Genau ein Jahr war es her. Ein Jahr musste ich nun ohne ihn auskommen. Seit einem Jahr, haben wir keinen Kontakt mehr.
Es ist der erste Advent und ich bin bei meiner Familie in Bielefeld. Bei uns Zuhause ist die reinste Weihnachtsstimmung ausgebrochen. Meine Eltern sind dabei die komplette Wohnung zu dekorieren und meine Schwester ist ihnen tatkräftig am Helfen. Ich bin geflohen, da ich noch überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung bin. Im Gegenteil, die Zeit, die bei fast allen Freude und Glück auslöst, löst bei mir Trauer und schlechte Laune aus. Der Grund dafür, liegt genau ein Jahr zurück. Letztes Jahr am ersten Advent, ist mein damals bester Freund mit einem Mädchen, mit Jana zusammen gekommen. An sich war es ja nicht schlimm und ich hätte mich auch gerne für ihn gefreut, nur stand etwas im Weg, dass ich bis jetzt noch niemandem anvertraut hatte. Ich habe selber Probleme es zu akzeptieren und die Tatsache, dass ich auf YouTube bekannt bin, macht es mir nicht einfacher. Ich bin schwul. Keiner weiß es. Weder meine Freunde, noch meine Familie und auch nicht meine Community. Es ist ein streng gehütetes Geheimnis von mir und ich werde es wahrscheinlich auch niemals jemanden sagen können. Als Max mir glücklich von seiner Beziehung mit Jana erzählt hatte, ist für mich meine Welt zusammengebrochen, denn ich bin nicht nur schwul, sondern ich hatte mich in Max verliebt. Diese Liebe, hält bis heute an. Ich habe nie einen anderen Jungen kennengelernt, der so perfekt, so süß, so lustig und so verständnisvoll ist, wie Max es war. Zwischen Max und mir war etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Wir haben jede freie Minute miteinander verbracht, wir haben Videos gedreht, Filme zusammen geschaut, wir sind durch dick und dünn gegangen, doch der erste Advent, vor genau einem Jahr, hatte das alles kaputt gemacht. Ich bin mit meiner unerwiderten Liebe zu Max nicht zurecht gekommen und habe deshalb immer versucht, den beiden Steine in den Weg zu legen. Irgendwann hatte Max mich zur Rede gestellt und mich gefragt, warum ich mich nicht für ihn freuen würde. Ich hatte überlegt ihm alles zu erzählen, ihm zu beichten, wie es in mir drinnen aussah, doch habe mich nicht getraut, da ich Angst hatte, ihn zu verlieren. Er hatte mich vor die Wahl gestellt. „Entweder du hältst zu mir und freust dich für mich, wie es ein bester Freund machen sollte, oder du verpisst dich!", hatte Max mich angeschrien. Ich wollte ihn nicht verlieren, doch ich konnte es nicht ertragen, ihn glücklich mit Jana zu sehen. Es kam, wie es kommen musste. Der Kontakt brach ab und seit dem, habe ich nichts mehr von ihm gehört.
Nun laufe ich hier durch einen Wald. Die Bäume um mich herum haben alle weiße Mützen auf, da es über Nacht geschneit hatte. Der Schnee unter meinen Schuhen knackt und vereinzelte Schneeflocken fallen immer noch zu Boden. Trotz der traurigen Gedanken die ich habe, muss ich zugeben, dass der unberührte Schnee, wunderschön anzuschauen ist. Bei dem Gedanken, wie schön es wäre, mit Max hier lang zu laufen, huschte ein Lächeln über meine Lippen. „Luca!", höre ich jemand hinter mir rufen. Verwundert drehe ich mich um. Es ist meine Schwester. „Was machst du denn hier?", frage ich sie verwundert. „Ich dachte, du hilfst Zuhause unseren Eltern?" „Wollte ich auch, aber ich merke doch, dass es dir schlecht geht und etwas nicht stimmt. Deshalb bin ich dir gefolgt. Ich möchte dir helfen, Luca. Was ist denn los mit dir? Du wirkst so traurig und verletzt. Müsstest du dich nicht eigentlich freuen, dass du während der Weihnachtszeit bei uns sein kannst?", fragt Lara vorsichtig nach. „Ich freu mich doch", erwidere ich nicht gerade überzeugend. „Und warum läuft dir dann eine Träne über die Wange?", hackt meine Schwester nach. „Das ist nur, wegen dem Wind", murmle ich. „Luca, hör auf mich für dumm zu verkaufen. Ich weiß genau, dass etwas nicht stimmt. Und- und ich weiß auch, dass es etwas mit Max zu tun hat", bei den letzten Wörtern, wird sie leise, als ob sie Angst hat, etwas Falsches zu sagen. Ist es wirklich so offensichtlich, dass ich wegen Max so traurig bin? Ich habe mir doch solche Mühe gegeben, es den Anderen nicht zu zeigen, wie sehr mich Max Abwesenheit verletzt. „Ich habe recht, oder?", murmelte Lara, da ich ihr keine Antwort gegeben hatte. Ich ließ meinen Kopf hängen und nickte leicht: „Ja, du hast recht. Seit Max weg ist, bin ich unglücklich. Ich hatte so viel Spaß mit ihm. Er war immer für mich da gewesen und jetzt ist er weg und das schlimme ist, es ist meine Schuld. Ich war ein schlechter Freund", sagte ich traurig. „War Max für dich wirklich nur ein bester Freund?", erkundigte sich meine Schwester und schaute mir dabei tief in die Augen. Ich sah sie geschockt an. „Wie meinst du das?", fragte ich sie, obwohl ich genau wusste, was sie meinte. „Naja, so wie du ihn vermisst, so wir ihr euch verhalten habt glaube ich, dass es etwas mehr war, als Freundschaft." Sie traf genau ins Schwarze. Sofort weiche ich ihrem Blick aus und schaue auf den Boden. Ich wollte es ihr nicht sagen, ich wollte es niemandem sagen. Ich habe Angst vor den Konsequenzen und vor den Reaktionen meiner Familie und meinen Freunden. „Luca, sei ehrlich zu mir", sagte Lara und klang ein wenig verletzt.
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So, habe mich dazu entschlossen, die Teile jetzt auch hier zu veröffentlichen :) Ich hoffe, sie gefallen euch :)
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Mauz Weihnachtsspecial
FanfictionHier mein kleines Weihnachtsspecial, was ich extra für die Adventszeit geschrieben habe. Eigentlich wollte ich es nur auf YouTube veröffentlichen, da aber manche von euch lieber lesen, habe ich mich spontan dazu entschlossen, es hier auch noch einma...