Der Aufbruch

12 0 0
                                    

Die Sonne ging auf und färbte den Himmel hellorange, friedlich plätscherten die Wellen an den Sandstrand als wollten sie die Spannung nicht brechen, die auf der ganzen Insel lag. Am Tag der Sommersonnenwende fanden jährlich die Meisterschaften in jeder wichtigen Sportart statt, die es zu beherrschen gab, wenn man überleben wollte.

Die kleine Arena, dem Collosseum erschreckend ähnlich, aber in Miniaturform für 100 Menschen, lag in der Mitte des Dorfes. Gespannt warteten die Zuschauer, aßen Datteln und schlossen Wetten ab, wer dieses Jahr die Titanmeisterschaften gewinnen würde um die glänzende Medaille sein Eigen nennen zu dürfen, bis zu den nächsten Meisterschaften.

"Sie ist schon wieder Erste", das Publikum stöhnte auf, "wir sollten sie nicht beim Ringtauchen mitmachen lassen, sie ist halb Meerestitan". Helen stieg strahlend mit einem Bronzering in den Händen aus dem Wasser. "Helena - 37 Sekunden - 10 Punkte" rief der Kommentator vom Rand des Pools aus und fing an zu klatschen, die Zuschauer klatschen mit, wenn auch nicht enthusiastisch.

"Du bist doch zu was zu gebrauchen Helen" schrie Alex aus der Tribüne und klatschte am lautesten,

"Die nächste Disziplin, Kampf mit Schwert und Schild" raunte es durch die Ränge und der Kommentator musste gar nichts mehr sagen, denn der fünfmalige Champion stand schon auf dem Platz, das Wasser war abgelassen worden.

"Ajax, Ajax, Ajax" hallte es durch das ganze kleine Stadion, Alex erblasste, "Wie soll man jemals in die Nähe der Medaille kommen, wenn es so einen Berg wie den gibt", und tatsächlich, Ajax hatte den Körper einer Michelangelo-Statue, seine Lederrüstung war perfekt angelegt und mit Bronzeschild und Speer sah er einfach furchterregend aus.

"Erste Runde, Alex gegen Ajax" verkündete der Kommentator durch sein Sprachrohr, "Scheiße, sie machen es diesmal nach dem Alphabet" fluchte Alex und lief die Tribüne herunter auf den Kampfplatz um in der kleinen Waffenkammer unter den Sitzplätzen zu verschwinden.

Helen war derweil in Gedanken versunken, als sie zwölf war, hatte sie ihren Dolch bekommen, ein sehr schöner Bronzedolch mit ihrem Namen klein auf der Seite eingraviert. Jeder Halbtitan brauchte eine Waffe, um die Monsterangriffe aus dem Wald oder Meer abzuwehren, die Götter waren grausam in dem Aspekt. Mit zwölf suchte man sich eine aus, Helen empfand Keulen und Speere als grobschlächtig und hatte sich deswegen sofort in den wunderschön geschwungenen Griff des Dolches verliebt. Alex hatte seine Waffe paar Tage später aussuchen dürfen, da er als kleiner Junge unglaublicher Römer-Fan war, nahm er einen Gladius von der Wand.

Alex tauchte nun wieder aus der Kammer auf, mit seinem Schwert und einem runden Schild und einer Rüstung nach römischen Stil.

In der ganzen Arena wurde es nun still, ein spannendes Duell stand bevor.

"Gebt euch die Hand, genau, und nun drei Meter Abstand einnehmen" rief der Kommentator

Ajax schaute grimmig zu Alex, Alex grinste zurück und schlug mit seinem Schwert auf den Schild.

"3, 2, 1, LOS"

Daeraios: Die Insel der TitanenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt