Icy
Nach den nächsten drei Stunden gibt es endlich Essen. Hab' ich schonmal erwähnt, dass ich essen liebe? Nein? Es ist so, definitiv.
"Komm' hier rüber, Icy", quitscht Jocy und zieht mich quer durch den Saal, in dem mehrere vierer und sechser Gruppentische stehen. Dem Eingang gegen über ist die ganze Wand aus Glas, weshalb der Raum gut belichtet ist. Jocy zerrt mich in die Ecke neben der Essensausgabe, an der eine rundliche Frau steht.
Dort sitzen drei Mädchen, welche sich als Juul, Lacey, Celina herausstellen, die sind alle in der Clique von Jocy, genau wie Puma und Charlie. Ich glaube, das sind so ziemlich langweilige Girlies, deren Hauptbeschäftigung es ist, zu shoppen.
Also entweder ich suche mir andere Freunde, oder ich werde hier mal etwas Schwung rein bringen.Ich entscheide mich für letzteres, das wird vermutlich mehr Spaß machen. Natürlich habe ich auch noch meine Freunde von der alten Schule, bei denen handelt es sich aber zum größten Teil um Jungs, weil ich diese einfach unkomplizierter finde, heulen einem nicht die ganze Zeit die Ohren voll, von wegen, mein Freund hat Schluss gemacht. Ich will aber auf jeden Fall mit ihnen in Kontakt bleiben.
Wärend ich über diese Dinge nachgedacht hatte sind wir zur Essensausgabe gegangen, wo wir uns hinter ein paar Fünftklässlern anstellen und warten. Was als nächstes passiert ist echt nicht okay. Eine Gruppe Jungs, alle sehr heiß und groß, ich schätze das sind die Badboys der Schule, gehen an der gesamten Schlange vorbei und stellen sich einfach direkt vorne an. Das merkwürdigste ist aber, dass niemand etwas gegen diese Vollpfosten unternimmt!
"Was geht bei denen schief?", frage ich Puma, die neben mir steht und an ihrem T-Shirt rumspielt.
"Äh was? Ach die, das ist normal, die haben immer als erste ihr Essen und ihren Stammplatz darf man auch nicht berühren. Sie denken sie sind die Könige der Schule oder so... keine Ahnung, lass sie einfach.", antwortet sie desinteressiert, aber das muss ich auf jeden Fall ändern. Von solchen Deppen hab ich seit heute morgen nämlich wirklich die Nase voll.
Ich gehe zur Essensausgabe und stelle mich ganz vorne hin. Vor die Jungs.
"Hey Zwerg, wir sind zuerst dran, immer.", sagt meine Bekanntschaft von heute früh alias Hässlon zu mir und lächelt dabei fies, ich bin etwas überrascht ihn zu sehen, aber eigentlich hätte mir das klar sein müssen. Er ist ein Badboy. Hier sind die Badboys.
"Hallo Hässlon, das sagt wer?", habe ich mich schnell gesammelt und funkel' ihn von unten an.
"Winzling, das ist so, ich und meine Jungs haben Vorfahrt."
Meine neuen Freunde und mindestens die Hälfte der anwesenden Schüler starren uns gebannt an. So etwas passiert hier anscheinend nie, Langweiler.
"Tja, ab heute nicht mehr. Ich hab nämlich sehr viel mehr Hunger als du, also schwing' deinen fetten Arsch nach hinten und sei mal sozial. Noch dazu nimm' gefälligst deine Freunde mit. Mich wundert's das du überhaupt welche hast.", zicke ich Hässlon an und dieser schaut sichtlich verwirrt.
"Na los, geh schon", schiebe ich noch nach und mache eine Handbewegung wie sie zur Vertreibung von Fliegen benutzt wird. Ich stehe im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, weshalb ich mich der Köchin zuwende und nach dem Essen frage."Ihh, Gemüse. Ich bin auf Gemüsediät, tut mir Leid.", sagt ich entschuldigend. Die ganze Schule hört mir zu. Ich muss meinen coolen Eindruck natürlich bewaren, also was soll's, ich nehme mein Handy und wähle die Nummer einer Pizzeria.
"Hallo, kann ich bitte mit Lieferung bestellen? ... Ja, zwei Partypizzen einmal mit Salami und einmal mit Schinken. ... Mh ... Ich bin bei dieser doofen Privatschule in Sky City ... Gut, danke, bis gleich!"
Jap, ich habe Pizza bestellt. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und sehe etwa fünfhundert Augepaare die mich anstarren.
"Leute, ich bin kein Alien. Geht und holt euch euer Gemüse!", bringe ich die anderen wieder in Bewegung. Ich selbst gehe zu meinem Mädels und grinse sie an.
"Also, ich hoffe ihr mögt Pizza?", frage ich begeistert von mir selbst und klatsche in die Hände.
"Ja, aber du hast dir soeben ein paar Feinde gemacht, Icy.", sagt Charlie besorgt, aber ich winke ab.
"Nicht doch, die werden mich bald lieben", lache ich, ohne zu wissen wie Recht ich doch habe. "Also wo ist denen ihr Stammplatz?", fahre ich mit meinem Plan den perfekten Tag zu haben fort.
Die Mädels führen mich zu dem Tisch, wenn auch etwas widerwillig, setzten sich dann aber zu mir. Als ein jüngeres Mädchen an mir vorbei läuft, halte ich sie am Arm zurück und gebe ihr ein paar Scheine.
"Wenn du mir von draußen die Pizza rein holst, darfst du den Rest behalten", überrede ich sie, mir meine Pizza zu bringen. Das Mädchen nickt und saust aus dem Raum.
Meine Freunde sehen immer noch geschockt aus und sagen kein Wort.
"Okay Ladys, ihr könnt jetzt wieder reden", sage ich immernoch lachend und sie stimmen in mein Lachen ein.
Im nächsten Moment kommt das Pizzamädchen und gibt mir die Kartons. Danach läuft sie schnell vor mir weg. Hat die Angst vor mir? Mhh egal.
Ich mache die Schachteln auf und wir nehmen uns alle ein Stück Pizza.
"Auf das wir am Tisch der Coolen sitzen!", rufe ich und halte mein Pizzastück in die Luft. Meine neue Clique tut es mir gleich.
Leider nimmt sich jemand hinter mir mein Pizzastück aus der Luft und meint: "Das glaube ich nicht, geht hier sofort weg!"
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe Hässlon genüsslich in MEIN Pizzastück beißen.
"Nein wir bleiben hier, du Spaten!", schimpfe ich und nehme mir ein neues Stück.
"Aber dann habe ich keinen Sitzplatz!", jammert Hässlon.
"Geh doch zu deinen Freunden."
"Die sitzen an einem vierer Tisch und haben mich weg geschickt. Also ist das jetzt nötig", lacht Hässlon und hebt mich hoch als wäre ich eine Feder. Ich gebe ein Quitschen von mir und schlage ihm auf die Brust, aber das ist ihm egal. Er setzt sich einfach auf meinen Stuhl und mich auf seinen Schoß. Ich will nichts als runter von ihm, aber ein Arm von ihm ist um meine Taille geschlungen und ich kann mich kein bisschen bewegen.
"Lass mich looos", zicke ich rum und strample um mich, aber das ist Hässlon egal, er lacht nur und isst Pizza. Keine meiner Freundinnen kommt auf die grandiose Idee mir zu helfen. Warum bin ich nur so klein?
"Ian, lass das bitte, sie ist meine Schwester!", bittet mein Bruder den Typ, der also Ian heißt. Aber eigentlich kann er sich vor Lachen kaum halten.
"Setz dich doch zu mir und ess' mit Pizza.", bietet Ian ihm an, ich quietsche immernoch im Hintergrund.
Phil denkt einen Moment nach und hebt dann ohne Probleme Charlie von ihrem Stuhl, welche sich fast an ihrem Pizzastück verschluckt, so überwältigt ist sie. Ach ja, sie findet Phil ja auch so scharf.Ich gebe es auf, mich von Ian befreien zu wollen und helfe den anderen die Pizza zu vernichten. Die Mädchen unter uns, die noch auf ihrem Stuhl sitzen, haben es geschafft sich, aus ihrer zweiten Starre heute, zu lösen und unterhalten sich ausgiebig über eine Party die am Wochenende steigen wird. Ich beobachte meinen Bruder und Charlie, die immer noch total panisch ist, und Phil hat seinen 'was für ein süßes Mädchen' Blick drauf, was mich vermuten lässt das er Charlie garnicht mal so schlecht findet.
"Du kommst doch auch, oder?", werde ich von Lacey aus meinen Gedanken gerissen.
"Äh was?", frage ich verwirrt nach.
"Ob du zur Party kommst", sagt Ian dicht neben meinem Ohr, was echt kitzelt. Ich lehne mich zur Seite in ihn anzuschauen.
"Kommst du denn?", frage ich und sehe ihn fragend an.
"Ja klar", sagt Ian, der echt dachte, ich würde wollen dass er kommt.
"Bäh, dann komm ich nicht.", sage ich Lacey ab, diese zwinkert mir aber nur zu.
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Für Quentin
Teen FictionIch heiße Icy und muss meine Schule wechseln, hab mich von der sowieso schon für Problemkinder gedachten Schule werfen lassen, natürlich NICHT freiwillig. Und nein, ich bin kein Problem Kind, mir wird nur schnell langweilig. Jedenfalls muss ich jet...