Prolog

27 1 0
                                    

Er erhob sich aus seinem nicht all zu gemütlichem Bett. Sein verschlafener Blick und die zerzauste Frisur sagten bereits alles was gesagt werden musste. Niemand stand um diese Uhrzeit gerne auf. Die Sonne war nicht einmal ganz aufgegangen und doch musste er schon angezogen sein, immerhin musste er im Laden seines Vaters mithelfen. So stiefelte er los nachdem der Junge widerwillig seine Klamotten anzog. Ein Blick auf seine Taschenuhr verriet ihm, dass sein Vater unzufrieden sein würde. So ging der junge Mann nun den alltäglichen Parolen von seinem Vater durch den Kopf:,,Wieso bist du zu spät?! Zeit ist Geld!". Chronus hatte es satt, denn die anderen Jungen in seinem Alter durften bis in den späten Mittag hineinschlafen und mussten dann erst anfangen zu arbeiten, während er schon lange kaputte Uhrwerke in der Werkstatt seines Vaters reparieren musste. Chronus schleppte sich durch die Gassen und versuchte immer wieder sich zu motivieren, und obwohl er wusste, dass er keine Motivation mehr finden würde, versuchte er es jeden Morgen aufs Neue und aufs Neue und aufs Neue. Erfolglos. Die kühlen Morgenwinde ließen Chronus frieren und so umklammerte er sich selbst in der Hoffnung sich irgendwie wärmen zu können. Die dünnen Klamotten aus Leder die er trug waren sichtlich abgetragen und auch das Fell, dass mehr als Verzierung galt hatte schon bessere Tage gesehen. Der Uhrturm war schon vom Weiten zu sehen. Chronus seufzte auf. Er hatte schon lang die Lust verloren. An dieser Stadt, in der sich nichts veränderte. Die immer gleichen steinernen Hütten mit den immer gleichen Holzschindeldächern die durch die Witterung sichtlich gealtert sind. Und als er so durch dieses kleine Städtchen am Rande eines Flusses trottete und in seinem Kopf eine immer größere Abneigung gegenüber seines Umfelds zu entwinkeln, merkte er nicht wie die Zeit verging und kam schon bald bei der Werkstatt seines Vater an. Von Außen sah die Werkstatt einladender aus als sie es wirklich war. Durch die hölzerne Glastür konnte man den wundervoll verzierten Vorraum der Werkstatt sehen, wo die Kunden bedient und ihnen das Geld abgeluchst wurde. Seine Mutter hatte viel Liebe und Aufwand in die Werkstatt gesteckt, zumindest solang es um die Dekoration ging und um nichts Anderes. Chronus öffnete mit einem genervten Blick die Tür der Werkstatt als ihm sein Vater schon entgegen trat. Ein Mann in seinen besten Jahren mit einem gestutzten Vollbart, gekleidet in einer schwarzen Lederweste, welche mit Zahnrädern verziert war. Zudem trug er eine schwarze Schürze um die Hüfte, befleckt mit Ölen welche schwach auf der Schürze schimmerten. ,,Wie, im Namen der Sechs, schaffst du es immer wieder zu spät zu kommen? Chronus wie oft soll ich es dir noch sagen: Zeit. Ist. Geld.". Sein alter Herr war sichtlich verärgert. ,,Jeden Tag die selbe Laier..", seufzte Chronus, als er seinen Vater nur noch halbherzig zuhörte. Sein Vater wendete sich ab, während er unverständlich etwas vor sich hinmurmelte. Trotzig begab sich Chronus nach hinten in die Werkstatt welche durch eine Tür mit dem Schild ,,Nur für Personal", verbunden war. Er zog seine Lederjacke aus und warf sich ebenfalls eine schwarze Weste über, welche nun über seinem graues Seidenhemd lag. Schon bald begann der aufmüpfige junge Mann sich an die Arbeit zu machen. Uhren reparieren konnte er - gut sogar. Machte es ihm aufgrund dessen Spaß? Definitiv nicht. Der Tag verging langsam. 16 Uhren repariert, 7 Neue die es zu reparieren gilt, so sah der Stand am des Tages aus. Die Schnauze voll von seiner Arbeit in der Werkstatt, den Kunden und von seinem Vater verließ er zähneknirschend die Werkstatt, jedoch früher als sonst. ,,Soll der alte Mann doch sehen wo er ohne mich bleibt. Ich werde ja nicht mal bezahlt geschweige denn habe ich mal frei", er begann seinen Vater nachzuäffen. ,,Mach dies, mach das. Uhren, Uhren, Uhren, Geld, Geld, Geld.". Sichtlich entnervt stapfte Chronus zurück nach Hause. Ohne auch nur ein Wort mit seiner Mutter oder seiner Schwester zu reden ging er direkt die Treppe hoch und stampfte durch den Flur im ersten Geschoss in sein Zimmer. Er verriegelte die Tür, streifte seine Alltagskleidung ab, zog sich ein gemütliches Schlafshirt an, warf sich auf sein Bett und drückte seinen Kopf ins Kissen. Ein gedämpftes Gebrüll ertönte. Chronus hatte diesen monochromen Alltag satt. Er war an der Zeit, dass sich etwas änderte.

Wächter der Zeit - Die Chroniken eines jungen UrdruidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt