Expecto Patronum

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Auch Hermine schien die Wut und Rachelust gepackt zu haben, allerdings hatte sie sie nicht so fest in ihrem eisernen Griff wie Harry, der immer mal wieder kurz davor war einfach ins Ministerium zu apparieren und dort auf gut Glück Todessern und Voldemort zu suchen.

„Es ist Selbstmord!", rief Hermine, als Harry kurz davor war, die schützende Grenze zu übertreten. Harry blieb stehen und drehte sich um, die tiefen Schatten unter seinen Augen, die in der Nacht gekommen waren und das funkeln in ihnen ließ ihn gefährlich und unberechenbar aussehen.

„Na und?!", brüllte er sie an und wollte schon weiter gehen, auf und an sich selbst auszuliefern nur in der Hoffnung noch jemand verhassten erwischen zu können.
„Glaubst du sie hätten das gewollt?!", schrie sie zurück.

Verdammt.

Hermine wusste wie er dachte, sie kannte Harry und auch wenn es ihr offensichtlich leid tat, diese Karte gespielt zu haben, hatte sie es.

„Glaubst du Ron hätte gewollt, dass du einfach so ins Ministerium gehst und dich töten lässt?" Sie kam gerade erst in Fahrt. „Glaubst du dafür ist er gestorben?"

Harry wirbelte herum, sie war zu weit gegangen und das wusste sie.
„Er ist für nichts gestorben! Er wurde umgebracht, ermordet!" Harrys Stimme klang ungewohnt hoch.

„Er hat gesagt du sollst du weißt schon wen aufhalten! Tust du das, indem du dich von irgendwelchen seiner Anhänger töten lässt?!"
Sie hatte recht, das wusste er, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.

„Hermine..." Aus Harrys wütendem Brüllen war ein kaum hörbares Flüstern geworden. „Ich kann doch nicht nichts tun..."
Hermines Blick wurde weich, vorsichtig trat sie zu Harry, als hätte sie Angst ihn zu erschrecken. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sanftem Druck von der Linie weg, dann umarmte sie ihn einfach.
Nichts weiter, doch es reichte.

Auch wenn er geglaubt hatte, keine Tränen mehr übrig zu haben, flossen sie erneut. Hermine sagte kein Wort, sie standen einfach nur da, während die Morgensonne langsam am Himmel empor kletterte.

Als Hermine einen Schritt zurück trat, hätte Harry sie am liebsten festgehalten, doch er ließ sie gehen.

„Wir werden etwas tun.", sagte sie und sah Harry aus ihren braunen Augen an. „Aber nicht ohne einen Plan." Das bekannte Schimmern war zurück.

„Ich glaube wir sollten in Hogwarts anfangen, dort kennen wir uns doch am besten aus.", meinte Hermine. Sie saß vor Harry im Schneidersitz auf dem Boden. Harrys Magen kam ihm mit einer Antwort zuvor- er hatte nichts gegessen und herbeizaubern konnten sie auch nichts, da Hermine ihren Schutzzaubern nicht ganz traute.
„Wie sollen wir den reinkommen? Die Geheimgänge sind eingestürzt.", seufzte Harry dachte weiter nach.

„Dann Malfoy Manor?", schlug Hermine mit sichtlichem Unbehagen vor.
Auch wenn man es kaum glaubt, es tat Harry gut, diese Pläne zu schmieden. Es lenkte ihn ab und verdrängte das Bedürfnis, einfach ins Zauberei-Ministerium zu laufen. Hermine hatte mal wieder Recht gehabt, sie brachten einen Plan.

„Was ist mit den Horkruxen?", bemerkte Harry und massierte seine Schläfen. Hermine sackte ein wenig zusammen, daran schien sie nicht mehr gedacht zu haben.

Plötzlich runzelte Harry die Stirn, etwas kam ihm merkwürdig vor. Er stand auf und zog aus Instinkt seinen Zauberstab; Hermine sah ihn fragend an, tat es ihm aber gleich, ohne die Frage zu stellen.

Die Sonne schien zwischen den Baumkronen hindurch und blendete Harry- er musste seine zusammengekniffenen Augen mit einer Hand abschirmen, um überhaupt etwas sehen zu können.

Wegen der noch recht starken Novembersonne hätte er beinahe das silberne Etwas übersehen, das für eine Millisekunde durch sein Blickfeld huschte.
Er stieß Hermine, die mit ihrem Rücken an seinem Rücken stand an und machte sie auf das Gesehene aufmerksam.

Diese Schutzzauber sind gut, aber eine Schwachstelle haben sie- ein Patronus kann uns immer noch finden und sie überwinde, hatte Remus Lupin zu Harry gesagt.

Harrys Herz klopfte schneller, war es wirklich Lupin, der zurückgekehrt war, die Höhle verlassen vorgefunden und dann einen Patronus ausgesandt hatte, um nach ihnen zu suchen.

Das vorherige alarmierte Gefühl war verschwunden, denn Irgendetwas in Harry klammerte sich an die simple Hoffnung, gleich Remus Lupins Patronus und gleich darauf den ehemaligen Professor zu sehen. Dieses Mal stupste Hermine Harry an und deutete auf eine Stelle zwischen zwei Bäumen.
„Ich hab was gesehen!", flüsterte sie aufgebracht.

Dann betrat der Patronus die kleine Lichtung, zunächst hatte er noch keine Form und bestand nur aus silbernen Rauchschwaden. Langsam wurden seine Umrisse deutlicher, er überquerte die dünne Line, die Hermine mit einem Stock auf den Boden gezeichnet hatte und glitt durch die wasserartige Wand, die wieder kleine Wellen schlug.

Harry ließ seinen Zauberstab sinken, auch Hermine war verwundert.
Sie kannten diesen Patronus bereits.
Anstelle von Lupins Wolf sah ihnen eine wunderschöne Hirschkuh aus großen Augen entgegen.

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt