➳prolog

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"Kyoko... Nicht gehen. Ich will, dass du noch bei mir bleibst." Meine Hand nach ihr ausgestreckt, lag ich im Bett. Die Augen halb offen, da wir frühen Morgen hatten.

"Ich muss nach Hause, Baek. Meine Eltern flippen sonst noch aus."

Müde setzte ich mich auf und breitete die Arme aus. Seufzend kam sie zu mir und schmiegte sich an meine Brust.

"Lass sie ausflippen. Lass sie reden. Ich liebe dich."

"Du weißt, meine Eltern vertrauen dir nicht. Ich möchte nicht, dass sie noch mehr Gründe gegen uns finden", sagte Kyoko leise.

"Ich weiß, Kleines. Glaub mir, ich weiß das."

Fest drückte ich sie an mich, bevor ich sie schweren Herzens losließ. Kyoko stand auf, nahm sich ihre Sachen, die verstreut auf dem Boden lagen und zog sich an.

Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihr weißes Shirt über ihren Kopf stülpte, wie sie ihre Jeans zuknöpfte und wie sie sich mit den Fingern ein paar mal durch das glatte, brustlange Haar ging.

Sie ist so schön. Von Innen und von Außen. Ich hab wirklich großes Glück mit ihr, beschweren sollte ich mich nicht, aber... Ihre Eltern. Meine Angst, dass ich Kyoko irgendwann verliere durch sie, steigt von Tag zu Tag ein Stück mehr.

Ich weiß nicht, was sie gegen mich haben. Doch sie denken, dass ich ein schlechter Umgang für deren Tochter wäre. Dass ich sie irgendwann stehen lasse.

Aber immer wenn ich meine Freundin ansehe... Dann erkenne ich mich selbst wieder. Ohne kitschig rüberkommen zu wollen, ohne sie, wäre ich nicht vollständig.
Ohne sie würde ein Teil in meinem Leben fehlen. Dieses kleine Puzzleteil, welches ich so lange gesucht habe.

Seufzend stand ich auf, ging zu ihr und legte meine Arme von hinten um ihre Hüfte. Mein Kinn lag auf ihrer Schulter.

"Baek, was tust du denn da?", schmunzelte Kyoko leise. Sie wand sich in meinem Griff, sodass sie ihre Arme um meinen Nacken schlingen und mir in die Augen sehen konnte.

"Ich? Was ich tue? Dich lieben, was denn sonst?", grinste ich und küsste ihre Nasenspitze.

"So war das nicht gemeint. Ich meine, wieso hälst du mich? Die ganze Nacht lang haben wir gekuschelt, reicht das nicht?"

"Nein, tut es nicht. Ich habe Angst, dich irgendwann nicht mehr so umarmen zu können."

Langsam beugte ich mich zu ihrem Gesicht vor und streifte ihre Lippen ganz kurz. Sie waren wunderschön, wie der Rest von ihr.

"Ich habe Angst, dich nicht mehr so küssen zu können."

Die letzten Millimeter zwischen unseren Gesichtern überbrückte ich und hauchte immer wieder kleine, jedoch gefühlvolle Küsse auf ihre Lippen.

Ein paar Sekunden vergingen, in denen wir so dastanden. Die Sekunden verwandelten sich in Minuten.

Ein letztes Mal spürte ich ihren weichen Mund auf meinem, bevor sie sich aus meiner Umarmung befreite.

"Ich sollte los. Ich liebe dich, mein Sonnenschein", flüsterte sie lächelnd, bevor sie mir einen kleinen Abschiedskuss gab und aus dem düsteren Schlafzimmer verschwand.

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Es dämmerte bereits, als ich von der Arbeit zurückkehrte. Verständlich, denn wir hatten Ende November, wo die Sonne schon um vier Uhr nachmittags unterging.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und als ich sah weshalb, Schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

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❝Reflection❞ ➳b.bhWhere stories live. Discover now