...sind zwei Schwingen,...

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Nachdem Steph meinen Platz als Quinns Stütze übernommen hatte, brachen wir auf und kamen sogar erstaunlich schnell voran.

Zwar hatte Quinn sichtlich zu kämpfen - ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst- aber ihr Willen war ungebrochen.

Als Vorhut hielt ich nach allem Verdächtigem Ausschau, doch es war erstaunlich ruhig geworden.

Ich will mich ja nicht überdramatisch anhören, aber es war tatsächlich schon zu ruhig.

"Quinn, wo vermutest du Deacon denn?"

Ich sprach ohne mich zu den anderen zwei umzudrehen aus Vorsicht. Selbst wenn kein Dämon in Sicht war, sollte man nicht zu selbstsicher sein.

"Im großen Speisesaal."

Die Schnelligkeit und Überzeugung mit der meine Cousine mir antwortete, ließ mich dann doch kurz stocken.

"Was macht dich so sicher?"

Ich unterdrückte das Bedürfnis sie über die Schulter anzuschauen.

"Wir sind mit einander verbunden. Ich kann bis zu einer gewissen Distanz spüren, wo er ist.

Außerdem ist es einer der wenigen Räume, in dem die Gestaltwandler genug Platz haben."

Für einen Moment verstand ich nicht, was sie mit Platz meinte, doch dann startete in meinem Kopf eine Diashow von gigantischen Drachen und Greifen, die die Dämonen wie Puppen durch die Gegend schleuderten und ließ mich schaudern.

Wie gut, dass ich auf ihrer Seite stand.

Nach Quinns Aussage wurde es still zwischen uns, während wir bemüht leise durch die Flure schlichen. Vielleicht lag es auch genau an diesen Bemühungen, dass uns kein Dämon begegnete, aber etwas in mir sträubte sich gegen diese Annahme. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Ich konnte zwar nicht bestimmen was, aber das unruhige Gefühl in meiner Magengrube ließ mich noch konzentrierter die Umgebung mustern, nur um noch immer nichts zu entdecken.

Erst als wir uns bereits dem großen Saal näherten, klangen Dämonenschreie zu uns.

Allerdings bezweifelte ich, dass uns die Urheber dieser Geräusche gefährlich werden würden.

So unmenschlich die Stimmen der Dämonen auch waren, die klagenden Laute eines Lebewesens das im Sterben lag, waren immer die gleichen. Und obwohl ich sicherlich kein Mitleid mit diesen Höllengeburten empfand, stellten sich mir doch alle Haare auf, bei dem Gedanken an die Schmerzen, die solche Laute verursachten.

Wir hätten uns gar nicht weiter bemühen müssen zu der großen Eichentür zu schleichen, die einen spaltbreit offenstand, als würde sie vorbeikommende Besucher dazu einladen, einen Blick zu riskieren. Die Kampfgeräusche, die aus dem inneren des Saales zu uns drangen, waren viel zu laut, als dass man über sie unser Näherkommen gehört hätte. Selbst wenn wir mit einem Bulldozer alles niedergewälzt hätten.

Für gewöhnlich hätte mich derartiger Lärm erfreut. Er bot die perfekte Möglichkeit sich langsam aus den Schatten zu nähern, um sein Ziel auszuschalten oder aber sich auf leisen Sohlen davon zu machen. Doch die Art, wie sich Quinn dicht hinter mir verspannte, während ich es nicht wagte den letzten Schritt in den Raum hinein zu gehen, erinnerte mich ein weiteres Mal daran, dass nichts war wie sonst. Unser Ziel war es die Aufmerksamkeit eines wahrscheinlich voll verwandelten Drachen auf uns zu ziehen und nicht im Verborgenen zu bleiben. Und ich war mir nicht sicher, ob ich die Kreaturen dieser beängstigten Laute auf mich aufmerksam machen wollte. Denn es war noch weit mehr zu hören, als die schmerzerfüllten Schreie der sterbenden Dämonen. Laute, die mein Kopf nicht so recht zu sortieren konnte – oder wollte.

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