte überall aussuchen welchen Weg man wählte um hinein zu gelangen. Um ein wenig Sonnenlicht in der Anlage zu haben, hat man einzelne kleine Fenster in den Boden eingelassen, meistens sind diese unter Büschen oder ähnliches versteckt. Die Anlage liegt in der Mojave Wüste, in der Nähe der Sierra Nevada und des Death Valley Nationalparkes. Die LAM's verfügen ausserdem über 7 Helikopter, 4 Kampfjets und 2 Passagierjets. Der Lande- und Verstauplatz dieser Geräte liegt verborgen zwischen Hügeln und in künstlich angelegten Höhlen waren die Parkplätze für die etwa 90 Autos und 50 Motorräder der Firma. Wir hatten normale Autos, wie einen Audi oder Volvo zum Beispiel, aber auch Lamborghinis, Ferarris oder Jeeps. Sogar zwei VW- Hippiebüsse waren bei uns zu finden. Bei den Motorrädern hatten wir 15 Harleys und der Rest waren Roller oder Vespas.
Man könnte meinen das an dem Ort, an dem manche der brutalsten und besten Agenten der Welt ausgebildet werden und leben, eher düster und trist ist. Die Räume und Gänge sind zwar hauptsäclich in dunklen Farben gestrichen, aber es stehen viele Pflanzen herum, die Cafeteria ist zum Beispiel gelb gestrichen und es sind viele Holzelemente eingebaut.
Über all das denke ich nach, während ich zu meinem Zimmer gehe. Und als ich im Bett liege denke ich immer noch darüber nach. Und über Lio und das bevorstehende Training.

****

Hii.. Wie man sich schon denken kann ist das oben auf dem Bild Lio. Im nächsten Kapitel zeige ich euch dann Fury.
Feedback würde mich freuen, aber die Geschichte hat bis jetzt ja leider noch keine Reads.. :(
Stay fresh and CU soon!

Look at meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt