Kapitel 29

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Liam‘s Sicht

Wie kann man eigentlich so blöd sein? Nachdem sich Niall den Fuß gebrochen hat, waren wir alle ein wenig vorsichtiger, sodass uns nicht auch so was dummes passiert, aber das hat wohl nicht gereicht. Gerade durch das vorsichtige Verhalten ist jetzt auch mein Fuß in einen wunderschönen Gips eingewickelt.

Wir haben keine waghalsigen Sprünge durch die ganze Wohnung oder auf der Bühne gemacht, als uns langweilig war, haben wir nicht versucht beim durchqueren eines Raumes den Boden so wenig wie möglich bzw. nicht mit den Füßen zu berühren, wir haben nicht versucht Skateboard zu fahren, da wir es einfach nicht gut können und wir haben keine schweren Keksendosen oder andere Objekte, an denen man sich verletzten kann, durch die Gegend geworfen. Trotzdem ist jetzt ein winzig kleiner Knochen auf der Innenseite von Harrys Fuß zertrümmert. Und das, obwohl wir uns so viel Mühe gemacht haben.

Ich bin am Pool langgelaufen, der gerade abgepumpt , damit man ihn von innen neu anzustreichen kann. Dabei war ich so fasziniert von einer nur in Bikini bekleideten jungen Lady, die die Poolinnenseiten abgeschrubbt hat, sodass ich auf einer Abdeckfolie ausgerutscht und hineingefallen bin. Ich habe mich noch versucht an Harry, der neben mir stand, festzuhalten, doch dabei habe ich ihn nur mitgezogen. Dabei bin ich so blöd aufgekommen, dass ich jetzt ordentliche Kopfschmerzen habe und er kann nur noch durch die Gegend humpeln. Man kann echt nicht glauben, wie viel jemand wegen einem so ein winziger Knochen jammern kann. Es kommt eben immer anders als man denkt, vor allem wenn man sich mit aller Gewalt dagegen wehren will.

Cathys Sicht

In der letzten Zeit hat sich mein Zustand wirklich gebessert und die Verletzungen heilen gut ab. Trotzdem machen sich die Ärzte noch Sorgen um meinen psychischen Zustand, sie sagen, ich könnte ja mal zu einer Psychologin gehenum, um über den Tod meiner Eltern zu sprechen und die Sorgen mit jemandem zu teilen. Sie sagen, dass das der wichtigste Schritt in  meinem Heilungsprozess ist und sie mich ohne ein Gutachten auf keinen Fall gehen lassen können. Ich wurde mich verschließen, weshalb sie mich nicht einschätzen könnten und meine weitere Therapie nicht planen. Ein so harter Schicksalsschlag in Kombination mit dem Erblinden könnte bei mir Kurzschlussreaktionen hervorrufen.

Meiner Meinung nach ist das nicht nötig, ich komme auch alleine gut zurecht, auch wenn ich hin und wieder mal schlecht gelaunt bin, aber das ist nach solch einem traumatischem Erlebnis, wie die Ärzte es ja selbst nennen, auch logisch. Ich verspüre nicht den Drang mich umzubringen.

Außerdem ist Victoria ja wieder da. Sie war, wie sie mir erzählt hat, einige Zeit bei ihren Eltern. Eigentlich wollte sie ihrem Freund nicht von der Seite weichen, doch ihr ging es selbst so schlecht, sodass ihre Eltern sie überzeugen konnten, dass es nach der Aufregung besser wäre, einige Zeit bei ihnen zu verbringen. Und ich muss sagen, dass es wirklich etwas gebracht hat. Die ganze Zeit hier, hat sie ein wenig lebloser werden lassen, doch jetzt ist sie wieder ganz die Alte und albert mit mir herum. Sie ist wie komplett renoviert und sprüht nur so von positiver Energie.

Auch die Rolle einer Psychologin hat sie für mich angenommen, da ich ihr sehr vertraue und so auch über meine Eltern und mein Erblinden rede. Bei ihr ist es anders als bei den Ärzten, irgendwie einfacher.

“Gibt es eigentlich einen Grund, warum du den Kontakt zu deinen alten Freunden in Amerika nicht gehalten hast? Früher gab es doch auch schon Festnetztelefone, so schwer wäre das nicht gewesen, oder?”, fragt  sie mich, wie auch schon wie bei etlichen Fragen zuvor. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einer fremden Person so vertraue, dass ich ihr von meiner Zeit in Amerika zu erzählen. Die letzten Jahre habe ich das ganz tief in meinem Hinterkopf vergraben und mit niemanden darüber geredet.

Wahrheitsgemäß antworte ich: "Das war die Empfehlung meiner Eltern und außerdem wollte ich meine Freunde nicht verlieren, aber das hätte ich sonst früher oder später. Ich denke nämlich nicht, dass ich diese Freundschaft über tausende von Kilometern aufrechterhalten hätte können. So war es einfacher, einfach einen klaren Schlussstrich zu ziehen und neu anzufangen. Zwar bereue ich es an einigen Tagen es noch nicht mal versucht zu haben, aber ich denke es ist so besser."
"Zu den meisten aus meiner Schulzeit habe ich auch den Kontakt verloren, aber das geht glaube ich fast jedem so, also mach dir keine Vorwürfe, du hast doch jetzt neue Freunde und die lieben dich bestimmt genau so wie deine alten"
Ich kann sie ja verstehen , aber das Problem ist, dass ich mit meinen Freunden zur Zeit nichts machen will, ich möchte weiterhin erst mal auf Abstand bleiben.
Und das sage ich Victoria auch, doch die ist da wie schon die Male davor, bei denen wir darüber geredet haben, einer anderen Meinung
" Ich weiß, wahrscheinlich gehe ich dir damit auf dir Nerven, aber ich denke die Ärzte haben recht, du brauchst etwas vertrautes in deinem Leben und du fehlst deinen Freunden, willst du nicht vielleicht mal mit ihnen reden, oder deinen anderen Verwandten Bescheid sagen, die wissen ja auch noch gar nichts von dem Unfall. Du schließt dich in deinem Prinzessinnenschloss ein und lässt dir von niemandem helfen."

"Alle Verwandten die ich noch hab, ist eine Tante, die ich nicht kenne und von der ich rein gar nichts weiß und einem Bruder, zu dem ich auch keinen Kontakt habe und jetzt auch nicht sehen will. Da ist also niemand. Und mit meinen Freunden will ich auch nicht darüber reden, das habe ich dir auch schon oft genug gesagt. Meine "Familie" habe ich seit Jahren nicht gesehen und kein einziges Wort gehört. Und was die Ärzte sagen geht mit um ehrlich zu sein am Arsch vorbei, nur weil sie Medizin studiert haben, wissen sie nicht wie ich mich fühle und was das beste für ich ist. Ich glaube kaum das jemand versteht wie es ist blind und oben drauf noch Waise zu sein.

Ich weiß echt nicht wie lange die mich hier noch festhalten wollen. Ich bin alt genug um in eine eigene Wohnung zu ziehen und mein eigenes Leben zu leben, so wie ich es vorhatte, qäre dieser Scheiß Unfall nicht passiert. Sie behandeln mich, als ob ich nicht ganz dicht wäre.
Ich kann nur nicht sehen, das ist schon schlimm genug, das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich geistesgestört bin und einen Babysitter brauche!", rede ich mich in Rage und würde am liebsten aufspringen und davonstürmen. Stattdessen stehe ich auf und gehe vorsichtig an der Wand entlang zu meinem Zimmer, um bloß nicht falsch abzubiegen oder in jemanden rein zu laufen.
Dann fällt mir auf, dass ich sie gar nicht weiter nach ihrem Freund, seinem Zustand, generell ihren Problemen gefragt habe, doch zurückgehen kommt nicht in Frage, dafür bin ich dann doch schlichtweg zu stolz und wahrscheinlich ist sie auch schon gegangen. Unauffällig nachschauen funktioniert nicht.

➳Reality ➳ // One direction ff // Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt