Kapitel 2

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Es war schon echt süß, dass Paul sich solche Sorgen um mich machte. Ich kann echt froh sein, ihn als Freund zu haben. Ihm kann ich vertrauen und er ist immer für mich da, auch wenn ich mich ihm gegenüber manchmal schon echt asozial verhalte.
Ich wusste nicht, wie lange ich da saß und an die Wand starrte, aber irgendwann klopfte es.
"Ja?", fragte ich. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und Amir steckte seinen Kopf durch.
"Willst du was essen?", fragte er mich. "Ich hab gekocht."
"Ne, danke.", antwortete ich nur. Ich hatte nicht wirklich Lust auf Amirs Kochkünste und noch dazu hatte ich keinen Hunger.
Er murmelte noch etwas und schloss wieder vorsichtig die Tür. Ich hörte seine Schritte, die langsam leiser wurden.
Ich nahm mein Handy und checkte die Nachrichten auf meinen Social-Media-Accounts. Ein paar Leute hatten meinen neuen Tweet beantwortet, ich wurde auf einigen Bildern auf Instagram markiert und hatte ein paar neue Direktnachrichten, die ich mir teilweise ansah, aber nicht beantwortete. Keine Motivation.
Ich sah mir noch ein paar Snaps an, die Kommentare unter dem gestrigen Video und ging schließlich noch auf WhatsApp. Ich antwortete gerade einer Freundin, als ich einen Videoanruf bekam. Es war Paul. Ich lächelte und drückte auf den grünen Hörer.
"Hi!", sagte ich und lächelte zaghaft.
"Hey, Julian!", antwortete er.
"Wo bist du?", fragte ich, weil mir in diesem Moment bewusst wurde, dass er eigentlich momentan bei uns, also Amir und mir wohnt, aber mich nicht anrufen würde, wenn er im Nebenzimmer war.
"Ähm... Ich war ein bisschen in der Stadt mit... einer Freundin unterwegs und jetzt... ach egal... Geht es dir besser?", wechselte er dann das Thema.
"Äh... mir ging es nicht schlecht. Ich bin nicht krank. Hatte heute nur so ne... Downphase weißt du?", sagte ich wahrheitsgemäß. Gut, eigentlich hatte ich keine Ahnung was los war, und das war nur eine Vermutung, aber er schien das zu verstehen.
"Ja... okay... Ich komme heute wahscheinlich bisschen später. Morgen ist ja Sonntag, wenn du willst, drehen wir am Vormittag das neue Video.", meinte er dann. Wieso kommt er später wieder? Und... "Vormittags?", fragte ich erstaunt. "Ich schlafe sonntags bis-", fing ich an, doch er unterbrach mich.
"Ja, ist okay. Dann halt wenn du wach bist. Nimm es nicht persönlich, ich muss weg. Bis später", sagte Paul und legte auf. Mir war das recht egal. Es wird schon seinen Grund haben.
Der Sonntag verging schnell, wir drehten das Video und ehe ich mich versah, war es schon wieder Montag.
Mein Wecker klingelte. Ich hasste dieses Geräusch. Ich schaltete ihn aus und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen. Amir kam mir entgegen, hatte sich schon einen Tee und etwas zu essen genommen.
Paul hatte heute keine Uni, Amir und ich hingegen schon. Ehrlich gesagt war mir aber auch das ziemlich egal. Ich fuhr zur Uni, verbrachte den Tag dort, nahm ein 'Lustige Schülerantworten in Tests'-Video auf und verbrachte den Abend damit, mir einige Fanbilder auf Instagram anzusehen.
Den Rest der Woche verbrachte ich genau so. Aufstehen, frühstücken, fertig machen, Uni, Video für ein/zwei meiner Kanäle, also auch ab und zu mit Paul, Abend auf YouTube, Instagram oder auch mal mit Amir und Paul, schlafen und alles begann von vorne. Ich begann, diese Routine zu hassen. Ich war ein Mensch, der Veränderungen braucht. Ich möchte nicht, dass alles gleich bleibt. Ich möchte immer wieder etwas besonderes, neues ausprobieren. Und mehr und mehr begann ich daher, das Unileben zu hassen.

Paularow || Paul und JarowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt