Mitten im Herzen Teil 1

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Wie gelähmt stand Harry noch einige Sekunden mit erhobenem Zauberstab da, auch wenn er Dolohow bereits außer Gefecht gesetzt hatte. Es war mehr als leicht gewesen, der Todesser hatte sich nicht einmal gewehrt.

Erst als die Kälte unter Harrys Kleidung kroch und ihre eisigen Fingernägel in seine Haut bohrte, schien er aus seiner Trance zu erwachen.
Sofort stürzte er zu Hermine herüber, die mit dem Gesicht zum Boden lag, das Haar wie ein Fächer im farbentsättigten Gras um ihren Kopf ausgebreitet. Es war ein grausamer Anblick, Harrys Herz schien erneut zerbersten zu wollen, doch dieses Mal ließ er es nicht zu.
Er musste weiter machen.

Hastig kniete sich Harry neben Hermine ins Gras, murmelte schnell den Gegenzauber und ließ seinen Zauberstab dann achtlos neben sich fallen.
So vorsichtig wie möglich drehte er das scheintote Mädchen auf den Rücken. Sie war noch nicht wieder zu sich gekommen. Das Herz in seiner Brust raste- was, wenn er etwas falsch gemacht hatte? Wenn sie wirklich tot war...
In diesem Moment flatterten ihre Augenlider unmerklich.

"Oh mein Gott...Hermine, es tut mir so leid!" Harry überschlug sich fast beim sprechen. Sein ganzer Körper zitterte.
Hermine runzelte ihre Stirn, für den ersten Augenblick schien sie nicht Recht zu wissen, warum genau sie in Harrys Armen lag und voller Gras und Dreck war; doch dann plötzlich glättete sich ihre Stirn und ein kleines Lächeln schlich sich in ihr Gesicht.
"Jetzt weiß ich wie Neville sich damals im ersten Jahr gefühlt haben muss."

"Ich dachte schon, ich hätte dich umgebracht.", sagte Harry leise, während er Hermine auf die Beine half. Der Ganzkörperklammerfluch schien ihr immer noch etwas zuzusetzen. „Ich war noch nie gut in nonverbalen Zaubern..."
"Nein, das hast du toll gemacht- ich spüre meine Zehen immer noch nicht."
Auf Harrys schockierte Reaktion hin, begann Hermine noch etwas kraftlos zu kichern.
Es war erstaunlich, dass so ein kleines Lachen manchmal mächtiger sein konnte, als so mancher Zauber.

"Es tut mir so Leid, ich...ich wusste nicht was ich sonst machen sollte.", sagte Harry leise und beschämt, während sie neben einander zur kleinen Hintertür liefen. Der Ausdruck in Hermines Gesicht, kurz bevor sie umgekippt war, verfolgte ihn. Sie hatte sich verraten gefühlt, verraten von ihrem besten Freund, wenn auch nur für eine Millisekunde. Dieser Wimpernschlag eines Augenblickes hatte gereicht, um sich schmerzhaft in Harrys Gedächtnis einzubrennen. Wenn er sie jetzt ansah, war nicht mal mehr die Spur dieses Ausdrucks zu sehen, doch irgendwie schien er immer noch das zu sein, wenn auch nur in Harrys Kopf.
"Schon gut.", erwiderte Hermine und schenkte ihm den Versuch eines Lächelns "Es hat ja geklappt- wer weiß was sonst noch alles passiert wäre."
"Stimmt.", murmelte Harry gedämpft. Sie hatte im verziehen, doch er sich noch nicht. Es fühlte sich an, als hätte er eine Regel gebrochen; eine wichtige Regel, eine, die ihn ausmachte. Eine, die ihn von Voldemort unterschied...

"Was passiert jetzt? Wie lange glaubst du, dauert es, bis sie bemerken, dass etwas nicht stimmt?"
Hermine zuckte mit den Schultern. "Stunden, vielleicht auch nur Minuten."
"Sollten wir dann nicht lieber so schnell wie möglich weg hier? Wenn sie uns nicht gleich hier fassen, warten sie unten auf uns." Zweifelnd blieb Harry vor der niedrigen Tür stehen, den Blick auf den angerosteten Türknauf gerichtet.
"Nein...", überlegte Hermine laut und strich sich eine gelockte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wenn wir jetzt gegen, haben wir alles umsonst gemacht. Sie werden alles abriegeln... es würde unmöglich sein hinein zu gelangen. Noch wissen die Todesser nicht, dass wir hier sind, das müssen wir nutzen, oder etwa nicht?"
Sie hatte Recht. Natürlich hatte sie das.
Ohne weiter zu zögern, griff Harry nach der Türklinke und drückte sie runter. Mit einem leisen, verräterischen Knarren ging die Tür langsam auf.

Ich denke ich sollte mich bei euch für den Schock entschuldigen😅
(SezzDeni besonders bei dir)

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt