Chapter One

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"Er ist tot, er ist tot!", hallte es immer wieder in meinem Kopf. " Er ist tot und du hast ihn nicht beschützt!", ging es weiter.

"Warum warst du nicht da, wenn er dich am meisten gebraucht hat?", fuhr die Stimme in meinem Kopf fort, während ich den sterilen Flur entlang schritt, den Kopf gesenkt. Mein Atem beschleunigte sich und mir kam es vor als würden die Wände auf mich zu kommen. " Alles wir gut. Nur die Ruhe bewahren, Leann!", redete ich mir ein, als wäre es ein Mantra.

Ein paar Krankenschwestern schauten mich mitleidig an, anscheinend hatte es sich schon herumgesprochen, was passiert war.

"Ist alles okay mit dir?", fragte mich jemand. Ich schaute auf, wollte etwas sagen, jedoch blieben mir die Wörter im Hals stecken. Ich nickte deswegen nur.
"Für mich siehst du aber nicht nach einem okay aus: Du bist kreidebleich und verschwitzt."

"Es ist alles okay, ehrlich!", antwortete ich gereizt. "Lassen Sie mich einfach in Ruhe!"

Das Gefühl eingesperrt zu sein wurde immer stärker und ich wollte einfach nur aus diesem Gebäude raus. Es kam mir so vor, als würde es mich verschlingen wollen.

"Ich werde jetzt mal auf deine Selbsteinschätzung vertrauen.", gab sich Dr. Martens geschlagen. Zumindest glaube ich, das er so heißt. Schließlich stand es so auf seinem Namensschild.

"Du musst darüber hinweg kommen, du kannst jetzt eh nichts mehr machen."

"Ein echt toller Rat!", murmelte ich im Weggehen.

Ich ging um die nächste Ecke, durch die alt bekannten Türen, hinaus auf den Parkplatz und hinein in den Park. Weiter, bis zur Kreuzung an der Post und von dort aus in den Wald.

Nach einem 20 minütigen Fußweg erreichte ich unseren Ort. Wir gingen immer hier hin, wenn wir allein sein oder etwas zusammen machen wollten. Früher haben wir hier noch gespielt, Fangen, Verstecken und der ganze andere alte Kram. Als wir älter wurden, war es für uns eher ein Chatportal, nur das wir nicht am Computer sondern uns gegenüber saßen. Hier konnten wir alles besprechen, ob es unser verrücktes Liebesleben oder es einfach nur wieder stressig der Schule war. Es war wie ein Zufluchtsort, wenn alles mal wieder zu viel wurde.

Doch schlimme Dinge passieren nunmal, wenn man es am wenigsten erwartet. Genauso wie an diesem Freitag, als mein schlimmster Albtraum wahr wurde:

Der Morgen fing schon nicht gut an: Ich hatte verschlafen, genauso wie er. Alles musste schnell gehen, damit wir noch einigermaßen rechtzeitig zum Unterricht kommen könnten und dass wir Mr. Davidson in der ersten Stunde hatten, machte die ganze Sache auch nicht besser.

Mit insgesamt 10 Minuten Verspätung kamen wir dann schwitzend und nach Luft schnappen an - wir waren den ganzen Weg zu Schule gerannt.

'Hoffentlich müssen wir nicht wieder Nachsitzen', dachte ich mir, bevor wir den Klassenraum betraten. Aber mein Wunsch wurde nicht erhört und nach einer Standpauke von Mr. Davidson wurde uns die vermutete, aber nicht erhoffte Stunde mehr in der Schule aufgebrummt. Seufzend ließ ich mich auf meinen Platz in der vorletzten Reihe plumpsen.

In der großen Pause hatte ich dann meinen Tiefpunkt erreicht, als ich von einer Gruppe Jungs, darunter auch er, die mit Wasserpistolen bewaffnet waren durchs ganze Schulgebäude gejagt wurde. Ich hatte ihn danach so angeschnauzt. Aber hätte ich gewusst, das es sein letzter gewesen war, hätte ich wahrscheinlich nur mitgemacht. Schließlich war ich es davor gewesen die ihn am Wochenende um 5 Uhr morgens mit einer Smack-Cam geweckt hatte.

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Halli Hallo, ihr da draußen.
Ich bin jetzt nicht neu hier auf Wattpad (lese gefühlt schon seid Jahrzehnten hier), aber ich habe mich jetzt endlich dazu entschieden, diesen OneShot doch hochgeladen.
(Thx to meiner Besten und ihrem ständigen Nerven ;))

Ich würde mich über Kritik, Komments usw natürlich sehr freuen.

Viel Spaß noch beim Lesen xoxo

To Live and To Let GoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt