Kapitel 2

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Nach einem erfolgreichen und produktiven Tag kamen wir spät in der Nacht erst wieder zuhause an. 'A keni mujt me gjet shpijen o vajzat e mi.?' (Konntet ihr euer zuhause finden meine Töchter?). Die Stimme eines Helden ertönte aus der Küche. Es war Papa. Ich eilte zu ihm in die Küche und umarmte ihn mit ganzem Herzen. 'A u lodhe Babi jem?' (Bist du erschöpft mein Vater). 'Nein nein.' - 'Mami ku asht?' (wo ist Mama?). Sein Blick schwieg. Seine Stimme wurde still. Marigona wiederholte ihre Frage. 'ku asht nana?'. (Wo ist Mama?). Seine Augen füllten sich mit Tränen. Ich packte meine Autoschlüssel schlüpfte erneut in meine Schuhe und zog die beiden mit mir. 'A asht apet n spital a?' (Ist sie schon wieder im Krankenhaus?). Er nickte nur.

Wir stiegen ein und fuhren direkt ins Krankenhaus. 'Qa ka ndodh?' (Was ist passiert?) fragte ich. 'Ska mujt mu qu edhe e lshojten kembt.' (Sie konnte nicht aufstehen und dann verließen sie ihre beine). Ach Mama. Unser Engel. Sie war immer der Wirbel in unserer Familie. Sie vermisst ihn sehr. Sie wird ihn immer vermissen. In jedem Moment an dem er nicht an unserer Seite sein kann. In jedem Moment an dem er seine beiden Familien nicht in Ruhe einschlafen lässt.

'JOOOO! BIRI JEM! QU! TE LUTEM O ZOT! QU! MOS UM LE VETUN!' (Nein! Mein Sohn! Ich bitte dich Gott! Steh auf! Bitte lass mich nicht alleine!). Die schmerzvollen Worte meiner Mutter am Unfallort meines Bruders Lorijent. Er liegt im Koma. Seit vier Monaten liegt er schon im Koma. Liegt er schon in der Intensivstation. Liegt er nicht mehr in seinem Schlafzimmer neben seiner Frau und neben seinem neugeborenen Sohn Altin. Unser einziger Bruder. Er liegt seit vier Monaten im Koma. und Mama? Sie kommt immer noch nicht klar. Mama hatte seitdem keinen reinen Kopf mehr. Sie konnte nicht mehr den Alltag ohne weinen bewältigen. Ah Mama. Wenn ich könnte ich würde dir diesen Schmerz nehmen.

Wir eilten in ihr Krankenzimmer und sahen sie an einem Beatmungsgerät der ihr beim Atmen hilf. 'Mam.' füllten sich meine Augen mit Tränen. 'Geht es dir gut?'. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Sie nickte und bat mich, mich hinzusetzen. 'Ju lutem shpirtat e nanes, bitte lasst ihn nicht sterben.' (Ich bitte euch mama's Seelen..). 'Er wird nicht sterben!' schrie Marigona und schlug gegen die Wand. 'Qetsohu!' (Beruhig dich) sagte ich einfühlsam.

'Ich gehe zu ihm.' Lorijent war im dritten Stock im selben Krankenhaus wie Mama. Ich ging in sein Zimmer und bei jedem Male, an dem ich in sein Zimmer trete, verschlägt es mir den Atem. Zehn.. oder zwanzig Schläuche die diesen leblosen Körper noch am Leben halten. Drei Geräte, die das dokumentieren, was jeder wissen möchte. Ob er lebt.

Ich nahm einen Stuhl, stellte ihn neben seinem Bett ab und setzte mich drauf. Seine Hand tief in meine. 'Ah lorijent mein Schatz..' fing ich an zu reden. 'Ah lorijent. Vier Monate schon, bist du nicht mehr nachhause gekommen. Vier Monate konnte ich dich nicht mit meinen Alltag nerven. Sechs Monate ist Altin schon alt. und sieben Monate ist Marigona nun verlobt. Nur acht Monate geben die Ärzte dir. Sie geben die nur acht Monate, nein keine neun, zehn oder sogar mehr, nur acht um diesen Kampf zu bewältigen. Ansonsten.. ansonsten werden sie die Geräte abstellen Lori. Bitte. Kämpf weiter. Es liegt an dir, ob Mama je wieder normal einschlafen kann, ob Altin je seinen Vater nach einem Rat fragen kann, ob ich dich je wieder in die Arme nehmen kann, wenn mir was passiert, ob Marigona dich je wieder nach irgendetwas fragen kann, wenn es um ihren Verlobten geht. Bitte Lori. Kämpfe weiter. Wenn nicht für mich, dann für Mama. Du siehst nicht wie es ihr geht Lori..'. Eine Träne floss nach der anderen auf seine leblose Hand. 'Oh allah! Bitte hilf ihm diesen Kampf zu besiegen!'

plaga jem (meine wunde)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt