Sie wollte ihn nicht bedrängen, doch ihre Gefühlswelt spielte absolut verrückt. Sie wollte von ihm bemerkt werden. Sie war sich allem was sie fühlte und sich wünschte absolut sicher, auch wenn sie noch nie wirklich geliebt hatte. Das war das Erste Mal. Sie war normalerweise nicht die Art von Mensch, die sich aufzwang oder sich besonders sympathisch gab. Mit ihrer Ehrlichkeit konnten die Meisten nicht umgehen. Sie erwarteten Nettigkeiten, Lügen, die sie besser fühlen lassen würden, Komplimente. Sie knallte den Personen in ihrem Umfeld lieber etwas von der harten Wahrheit und Realität an den Kopf, anstatt sie in schöne Lügen zu betten. Sie sprach alles aus was andere für sich behielten. Ob es Ihnen gefiel oder nicht interessierte sie wenig. Die Anderen mussten nicht mir ihr auskommen oder sie mögen, wenn sie mit ihrer Kritik nicht umgehen konnten. Mit diesem Benehmen hatte sie sich schon einige Feinde gemacht, doch dieses Verhalten würde sie nicht ändern. Ihre neuen Klassenkameraden und sie fanden kaum ein Gesprächsthema. Mehr als einen sinnloser Smalltalk kam nie zustande. Gemeinsame Interessen Fehlanzeige. Sie hielt sich die meiste Zeit bedeckt und tat dass was von ihr mehr oder weniger erwartet wurde, um den Frieden des neuen Kennenlernens zu wahren. Vielleicht konnte sie ja doch Freunde finden, wenn sie nicht gleich so gemein und auf Angriff ging. Außerdem brachten bei diesen Menschen ihre Ehrlichkeit nichts, denn sie würden sich wahrscheinlich nie ändern. Ihnen zu sagen was sie dachte, war nur unnötige Energieverschwendung. So entschied sie sich erste Einmal zum Schweigen. Sie tauchte in der Masse an immer gleichen Personen unter. Sprach über belangloses, über die Schule, Noten, aber nicht über Gefühle oder ihre verrückten Gedanken. Nach einiger Zeit aber schon bemerkte sie, dass sie sich diese Menschen nie offenbaren können würde. Sie hatte keinen Platz unter ihnen. Egal wie sehr sie versuchte sie wie sie zu sein, sie war es nicht. Sie waren einfach alle oberflächlich. Ihnen ging es in den seltensten Fällen um den Charakter, um den guten Kern in einem Menschen. Titten, Ärsche, Sex, eine gute Figur, das Neuste Handy, die besten Schuhe und die Trends waren das was zählten. So dachte sie nicht, würde sie nie. Sie vertraute kaum jemanden. Je öfter er ihr aufmerksam schenkte, sie ansprach, desto mehr wollte sie. Sie hatte keine kleinen Erwartungen mehr. Sie hatte zwar nicht viel gemeinsam, aber er verstand sie so gut. Er verstand warum sie nicht wie alle sein wollte. Er wusste mit welchen schweren Gedanken sie sich herumschlug. Was sie an diesem Klischee-Jugendlichen so verabscheute. Sie hatte das Gefühl sich bei ihm öffnen zu können. Sie konnte sie selbst sein und immer mehr und mehr von sich preisgeben. Das tat ihr gut. Er konnte es ertragen die Wahrheit zu hören. Er teilte so manche Erfahrung, die sie ebenfalls gemacht hatte. Er kannte das Leben. Er wusste wie man in ihm überleben konnte. Sein Lachen war unbeschreiblich. Seine Ansichten waren es auch. Sie glaube er sah schon das gewisse Etwas in ihr, dass was sie ausmachte. Seine Augen leuchteten sie an. War das flirten oder war das nur ihr Einbildung? Sie war noch nie wirklich von einem Typen angemacht worden und hatte deshalb keine Ahnung davon. Sie war sich sicher, dass alles spielte sich nur in ihrem Kopf ab, aber diese Einbildung, diese Zufälle häuften sich. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, wenn er in ihrer Nähe war oder mit ihr redete. Seine Persönlichkeit war so anders. Er kam zu ihr. Sprach sie an. Sie war schon oft verletzt und enttäuscht worden, doch sie hoffte bei ihm würde es anders sein. Sie erinnert sich an dem Moment in ihrem Leben in dem sie geglaubt hatte verliebt gewesen zu sein und in dem ihr das Leben ebenfalls einen harte, fast unvergessliche Ohrfeige beschert hatte. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen und sie driftete in vergangene Erinnerungen ab. Er redete gerade von der nächsten Klausur. Sie nickte, aber war schon von ihren Gedanken verschlungen worden. Eigentlich wollte sie nie wieder einen Gedanken daran verlieren. Alle diese Menschen, auch der Junge von Früher, waren jetzt aus ihrem Leben verschwunden. Sie waren alle Fremde geworden. Nicht mehr Relevant. Damals hatte ihr ein Junge seine Liebe offenbart und sie ihm ebenfalls. Das alles war über Facebook passiert, schon das hätte ihr zu denken geben sollen. Sie wusste jetzt das es keine wirkliche Liebe gewesen war, aber damals hatte sie sich versucht einzureden es wäre so. Sie hatte sich unbedingt verlieben wollen. Den ersten Kuss erleben wollen. Jeder hatte zu dieser Zeit einen Freund, deshalb wollte sie auch Einen. So dachte sie damals. Sie glaubte viele dachten damals so. Dieses Denken war ein großer Fehler gewesen und sie wünschte sie hätte ihn nie begangen. Sie hatte den Jungen kaum gekannt. Er war in ihrer Parallelklasse gewesen. Außerhalb der Schule hatten sie sich noch nie getroffen oder geredet. Sie hatte nichts über ihn gewusst, außer seinen Namen und dass er gerne Fußball spielte. Sie waren plötzlich nach eine paar Facebook Nachrichten zusammen gewesen und hätten sich das erste Mal Außerhalb getroffen. Das alles war so seltsame gewesen, aber ihr damaliges 14 Jähriges Ich dachte sich nicht wirklich etwas Dabei. Sie hatte ihn gemocht. Ja, er war nett zur ihr gewesen. Man hatte sich gut mit ihm unterhalten könne. Er hatte sie auf Händen getragen. Er war in der Schule beliebt und von Mädchen umschwärmt gewesen, doch trotzdem wollte er sie. Während ihrem ersten Treffen hatte es es an zu regnen angefangen. Sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern, wie du Luft roch kurz bevor der Regen eingetreten war. An jedes kleine Detail an diesem ersten, damals für sie wichtigen Treffen erinnerte sie sich. Wie der Regen sie beide überraschte hatte und wie sie sich zusammen Hand in Hand in ein Häuschen an einer Bushaltestelle gesetzen hatten, um sich vor den kühlen Nass zu schützen.
"Du bist wirklich unbeschreiblich nett. Das hätte ich nie gedacht...", hatte er angefangen und Ihr Hand gehalten.
"Ich bin nur so, wie ich eben bin.", fiel sie ihm damals ins Wort und hatte herzlich gelacht. Sie wusste damals schon, wie verrückt sie war.
"Haha, so solltest du auch bleiben. Du bist anders, als die anderen Mädchen. Wirklich."
"Was meinst du mit, das hättest du nie gedacht und anders als die Anderen?", hatte sie gefragt und seine Hand losgelassen
"Du redest schnell und viel, wenn man dich besser kennt. Das soll jetzt nicht böser klingen, aber..."
"Aber?"
"die meisten denken die bist die größte Schlampe der Schule."
Dieser Satz hatte sie ganz schön getroffen und sie verstand damals noch nicht warum so viele das von ihr gedacht hatten, aber das alles war eine andere Geschichte.
"Ich will dich nicht verletzen. Ich will ehrlich mit dir sein. Es tut mir leid.", hatte er gemeinte und verriet ihr die ganze damalige Wahrheit.
Sie hatte noch nie so viel geweint wie an diesem Tag. Obwohl es keine Liebe gewesen war, hatte es verdammt weh getan und sich wie Liebeskummer angefühlt. Sie erfuhr an diesem Tag, dass er nur mit ihr zusammen war, um eine Wette zu gewinnen. Eine Wette die er mit den anderen Klassenkameraden aus der Schule eingegangen war. Das brach ihr zum ersten Mal das Herz und zeigte ihr wie grausam die Welt und ihre Bewohner sein konnten. 20€ wären eine Nacht mit ihr den anderen Typen wert gewesen. Er hätte sie gekonnt verführen sollen. Wenigstens war der Junge ehrlich zu ihr gewesen und hatte die dumme Geldwette nicht durchgezogen. Ab dem Tag an, hatte sie ihm keines Blickes mehr gewürdigt, was ihr jetzt ziemlich unreif vorkam. Immerhin war er ja am Ende ehrlich gewesen und wollte sie schützen. Trotzdem war da auch nach vielen Jahren immer noch Hass in ihr. Wie könnte man überhaupt so bescheuert sein, sich auf solche Wetten einzulassen? Als sie von ihrem Tagtraum erwacht und wieder im Hier und Jetzt war, erzählte er ihr gerade mit seiner sanften Stimme von seinen Zukunftsplänen. Sie schämte sich und ihre Wangen färbten sich sofort rot. In Tagträume verfiel Sie des Öfteren, aber warum genau in diesem Moment? Sie hatte ihm die ganze Zeit nicht zugehört und ihn geistesabwesend angestarrt. Was hattet er erzählt? Hoffentlich hatte er ihre Träumerei nicht bemerkt. Wie unhöflich. Er war Feuer und Flamme für seine eigene Geschichte. Sie versuchte ihre kurze Abwesenheit zu überspielen, was ihr anscheinend gut gelang. Er bemerkte nichts und riss sie sofort wieder mit. Er erzählte alles so lebendig. Er war ein kreativer und nachdenklicher Kopf. Sie würden alle noch so viel vor sich haben, waren alle noch so jung. Er gestikuliert wild, während er weiter über alles was ihm noch bevor stehen würde fanatisierte. Er holte weit aus. Er fragte sie, was sie in der Zukunft noch so vor hatte.
"Was wünscht du dir für die Zukunft?", sein Blick war voller Erwartungen.
"Dich. Das ich all diese tollen Sachen mit dir erleben darf.", doch diese Wörter kamen natürlich nicht über ihre vollen Lippen.
"Habe bisher noch nichts bestimmtes im Sinn.", war ihre Antwort.
Sie sah seine Enttäuschung. Wie der Glanz ging. Er hatte sie wohl eine spektakulärere Antwort erhofft. Doch als sein Blick über ihren Körper wanderte war das glitzern in seinen Augen wieder da. In diesem Moment waren sie beide glücklich. Da wusste er aber noch nicht, dass eine richtige Zukunft für ihn nie möglich sein würde und sie noch nicht das sein Lachen und das Glitzern eine Maske war.
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No Feelings
Romance"Why does it hurt?" "Because." "Because?" "Because I want to hate him so badly, but I can't." Sie war noch nicht bereit dazu, ihn loszulassen.