Die Sonne setzte gerade zu einem neuen Tag an. Eine weitere Reise über das Firmament, welches, seit jeher die Menschen sich erinnern können, wie ein ewiger Wächter über der Erde thront und auf sie hinab blickt. Mit den ersten Sonnenstrahlen die sich über die Hügel streckten, stieg die weiß gebleichte Dame von ihrem geisterhaft schimmernden Ross und wandelte mit leichten Schritten, man könnte gar meinen sie würde leicht schweben, über das Schlachtfeld der jüngsten Tage. Gleißendes Licht umhüllte ihre Hände, die sie behutsam auf jene legt, die tapfer gekämpft haben, um sie in die ewigen Hallen aufzunehmen. Sie sei der Schlüssel zu einem glücklichen Leben nach dem Tod; so erzählen es sich die Menschen untereinander. Die Bauern beten sie um Versöhnung an, wann immer sie Not und Leid verspürten. Verbunden mit den letzten Ereignissen passierte dies nun immer häufiger. Die Städter jedoch kümmerten sich kaum um religiöse Fantasien. Sie waren zu sehr mit ihrem gegenwärtigen Leben beschäftigt und wollten nicht über das was kommt nachdenken. Sie glaubten nicht an sie und das wusste die Dame. Seele für Seele sammelte sie um jene zu ehren, die sie für würdig empfand. Ihr Ross schnaubte. Der Kampf hielt Tage an, ohne Pause, bis sich die Kriegsherren zurück gezogen haben, ohne je persönlich auf dem Schlachtfeld gewesen zu sein. Sie empfinden Krieg als etwas ganz anderes. So wie sich die Ansicht des Krieges bei Soldat und Anführer unterscheidet. Der Anführer sieht ihn nur als Möglichkeit, seinen persönlichen Zwist mit anderen zu klären. Er hat niemals ein Schlachtfeld gesehen und wird es auch nicht, bis sich der Kampf vor die eigene Haustür hingezogen hat. Er hat nur die Zahlen seiner Männer. Er kennt keine Namen, keine Hintergründe. DIe Soldaten sind nur ein Mittel zum unnötigen Zweck: Die eigene Ehre oder Stolz zu verteidigen. Die Offiziere sehen den Krieg weitaus realistischer als es die Anführer je könnten. Sie kennen ihren Trupp, verfahren mit ihm aber auch nur wie mit Spielfiguren auf einem Brett. Sie achten auf Verluste, nur kennen sie das wahre Gesicht des Krieges nicht so wie der Soldat. Ein Individuum, mit Namen und eigener Geschichte. Ein jeder von ihnen unterscheiden sich in einem 500 Mann Trupp, wie sie üblich sind. Sie werden dennoch auf diese Spielfigur hinuntergebrochen, welche sie für die Ranghöheren sind. Unmenschlich - so bezeichnen ihn die Bauern. Ein unaufhaltbares Monster, welches ihnen die jungen Männer und Arbeitskräfte vom Felde raubt. Sie können nichts dagegen unternehmen. So ist der Lauf der Dinge, wie man sie kennt.
Nachdem die letzte heroische Seele von der Dame in die Halle eingeladen wurde, hielt sie in der Mitte des Schlachtfeldes stehen und kniete. Sie verharrte dort für mehrere Momente. Es war komplett still. Der kalte Wind des Morgens ließ die Flagge am letzten noch stehenden Mast wehen. Er fegte über die zerschundenen Leichen. Das Blut war schon lange im Boden versickert und Würmer und Maden ergötzten sich am frisch dargebotenen Festmahl. Der Wind hörte dann auf, als die Dame sich aufrichtete und zu ihrem Ross zurückkehrte. Anmutig stand es da, mit dem Blick in die Ferne gerichtet. Die Dame schwang sich elegant auf ihr Ross, gab es die Sporen und reitete in die Sonne und verschwand im blendenen Licht. Dieses Spektakel wurde von den letzten Bewohnern des nahe gelegenen Dorfes beobachtet, die staunend in einer Baumgruppe standen. "Da war Sie! Wir haben Sie alle gesehen! Sie existiert wirklich!" rief eine junge Frau in Ekstase. Ihrem Gesicht hat man aber trotzdem nächtelanges Trauern entnehmen können. Der Dorfälteste trat hervor und wandte sich der kleinen Menge zu. Er stützte sich auf seinem Wanderstecken ab und sagte: "Der Krieg hat uns unser Zuhause genommen und unser Land zerstört. Bringheim wird nicht mehr so sein, wie davor." Er machte eine Pause um durchzuatmen. Er war von sehr hohem Alter und sichtlich von Weisheit erfüllt. Er traf alle Entscheidungen, die in der Dorfgemeinschaft anfallen und gab immer Rat in der Not. Man trat ihm immer mit größten Respekt vor. "Wir werden so nicht lange überstehen können." Sein Ton war eindeutig traurig. Es fiel ihm schwer diese Worte zu sagen. "Ich habe mich mit dem Vorsteher der nächsten Minenstadt unterhalten, Talrogg heißt er. Er hat mir angeboten jedem einen neuen Platz zum wohnen bereitzustellen, wenn ihr Bringheim verlassen wollt." Er sah Richtung Boden. Er wusste, das sein Vermächtnis - sein Dorf - unter diesen Umständen keine Zukunft kannte. "Aber-" stieß jemand aus der Menge hervor, jedoch wurde die Stimme von einem leisen Flüstern, man sollte den Ältesten nicht unterbrechen, unterbrochen. "Wenn ihr im Dorf bleiben wollte, dann zwinge ich euch nicht zu gehen. Doch denkt an eure Zukunft und an kommende Generationen. Tut euch selber einen Gefallen und verlasst diesen Ort. Es ist das Beste." Mit gesenkten Kopf verließ der Älteste die Menge und machte sich in Richtung des Dorfes auf. Die Dorfbewohner die zurückgelassen wurden sahen sich untereinander an, verloren aber kein einziges Wort, bis sie schließlich ebenfalls zum Dorf aufbrachen.
WIP - Keine Korrektur