Da saß er wieder, auf dem dreckigen Boden in der Schultoilette, nur um die Pausen zu vermeiden. Castiel hasste all den Lärm und die vielen Schüler, lieber verbrachte er seine Zeit lesend im Schulklo, da wo ihn niemand stören konnte. Es war still, keine nervigen Mitschüler die ihm das Buch wegnahmen oder rumfliegende Bälle die ihn aus Versehen trafen. Die Toilette war nicht der einzig ruhige Ort in der Schule, es gab noch einen Platz hinter den Tribünen beim Sportplatz, doch da hingen die Raucher ab und es war viel zu kalt um draußen im November ein Buch zu lesen. Gerade als Castiel dem Schulklo dankbar war, flog die Tür auf und ein paar Jungs aus seiner Jahrgangsstufe betraten den Raum. Erst sahen sie Castiel erschrocken, dann amüsiert an. Wer konnte es ihnen verübeln, es saß ein sechzehnjähriger Junge mit einem Buch auf dem Schultoiletten Boden.
"Schwuchtel", flüsterte jemand und lachte. Alle standen bei der Tür und grinsten, außer einer, dieser sah Castiel entschuldigend an. Seine grünen Augen stachen aus der Menge heraus und die Sommersprossen sahen aus wie leuchtende Sterne. Die Schüler bewegten sich immer noch nicht und es sah nicht so aus als hätten sie es vor, woraufhin Castiel das Buch in seinen Rucksack steckte, aufstand und sich durch die Menge drängte. Der grünäugige Junge sah ihm kurz nach und boxte dann einem der Anderen gegen die Schulter. Castiel sah ihn ab und an bei den Spinden und manchmal auch außerhalb der Schule in der Stadt, doch seinen Namen kannte er nicht. Die Pause dauerte noch 20 Minuten, der einzig ruhige Platz wäre hinter den Tribünen. Mit etwas Glück waren an dem Tag wenige Schüler dort. Als er durch die Türen zum Sportplatz trat, peitschte ihm die kalte Luft ins Gesicht, woraufhin er die Kapuze vom Hoodie aufsetzte. Der graue Kapuzenpullover allein konnte ihn natürlich nicht warm halten, aber Castiel brauchte Ruhe und niemand hatte ihn daran hindern können. Hinter den Tribünen waren nur um die fünf Schüler, perfekt zum Lesen. Abseits der Leute setzte er sich auf den kalten Boden, kramte das Buch aus dem Rucksack und begann zu lesen, nur um wenige Minuten später unterbrochen zu werden. Ein Räuspern reichte um Castiel wütend zu machen. Seufzend sah er von seinem Buch auf und sah in leuchtend grüne Augen. Es war einer der Jungs von vorhin. Castiel stellte sich auf irgendeine originelle Beleidigung ein, doch es passierte nichts. Sie sahen sich nur an, bis sein Gegenüber endlich das unangenehme Schweigen brach.
"Ich bin Dean", stammelte dieser und setzte kurz ein offensichtlich erzwungenes Lächeln auf.
Castiel gab ein zustimmendes Brummen von sich und musterte Dean etwas genauer. Kurze, braune, hochstehende Haare, eine olivgrüne Jacke und blaue Jeans. Er sah nicht schlecht aus, aber er gehörte zu den Typen, die Castiel immer wieder herum schubsten, also wieso nett sein?
"Okay", murmelte Dean hilflos und setzte sich neben Castiel aufs Gras, sodass sich ihre Arme berührten. Sichtlich genervt schenkte Castiel seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch und versuchte zu lesen. Dean betrachtete Castiel mit neugierigen Augen, was ihn nervös werden ließ. Er gab auf, es brachte nichts mehr weiter zu lesen, wenn ihm die ganze Zeit über jemand dabei zusieht und ihn somit störte. Also schlug er sein Buch zu und sah Dean wütend an.
"Was willst du?", zischte Castiel etwas zu schroff, was Dean sofort zusammenzucken ließ. Nachdem keine Antwort kam, packte Castiel das Buch in den Rucksack und wollte gerade aufstehen, als Dean plötzlich seinen Ärmel festhielt und ihn mitleidig ansah.
"Ich wollte mich entschuldigen, auch für meine Freunde." Castiel schnaubte. Freunde?
"Dann sollen sie sich selbst entschuldigen und nicht jemanden schicken."
"Niemand hat mich geschickt, ich bin selbst gekommen um mich zu entschuldigen. Die Anderen wollen es nicht, also tu ich es für sie."
Das konnte nicht sein Ernst sein, man kann sich nicht für andere entschädigen, vor allem nicht wenn es der Person nicht mal Leid tut. Dean's Hand lockerte sich, woraufhin Castiel seinen Arm ruckartig wegzog, doch neben ihm sitzen blieb.
