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"Hi, schön dich wieder zu sehen, Marie", begrüßte ich das brünette Mädchen mit den langen, dunklen Locken vor mir und schloss sie fest in die Arme.
Wir waren seit der zweiten Klasse in der Grundschule in der selben Klasse und kannten uns wahnsinnig gut. Wir hatten uns 6 Wochen nicht mehr gesehen, denn sie war in den Sommerferien nach Afrika verreist. Marie machte ziemlich verrückte Sachen. Welches 16-jährige Mädchen reist mit ihrem 18-jährigen Bruder nach Afrika? Mitten in die Natur? Ohne ein Plan was sie machen, ohne einen Plan wo sie schlafen und was sie essen?
Ja, Marie machte sowas. Und das war nicht ihr erstes Mal. Sie war wahrscheinlich schon in mehr Ländern außerhalb Europas, wie in Europa selbst.
"Hi, freut mich auch dich zu sehen." Sie strahlte über das ganze Gesicht. Ein weiterer Grund warum ich sie so sehr mochte. Sie war einer der wenigen Menschen, die immer lächelten, die immer versuchten, das beste aus allem zu machen und auch das beste in jeder Situation zu sehen. Das war einfach bewundernswert.

"Na, wie war deine Reise, erzähl mir alles!", forderte ich sie auf. Ich war total ungeduldig und konnte es kaum erwarten, dass sie mit reden began. Maries Erzählungen von ihren Abenteuerreisen waren wie das Hörbuch eines Bestsellers. Sie waren lustig, spannend und wahnsinnig unterhaltsam. Bei ihr ging immer so viel schief, doch sie nahm es ganz locker und lachte darüber.

"Es war hammer! Wirklich es war echt klasse! Du musst unbedingt nach Afrika. Wir sind ja direkt am Abend des letzten Schultags geflogen. Es war das erste Mal, dass am Flughafen alles gut ging. Wirklich. Keine Polizei. Keine Handschellen. Keine Kofferdurchsuchungen und auch zum Glück keine sexuelle Belästigungen.
Aber wie es üblich ist, verlief der Flug nicht ganz problemlos. Wir hatten ziemliche Turbulenzen und neben mir saß eine Frau. Die war so fett, ich dachte ich habe keinen Platz mehr auf meinem Sitz. Junge, was die gegessen hat. Die hat nur gefressen. Vom Start an bis zu dem Zeitpunkt, als die Turbulenzen begonnen haben. Denn dann hat sie nämlich gekotzt. Die erste Ladung voll über ihre eigenen Klamotten. Und wie man es sich ja so schön wünscht, hat es zu mir rübergespritzt. Direkt auf meine Hose. Ich hätte am liebsten einfach oben drauf gekotzt. Die hat dann ewig das Klo blockiert um sich sauber zu machen und ich bin fast gestorben. Ich habe so gestunken. Alles hat gestunken. Richtig ekelhaft. Ich hatte den Geruch wahrscheinlich noch längst in der Nase, als wir am Flughafen ankamen und ich noch dort meinen Koffer aufmachte, um mich umzuziehen. Und Leo dieses kleine, miese Arschloch hat mich die ganze Zeit über ausgelacht. Ich bereue es so sehr, dass ich ihn an's Fenster sitzen lassen habe. Der hat eh nur den ganzen Flug gepennt. Der hätte es wahrscheinlich nicht mal geschnallt, dass ihn eine fette Frau von neben an vollgekotzt hat."
Marie kicherte leicht, während ich mich neben ihr fast nicht mehr auf den Beinen halten konnte vor lachen. Zu geil war die Vorstellung, wir Marie die Nase rümpfte, während die Kotze auf ihr lag und wie Leo sie deswegen ständig aufzog. Ihr Bruder war echt vollkommen in Ordnung. Er war ziemlich cool drauf und mir total ähnlich, weshalb ich mich gut mit ihm verstand. Zum einen war er total abenteuerlustig, viel mehr sogar noch als ich. Auf der anderen Seite war er direkt, hatte immer coole Sprüche drauf und konnte seine gute Laune auch mal einbremsen, wenn es einem  beschissen ging. Ich glaube, das war eines der wenigen Dinge, was mich an Marie etwas nervte. Denn wenn ich mal nicht so gut drauf war, grinste sie immer noch 24/7 wie ein hüpfender Flummi, dem nichts passieren konnte.
Ja, ich war mal in Leo verliebt gewesen. Seine coole Art ist das was mich beeindruckt. Die Schlagfertigkeit. Und doch diese werten Erfahrungen in seinem Leben die ihn geprägt haben. Aber seit er Emily gefunden hat und ich gesehen habe, wie glücklich ihn dieses Mädchen machte, ist diese Liebe irgendwie verflogen. Ich gönne ihm dieses Glück. Das hat er verdient.

"Wir standen dann am Flughafen. Also nicht so ein mega Airport wie jetzt in München oder so. Nein, es war ein winziger Flughafen mitten in der Pampa. Für den ersten Tag hatten wir ja ein Resort in der Nähe des Flughafens gebucht. Denn erst da wollten wir schauen, wir wir weiter vorgehen. Ein Taxi oder sowas gab es nicht mal. Ein Fahrrad mit so komischen 2 Sitzen für Liebespärchen hätte es gegeben. Ich wär ja damit gefahren, koste es was es wolle, hauptsache nicht laufen müssen. Aber die Sache im Flugzeug mit der fetten Frau war schon peinlich genug und Leo hatte mich so damit aufgezogen, dass ich ihm zeigen wollte, dass ich nicht immer das kleine süße Mädchen bin, das nichts schafft. Und dann sind wir 4 Stunden durch die Pampa gelaufen, entlang einer Straße die einem breiten Gehsteig glich. Und ich hatte so scheiße Angst, das kannst du dir nicht vorstellen. Du weißt ja nie was für ein Tier hinter dem nächsten Busch sitzt. Deswegen bin ich die meiste Zeit auf der Straße gelaufen. Es kam sowieso nur etwa jede Stunde ein Auto. Es war echt ätzend. Und Leo hat mich so krass verarscht. Er war natürlich zu cool, um auf der Staße zu laufen. Auf einmal macht der einen riesigen Satz zu mir auf die Straße und schrie "Achtung!! Eine Schlange!" und klammerte sich an mich. Ich bin so erschrocken und wollte wegrennen. Ich habe so rumgezickt, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Bis Leo irgendwann voll losgeprustet hat "Verarscht". Mir war nicht mehr zu lachen zu mute, das kannst du dir ja vorstellen. Ich wollte ihn schlagen, so richtig. Aber gegen seine Muskeln habe ich ja keine Chance." Sie seufzte. Wir liefen langsam in Richtung Klassenzimmer.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10, 2018 ⏰

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Reden ist silber - Schweigen ist GoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt