Mein Wecker klingelte, doch das hatte eh keinen Sinn, da ich schon seit Stunden wach war. Ich hatte auch diese Nacht nicht wirklich schlafen können. Ich war so müde, aber ich konnte nicht schlafen. Mit dem bisschen Kraft, die ich noch in meinem Körper hatte, raffte ich mich auf und drückte auf den roten Knopf auf meinem Wecker. Ich ließ mich wieder zurück auf mein Bett fallen und seufzte. Ich wusste nicht wie das mit mir weiter gehen sollte. Ich konnte kaum noch schlafen und ich war jeden Tag so schlapp. Ich hatte nie Hunger und zwang mich nur dazu ein bisschen was zu essen, damit ich nicht nur noch aus Haut und Knochen bestand. Mein Leben hatte im Moment eigentlich gar keinen Sinn mehr. »Komm runter und Iss was!«, hörte ich die Stimme meines Vaters rufen. Ich wollte ihm antworten dass ich keinen Hunger hatte, aber ich hatte nicht genug Kraft um so laut zu rufen, dass er meine Worte in der unteren Etage hätte verstehen können. Mühsam stand ich auf, faltete meine Bettwäsche und nahm meine Bürste um mir schnell meine zerzausten roten Haare zu kämmen. Als ich nach der Bürste griff, glitt mein Blick auf die weiße Feder, die in einem kleinen Gläschen lag, das mit einem holzbraunen Korken verschlossen war. Es war jetzt einen Monat her, dass ich diesen Traum gehabt hatte. Oder was auch immer das gewesen war. Seit dem lag diese Feder da, und Ich hatte es bisher noch nicht gewagt sie zu berühren. Vor einem Monat war ich schweißgebadet, mit Tränen in den Augen und einem total nassen Gesicht aufgewacht, war so geschockt, aber gleichzeitig auch so erleichtert gewesen, da ich realisiert hatte, das es nur ein schrecklicher Traum gewesen war. Zumindest dachte ich das. Ich war aufgestanden und mir war das Herz stehen geblieben, als ich die Feder auf meinem »Schminktisch« (Ich schminkte mich zwar nicht, weiß aber nicht wie ich das Teil sonnst nennen sollte.) entdeckt hatte. Sie hatte genau so ausgesehen wie die, die mir meine Mutter in dem Traum gegeben hatte. Von diesem Tag an hatte ich meine Mutter nicht wieder gesehen. Als sie weg war hatte ich natürlich direkt die Polizei informiert, aber die hatten bis heute keine Spur von Mama gefunden. Meine Mutter war das wichtigste in meinem Leben. Und jetzt war sie weg. Was sollte ich bloß ohne sie machen? Ich fühlte mich so leer. Mein Vater war mir keine wirkliche Hilfe. Er schien gar nicht traurig zu sein, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl seit dem Mama weg war, blühte er richtig auf. Ich hatte meinen Vater noch nie gemocht. »AMELIA, KOMM JETZT RUNTER!!« Wenn man schon vom Teufel spricht. Genervt machte ich mich auf in die untere Etage. Mein Vater saß an unserem Küchentisch und blätterte ungeduldig in der Zeitung herum. »Was brauchst du denn so lange?!«, giftete er mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern und griff nach einem Brötchen, und biss widerwillig hinein. Angewiedert legte Ich das Brötchen auf einen Teller und setzte mich zu meinem Vater an den Tisch. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles was auf meiner Zunge lag wieder ausspucken musste. »Beeil dich mal, Schule fängt in 20 Minuten an. Wie willst du das schaffen wenn du nur trödelst, hm?« schnaubte mein Vater. Ich atmete ein mal tief aus, biss noch zwei mal in mein Brötchen und stand auf. Ich nahm mir eine kleine Wasserflasche aus einer Kiste und ging hoch in mein Zimmer. Dort packte ich sie in meine Schultasche. Meine Haare machte ich einfach schnell zu einem Dutt, da ich es vorhin nicht mehr geschafft hatte sie fertig zu machen. Mit meiner Schultasche lief ich runter und machte ohne mich zu verabschieden die Tür auf und ging nach draußen. Ich bekam eine Gänsehaut. Es war kälter geworden und ich hatte keine Jacke an, aber das war jetzt egal. Da musste ich durch. Ich legte meine Hände in die Taschen meines Hoodies und ging langsam zur Schule. Ich würde zu spät kommen, da ich zu schwach war um mich zu beeilen. Mit gesenktem Kopf schleichte ich durch die mir so bekannten Straßen. An der Schule angekommen, betrat Ich das Gebäude und machte mich auf den Weg zu dem Raum, in dem ich Unterricht hatte. Ich hasste den Geruch in den Fluren unserer Schule. Es roch nach billigem Putzmittel vom Tag davor, nach Gummi von dem alten Boden und stechend nach Schweiß. Ich rümpfte meine Nase und betrat die Klasse. Ich ignorierte gekonnt die arroganten Blicke die auf mir lagen, suchte einen freien Platz, ließ meine Tasche fallen und setzte mich hin. Meine Arme legte ich auf den zerkratzten dunkelbraunen Tisch und ließ meinen Kopf langsam darauf sinken. Erst als ich die Stimme von meiner Lehrerin hörte, richtete ich meinen Kopf nach oben und schaute in ihre Richtung. Doch mein Blick schweifte schon nach kurzer Zeit durch die Fenster nach draußen. Ich verfolgte ein Blatt, dass sich vom Baum löste und langsam zu Boden glitt. Hatte der Herbst schon begonnen? In letzter Zeit war ich gar nicht mehr draußen gewesen. Hatte ich das alles verpasst? Hatte ich den Sommer verpasst? Früher wäre das so schrecklich für mich gewesen. Im Sommer war ich jeden Tag draußen gewesen, hatte die Wärme genossen und war erst spät Abends wieder zuhause gewesen. Doch ich war nicht mehr dieselbe. Ich zuckte mit meinen Schultern und wendete meinen Blick wieder nach vorne. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich nicht auf den Unterricht konzentrieren. In letzter Zeit war ich schulisch so abgesackt.
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Die Schulklingel läutete und in der Klasse machte sich ein erleichtertes Raunen breit. Ich packte meine Sachen zusammen und verschwand aus dem Raum, während meine Klassenkameraden sich noch gut gelaunt unterhielten. Mein Dutt hatte sich im Laufe des Tages schon beinahe ganz aufgelöst, also zog ich das Gummi einfach aus meinen Haaren und setzte die Kapuze meines Hoodies auf. Ich schaute auf den Boden als ich den Schulflur entlang ging und verabschiedete mich auch von niemandem, ich hatte eh keine Freunde. Eigentlich war Ich selber daran Schuld. Ich hatte mich so abgeschottet und ich könnte ja versuchen das zu ändern und wieder Kontakte aufknüpfen, aber seit dem meine Mutter weg war, war ich einfach zu schwach. Ich hatte keine Lust mehr auf irgendwas. Ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, da ich gegen eine Person geknallt war. Ich hatte sie wegen meiner Kapuze und meinen Haaren nicht gesehen. Ich ging einen Schritt zurück und musste meinen Kopf ein wenig nach oben bewegen, da vor mir ein großer Junge stand. Er hatte schwarze kurze Haare und strahlend blaue Augen. Ich erwartete schon, dass er mich blöd anmachte so wie all die anderen immer, aber das war nicht der Fall. Er grinste leicht was ich sofort erwiderte, da ich gar nicht anders konnte. Er strahlte etwas aus, was ich nicht beschreiben kann, aber es machte mir direkt bessere Laune. »Tut mir leid.«, brachte Ich endlich heraus. Schnell griff ich nach den Heften, die bei unserem Zusammenprall heruntergefallen waren und drückte ihm sie in die Hände. Er schaute mir so intensiv in die Augen, dass ich Gänsehaut bekam. Seine blauen Augen zogen mich in einen Bann. Sie waren so schön, aber gleichzeitig machten sie mich nervös. Nein, das war zu milde ausgedrückt. Sie machten mir Angst. Er sollte verdammt noch mal damit aufhören. Ich ging ein paar Schritte zurück. »Wir sehen uns dann.«, sagte ich und ging einfach davon.»Idiot«, flüsterte ich zu mir selber. Ich hatte mir wahrscheinlich die einzige Chance versaut einen Freund zu finden. Aber ich konnte das einfach nicht. Ich war nicht fähig mir Freunde zu machen. Irgendwas in mir fehlte, seit dem meine Mutter weg war, und ich musste verdammt noch mal heraus kriegen was das war.
Hiii chubbys🙋
Es liest zwar eh nur eine (super tolle) meine Geschichte, aber warum nicht ein zweites Kapitel uploaden hihi.
Bis dann👼💖
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Federmädchen
Teen FictionAmelia war ein glückliches Mädchen, dass die Sonne liebte und im Sommer jeden Tag bis spät Abends draußen verbrachte. Jeder in ihrer Stadt kannte und liebte sie. Sie und ihr wunderschönes Lachen. Bis zu dieser einen Nacht, die alles veränderte. Und...