"Falls du jetzt erwartest, dass ich sie annehme, kannst du lange warten. Du bist doch genauso wie die anderen, beleidigst und lachst andere aus", starrte er Dean an, in der Hoffnung ihn dadurch zu verscheuchen.
"Ich bin nicht wie sie. Hab ich gelacht oder dich beleidigt?" Dean sah leicht verletzt aus. Die Kälte wurde immer schmerzhafter und Castiel verlor so langsam das Gefühl in seinen Fingerspitzen. Kopfschüttelnd sah er zu Boden. Es wurde sichtbar, dass er fror als er begann zu zittern.
"Lass uns rein gehen", stand Dean auf und hielt ihm eine Hand hin. Nach anfänglichem Bedenken nahm Castiel diese entgegen und zog sich auf die Beine. Im Gegensatz zu seinen Händen, waren Dean's Hände schon fast heiß. Anstatt aber zusammen ins Schulgebäude zurück zu gehen, hielt Castiel ein paar Meter Abstand von Dean. Vorsichtsmaßnahme. Die Türen schwangen auf und angenehm warme Luft umhüllte die beiden Teenager. Trotz der Wärme fühlte sich Castiel überfordert, so viele Leute die ihn sehen konnten und so wenige Auswege falls etwas passieren sollte. Dean merkte dies wohl, denn er griff nach Castiel's Handgelenk und zog ihn durch die lauten Schüler zu den Snack Automaten.
"Willst du was?", erkundigte Dean sich und zeigte auf einen der Automaten mit Getränken. Schüchtern schüttelte Castiel den Kopf, er war zu verängstigt um etwas trinken zu können. Übelkeit machte sich bewusst, es war einfach zu viel für ihn. Dean warf Geld in die Maschine, entnahm eine Cola aus der Klappe und drehte sich zu Castiel um.
"Hey, du bist ja ganz blass. Geht's dir nicht gut?" Er konnte nicht mehr antworten, sondern sah panisch umher, überall Menschen, laute Geräusche und Gerüche von verschiedenem Essen. Castiel war kurz vorm Weinen, doch gerade noch so packte Dean ihn wieder am Handgelenk und eilte nach draußen, zurück zum Sportplatz. Frische Luft war genau das richtige um ihn zu beruhigen, er konnte wieder atmen und sein Puls schlug in einem normalen Tempo. Obwohl der Rasen nass war, ließ sich Castiel an einer Wand zu Boden rutschen und atmete tief ein und aus. Dean's besorgter Blick war nicht zu übersehen, als er sich zu ihm setzte und eine Hand auf seine Schulter legte. Sein Gegenüber sah auf und realisierte erst dann, dass Dean noch da war.
"Was ist los?", fragte er vorsichtig. Ohne wirklichen Grund grinste Castiel. Er musste verrückt ausgesehen haben Dean's Blick zu urteilen.
"Mir geht's blendend", scherzte er. "Abgesehen von der kleinen Panikattacke die ich gerade hatte, geht's mir super toll." Sein Mund war plötzlich so trocken, aber er hatte nichts zu trinken dabei. Die Cola Flasche von eben lag neben seinem Schuh, also hob Castiel sie auf und sah zu ihm, woraufhin er nickte. Während er trank, atmete Dean erleichtert aus und warf seinen Kopf in den Nacken.
"Ich kenne deinen Namen immer noch nicht."
"Castiel", gab er zurück nachdem er die halbe Flasche ausgetrunken hatte. Die Attacke erschöpfte ihn, es war anstrengend den Kopf oben zu halten, also lehnte er sich gegen Dean.
"Danke, Dean." Als wäre es normal, legte dieser einen Arm um Castiel's Hüfte.
"Wofür?"
"Dafür, dass du mich da weggebracht hast."
"Aber ich hab' dich da doch erst mit rein geschleppt", lachte er. Castiel konnte die Vibration in Dean's Brustkorb spüren. Es war beruhigend.
"Schätze schon", lachte nun Castiel müde. Die Körperwärme der beiden machte die Kälte ein wenig angenehmer.
"Tut mir echt Leid wegen der Toiletten Sache." Es war wohl ernst gemeint, es tat ihm wirklich Leid. Es war kein Versuch ihn bloß zu stellen.
"Ist okay, was hättest du denn machen können." Sie hatten sich am liebsten nicht rühren wollen, doch die Schulglocke signalisierte das Ende der Pause. Mühsam richteten sie sich auf und begaben sich zu ihren Klassen. Castiel hätte sich am liebsten sofort schlafen gelegt, aber es standen noch zwei Stunden Geometrie an.
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Friend Or Stranger? | Destiel Highschool AU
Fanfiction\\Supernatural Highschool AU// Castiel's Leben ist eintönig, er geht zur Schule, lernt immer und schreibt gute Noten. Doch als er Dean kennenlernte, wurde alles auf den Kopf gestellt. Dean zeigt ihm die spaßige Seite des Lebens, zeigt ihm die positi...