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Wie schön wäre es, einfach aufzugeben, einfach ein Teil der Dunkelheit zu werden. Nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, einfach diesen unendlichen Kampf hinter sich zu lassen. Aufgeben. Kein Schmerz mehr. Kein Leiden. Für immer schlafen. Ein Teil der Dunkelheit werden. Nicht mehr frieren, nicht mehr hungern. Einfach vergessen. Einfach aufgeben.

Ein Wunsch der mich in langen Nächten, an langen Tagen einholt. Wenn die Welt an mir vorbei zieht und ich nicht mehr weiß, was ich fühlen soll, außer dieser unglaublichen Leere. Wenn ich mir wünsche noch weinen zu können, um dieser unglaublichen Leere zu entkommen. Doch ich habe schon zu viel geweint. Ich kann nur noch zusammengerollt auf meinem Bett liegen und die Wand anstarren. Die weiße, leere Wand.
Ein stiller Kampf. Fragen lassen mich nicht mehr los.
Wann ist das endlich vorbei? Wann darf ich endlich aufgeben? Wann kann ich endlich aufhören diese Hülle zu sein und ein Teil der Dunkelheit werden?
Doch Sterben ist nicht einfach.

Jeden Tag warte ich auf meinen Zug nachhause und jeden Tag kostet es mich erneut Überwindung, nicht einfach den Schritt zu machen. Nur ein einziger Schritt nach vorne, über den Bahnsteig. Ein Schritt und es wäre vorbei. Ein Schritt und das Leid wäre zu Ende, der Schmerz vorbei. Nicht mehr fühlen, nicht mehr denken. Ich wäre ein Teil mit der Dunkelheit. Es gäbe keine Leere mehr.

Wie lange werde ich es wohl noch schaffen? Eine Woche? Einen Monat? Die Leere wird unerträglicher. Sie macht sich in mir breit. Ich kämpfe gegen sie an. Aus Verzweiflung greife ich zur Klinge. Der Schmerz ist ein Gefühl, das die Leere füllt. Irgendwann frisst die Leere auch den Schmerz. Ich schneide tiefer.
Bin ich schwach, wenn ich jetzt einfach aufgebe? Wenn ich das nächste mal diesen Schritt mache?

Meine Mutter. Es gab da einen Abend, an dem ich ihr alles erzählte. Ich erzählte von der Leere. Den Momenten in denen ich lieber geweint hätte, als diese unendliche Leere zu verspüren. Von Momenten in denen ich früher Hass verspürt hatte, in denen es nur noch diese unendliche, schreckliche Leere gab.
Damals nannte sie mich stark. Sie sagte, dass ich das alles schaffen würde. Das ich eines Tages die Leere besiegen würde, ich müsste nur lange genug durchhalten.

Würde sie mich noch stark nennen, wenn ich jetzt aufgeben würde? Wenn ich den Schritt machen würde? Wenn ich ein Teil der Dunkelheit werden würde?

Ich werde nicht aufgeben können. Ich werde weitermachen.
Jeder lebt um irgendwann zu sterben. Jeder wird zu einem Zeitpunkt für immer schlafen. Mein Zeitpunkt ist noch nicht jetzt.

Das Gefühl der LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt