Siebter Eintrag

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Laute Musik dröhnte uns entgegen als wir die Auffahrt von Jaspers Haus erreichten. Mike stellte seinen Wagen ab und gemeinsam stiegen wir aus.
Die Musik wurde immer lauter desto näher wir dem Pool kamen. Ich war froh das ich noch Badesachen unter meinem übergroßen schwarzen T-Shirt mit dem Aufdruck "Normal people scare me " trug. Auch wenn ich der festen Überzeugung war das mich niemand in den Pool schubsen würde, und ich auch garantiert nicht freiwillig schwimmen würde. Bloß meine Chucks könnten zum Problem werden.
Ohne das ich es bemerkte war Mike schon zu Chase gelaufen, der einer dieser super beliebten Cliquen angehörte die immer überall eingeladen waren.
Also ging ich mit Jodie und Milla rein um mir etwas zu trinken zu holen. Cola versteht sich.
Drinnen war es stickig, es waren zu viele Menschen auf einem Fleck. Das Licht machte alles noch viel schlimmer. Es war die Hölle. Überall bekannte Leute, die meisten von ihnen schon blau. Es stank nach Schweiß, und die Bässe dröhnten mir in den Ohren.
Ich versuchte mir irgendwie den Weg zur Küche zu bahnen, denn meine Freundinnen hatte ich schon verloren.
Aber zur Küche schaffte ich es dann doch nicht.
¡Hola, Sue!", rief mir Tripp durch das Getümmel zu, und stand einen Augenblick später auch schon neben mir.
"Hallo Tripp.",erwiderte ich. Ich saß im Spanischunterricht drei Reihen hinter ihm, wir hatten mal zusammen an einem Projekt gearbeitet. Eigentlich war er ganz nett. Wenn er nicht schon seit Jahren versuchen würde mich auf ein Date zu kriegen. Er hatte feuerrote Haare, von denen ich nicht wusste ob sie gefärbt waren, und tausende von Sommersprossen. Seine Augen waren unglaublich dunkel, beinahe schwarz, und wurden von langen seltsamerweise schwarzen Wimpern umrahmt.
Er war neu an der Schule, ich glaube früher hat er in Afrika gelebt, weil seine Eltern bei einem medizinischen Projekt geholfen haben. Kam aber eigentlich aus Kalifornien.
Anscheinend hatte er pausenlos geredet, denn jetzt schaut er mich fragend an.
Ich täusche einfach schnell einen Hustenanfall vor, und renne in die Küche um mir etwas zutrinken zu holen. Hier drinnen stehen nur noch kleine Grüppchen zusammen. Die meisten davon Mädchen, die leise miteinander tuschelten, und wahrscheinlich gerade die neusten Gerüchte austauschen.
Die Küchentür stand offen, und eine Welle kühler Nachtluft schwappte herein. Der Pool lag auf der anderen Seite des Hauses, weswegen es hier überraschend still war.
Ich ging nach draußen, auf die Terrasse, und überblickte den Garten. Hinten zwischen zwei Bäumen, entdeckte ich eine Hängematte auf die ich mich nun zu bewegte. Sie schaukelte ein wenig im Wind. Ich fröstelte.
Ich schaukelte ein wenig und summte leise vor mich hin, als sich plötzlich jemand neben mich setzte. Ich sah ihn nicht aber ich wusste das es jemand war, der definitiv schwerer als ich war, denn die Hängematte bewegte sich bedenklich gen Boden.
Es war Jasper.
"Hi."
"Wieso bist du hier?"
"Du sahst so einsam aus."
"Ok, und was ist die Wahrheit?",frage ich ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen.
"War mir zu laut."
"Dir, dem beliebtesten Jungen der Schule, dem König der Wochenenden, dem Mensch mit nur einer Gehirnzelle, ist etwas zu laut?!",hake ich ungläubig nach.
" 1. Hey, das war gemein.
2.Ja."
Er boxt mich.
"Hey!", sage ich und boxe zurück.
Im nächsten Moment sitzen wir beide lachend auf dem Boden.
Die Seile der Hängematte sind gerissen.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, sah ich ihm in die Augen und fragte:
"Aber mal im Ernst, solltest du nicht da drüben sein? Das ist deine Party, die meisten Leute sind nur da weil es deine Party ist. Und du sitzt hier mit mir, der wahrscheinlich einzigen Person auf der Welt die dich hasst, in einer zerrissenen Hängematte. Eigentlich solltest du schon längst im Pool sein, hörst du? Die ersten wurden schon reingeworfen." Tatsächlich hörte man Wasser aufspritzen, dann folgte lautes Gelächter.
"Du solltest bei diesen Leuten sein, die du als deine Freunde bezeichnest. Auch wenn die meisten von ihnen strohdoof sind, Sorry. Hätte ich nicht sagen dürfen. Aber ernsthaft, das Leben ist eine Party, genieße sie.
Ernsthaft."
"Weißt du was? Du hast recht. Ich ziehe das jetzt durch. Ist ja meine Party, Dreh ich die Musik halt einfach leiser.",sagte er lachend. Aber irgendwie erreichte das Ganze seine Augen nicht.
"Yeah, das ist die richtige Einstellung. Und jetzt geh da raus und schmeiß sie alle in den Pool!", erwiderte ich lächelnd und klopfte ihm auf die Schulter.
Ächzend stand er auf, und ging über den Rasen zum Pool.
Er wurde immer kleiner, und ich hatte keine Ahnung warum, aber er wirkte irgendwie verloren. Seine Schultern hingen merkwürdig nach unten und von seinem selbstbewussten Gang war kaum noch etwas übrig.
Aber dann drehte er sich noch einmal um und rief:
"Hasst du mich wirklich?"
"Ja!" , schrie ich zurück.
"Echt jetzt?"
"Ich versuche es", sagte ich.
"Was ich verstehe dich nicht?!",lachte er.
Ich stand auf und rannte zu ihm.
"Ich versuche es!", sagte ich lachend, nahm ihn an der Hand und rannte das letzte Stück bis zum Pool, dann sprangen wir gemeinsam hinein.

Nevermind.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt