#1 Azurblauer Lack

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"...Happy Birthday to you, HAPPY BIRTHDAY TO YOUUUU! Alles gute, Schatz, du hast Geburtstag!", weckten mich meine Eltern fröhlich.
"Danke, danke Mum & Dad. Hab euch lieb."
"Komm nach unten, der Tisch ist gedeckt und die Geschenke warten auf dich!", zwitscherte Mum völlig euphorisch.
Ich wusste nicht wieso, aber komischerweise war ich traurig. Ich dachte immer, dass ich an meinem 17. Geburtstag eine total krasse Überraschung bekommen würde. Nicht etwas materielles, sondern eine Überraschung, ein Abenteuer. Aber nichts da.
Mum und Dad hatten sich selbst übertroffen, der Tisch war bis auf den letzten Fleck bedeckt mit Köstlichkeiten.
Nachdem ich mich vollgestopft hatte, schauten mich meine Eltern erwartungsvoll an.
„Ist was?"
„Kate, sag du ihrs.", Dad lächelte als er das sagte, deswegen glaubte ich nicht, dass etwas schlimmes passiert war.
Mum lächelte.
„Al, wir haben dir zusammen mit allen anderen Verwandten ein grosses Geschenk gemacht. Folg uns doch bitte."
Sie erhob sich und ging zur Garage. Mir schwante schon etwas vor, deswegen beeilte ich mich ihr zu folgen.
Mit einem grossen "TATARATAAA" riss sie die Garagentür auf und zeigte mir so ihr Geschenk.
Ein altes amerikanisches Cabriolet.
„Oh mein Gott. Da-danke. Aber.. Ich habe doch noch gar keinen Führerschein.."
Dad lächelte mich an:„Ja, aber den kannst du doch jetzt machen."
Ich war überwältigt und ging auf das Auto zu.
Sacht fuhr ich mit den Fingerspitzen über den Azurblauen Lack.
„Wir sind so stolz auf dich. Du bist ein verantwortungsbewusstes, freundliches und lebenslustiges Mädchen, viel mehr als die ganzen Hühner aus deiner Stufe.", sagte Mum stolz.
Mit Hühnern meinte sie die coolen, beliebten und draufgängerischen Mädchen aus meiner Stufe, solche Mädchen wie Shannaya Reevans oder Hailey Jackson.
Shannaya war klein, hatte weizenblondes, gewelltes Haar bis zur Hüfte, grüne Augen und war meistens geschminkt wie ein Topmodel, was ihr etwas rundes Gesicht unglaublich schön und schmäler machte.
Hailey war mir lieber als Shannaya, aber ich fand sie trotzdem zu affektiert.
Sie hatte glattes, Kastanienbraunes Haar, welches ihr bis Mitte Rücken reichte und hellblaue Augen. Sie war etwa gleich gross wie Shannaya und war auch ihre beste Freundin. Sie waren die beliebtesten Mädchen des Jahrgangs und hatten schon ziemlich viele Typen an der Angel.

An diesem Abend beschloss ich sehr spontan in eine Bar zu gehen.
Keine Ahnung wie ich auf die Idee kam, aber ich zog mir eine enge schwarze Jeans, ein goldenes, bauchfreies Hängerchen und weisse Chucks an und setzte mich in die Strassenbahn.
Ich hatte Shannaya einmal von einem Club namens "Flamingo" sprechen hören, weshalb ich mich dorthin begab.
Am Eingang zahlte ich die 20$ Eintritt und betrat den Raum und die laute Musik.
Auch wenn man offiziell erst mit 21 hier rein durfte, drückten die Türsteher meistens ein Auge zu.
Etwas überfordert mit der Situation begab ich mich als erstes an die Bar.
Nach kurzem Überlegen bestellte ich mir einen 'Sex at the Beach', welcher mir mit einem freundlichen Zwinkern überreicht wurde.
Die ca. 27 Jahre alte Bedinung schüttelte bloss den Kopf als ich ihr einen Zwanziger reichen wollte.
"Der geht aufs Haus, schon okay."
Da mir die Bar als der sicherste Ort hier erschien, blieb ich einfach auf meinem Barhocker sitzen.
So sass ich da und schlürfte gemächlich meinen Cocktail, bis er nach ca. 10 Minuten auch schon leer war. Ich fühlte mich äusserst unwohl, aber ich wollte noch nicht aufgeben, weshalb ich stur an der Bar blieb.
Genau in dem Moment als ich mir noch einen weiteren Cocktail bestellen wollte, drängte sich ein Junge an mir vorbei und rief ein rasches
"Noch n' Bier!".
Während er auf sein Bier wartete schaute er sich um und sah mich an.
"Hab ich mich vorgedrängt?"
"Ja, aber ist schon okay."
"Sorry, ich hab dich gar nicht gesehen. Willst du auch was? Ich spendier' dir als Entschädigung sonst einen Drink."
"Nein, nein, ist schon okay."
"Nein, ich bestehe darauf."
Als ich nichts mehr erwiderte, beugte er sich zur Bedingung hin. Sie stellte ihm sein Bier auf den Tresen, woraufhin er lässig darauf zeigte und nochmal eines bestellte.
Ich mochte eigentlich gar kein Budweisser.
"Ich bin übrigens Nathan. Und du?"
Er hatte die Arme verschränkt und auf den Tresen gelegt und sich selbst drauf gestützt.
"Alana."
Ich überlegte ihm die Hand hinzustrecken, liess es dann aber bleiben, weil mir diese Geste zu steif vorkam.
"Bist du ganz allein hier?"
"Ja, und du?"
"Auch. Ich wollte mich eigentlich darüber lustig machen, aber da es mir genau so geht, wäre das nicht sehr angemessen." Er grinste mich unverhohlen an.
"Ich habe heute Geburtstag und wollte nicht bloss zu Hause rumsitzen, deshalb dachte ich, ich komme mal hierher. War ne dumme Idee, ich sitz hier ganz allein und kenne niemanden. Ich gehe wahrscheinlich bald."
Etwas dümmeres hätte ich auch nicht sagen können.
"Bin ich etwa niemand? Übrigens alles gute! Wie alt wirst'e denn?"
"17. Wie alt bist du?"
In diesem Moment kam die Bedingung wieder und stellte mir auch noch mein Bier hin.
Anders als bei mir zog sie Nathans Geld ein.
Nathans Antwort war undeutlich und nicht gut zu hören, aber ich glaubte ein "Dreiundzwanzig" verstanden zu haben.
Als er sein Rückgeld erhielt, steckte er seine Brieftasche wieder in die Hosentasche am Po und drehte sich zu mir. Sein eigenes Bier hatte er in der Hand und mit dem Kinn nickte er auf das andere Bier, welches noch auf dem Tresen stand. Ich griff danach, es war kühl und auf der Oberfläche bildeten sich Wassertropfen.
Ich hatte erwartet, dass er sich gleich wieder zum gehen wenden würde, doch er setzte sich auf den Barhocker neben mich und stützte sich auf dem Tresen mit dem Ellbogen ab.
Er wandte sich mir zu und fragt:
„Du kennst dich mit Clubs nicht so aus, oder?"
„Nein", gab ich zu.
„Ich kenne eine coole Kneipe, hättest du Lust dorthin zu gehen. Mit... mir?"
Oh. Mein. Gott. Mich fragte gerade ein gut aussehender Junge, ob ich mit ihm in eine Bar gehen möchte. Gut, möglicherweise hatte er einfach Mitleid mit mir, aber immerhin. Da er so nett war, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte:
„Eigentlich würde ich lieber abhauen." Nathan blickte mich erstaunt an.
„Wie denn? Nach Hause etwa?"
Ich schüttelte verlegen meinen Kopf, bevor ich antwortete.
„Das auch, aber meine Eltern haben mir zum Geburtstag ein Auto geschenkt, dabei habe ich gar keinen Führerschein. Und ich würde so gerne mal einen Roadtrip machen! Mein Leben ist so langweilig, gute Freunde habe ich nicht und in der Schule bin ich auch nicht gut. Ich habe schon immer mal von einem Roadtrip durch Kalifornien geträumt, oder Hauptsache einfach mal abzuhauen. Ausserdem sind Ferien."
Nathan sah mich nachdenklich an.
„Hör mal. Erstens sind wir hier in Washington, dein Roadtrip wäre also mehr ein Westküstentrip. Ich bin eigentlich nicht so der Typ für nette Ausflüge, ich bin eher so.. sind wir ehrlich, der Typ für schnelle Sachen, wenn du verstehst was ich meine. Aber um ehrlich zu sein, hast du nicht so die Ausstrahlung, als würdest du dich sofort auf eine schnelle Nummer einlassen. Du hast so ein bisschen die Ausstrahlung einer Oma oder Mutter und so notgeil ich auch ab und zu bin.. Ich stehe nicht so auf.. Sowas." Er kratzte sich verlegen am Kopf und wich meinem Blick aus, wodurch mich seine nächsten Worte umso mehr überraschten:
"Allerdings habe ich einen Führerschein und nichts zu tun, von dem her.. Ich wäre bereit. Du bist vielleicht ne Oma, aber der Fakt, dass du Alkohol trinkst, macht dich irgendwie schon lockerer."
Obwohl das eigentlich ne üble Beleidigung war, vertraute ich ihm. Und so komisch es klang und obwohl wir uns erst seit zehn Minuten kannten, wollte ich einen Roadtrip mit ihm machen. Er wirkte nicht so, als würde er mich vergewaltigen wollen, auch wenn er mir gerade sein Fuckboy-Dasein gestanden hatte. Ich vertraute ihm so weit, dass er mich nicht umbringen würde und notfalls könnte ich immer noch plötzlich abhauen und flüchten, sollte sich herausstellen, dass er ein Psychopath war.
„Okay. Let's do this."
„Echt jetzt?! Oh man, du bist grad von der Oma zur coolen Tante aufgestiegen!"
Ich grinste ihn an und sagte:
„Ich schwör dir, ich arbeite mich noch zu jemandem auf, der nicht zur Familie gehört"
Er lachte kurz auf und wir verliessen den Club. Vor der Tür tauschten wir Nummern und verabredeten uns für 05:30 Uhr bei mir. Ich gab ihm meine Adresse und wir trennten uns.
In der Strassenbahn blickte ich auf meine Uhr. 01:56 Uhr. Mir blieben noch knapp dreieinhalb Stunden Zeit.
Sobald ich Zuhause war, holte ich eine Reisetasche hervor und stopfte mein Zeug rein. Handy, Ladekabel, Zahnbürste, Zahnpasta, Klamotten, und so weiter. Dann warf ich Decken und Kissen auf die Rückback meines Autos, zusammen mit einer Kühltasche voller Essen und Getränke.
Zuletzt schrieb ich noch einen Brief an meine Eltern.

Liebe Mum, lieber Dad.
Ich danke euch so sehr für alles, für eure Liebe, für eure Hilfe, einfach für alles.
Das Auto heute war wirklich der Auslöser zu einer verrückten Idee, um einen Traum wahr werden zu lassen. Im Flamingo, der Bar, habe ich jemanden kennengelernt. Ihr werdet mich für verrückt halten und ich weiss, dass das gefährlich ist, doch ich vertraue ihm. Wir werden einen Roadtrip machen. Mein Traum wird wahr. Bitte lasst mich. Ich werde wieder zurück kommen, doch erstmal werde ich mein Leben in vollen Zügen geniessen. Ausserdem sind Ferien, die will ich nutzen. Vertraut mir!
Ich liebe euch,
Eure Alana <3

Ich hoffte inständig, dass meine Eltern das einigermaßen gut aufnehmen würden. Naja, so gut wie möglich halt.
Nathan schrieb mir um fünf vor halb, dass er draußen war. Ich öffnete leise die Tür und liess ihn rein. Zusammen gingen wir in die Garage und ich zeigte ihm mein Auto.
"Wow. Aber wenn es regnet sind wir am Arsch."
"Tja, take the Risk or loose the chance", antwortete ich ihm.
Er lächelte und warf seine Tasche ebenfalls ins Auto.

"Hast du den Schlüssel?"

Ich hielt ihn hoch.

"Hast du den Führerschein?"

Er hielt ihn hoch.

Und wir grinsten uns an (Autoren-Einwurf: Oh man, hier wird echt viel gegrinst und gelächelt).

Ich liess die Garagentür so leise wie möglich hoch, was leider unmöglich war. Laut scheppernd schnellte sie hoch und knallte mit einem ohrenbetäubenden Geräusch an die Decke. Shit. Jetzt hatte ich Mum und Dad zu hundert Prozent geweckt.

Ich gab Nathan ein Zeichen rauszufahren. Er liess den Motor an und sofort erfüllte ein lautes Brummen die Garage und vermutlich die ganze Strasse. Wenn meine Eltern jetzt nicht wach waren, dann konnten sie unmöglich am Leben sein, so laut wie das war.

Ich liess Nathan raus fahren und liess nach ihm die Tür wieder runter, mittlerweile war mir egal wie laut ich war. Und tatsächlich, im Zimmer meiner Eltern ging gerade ein Licht an. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich sprang wie bei "Ein Duke kommt selten allein" durch das Fenster rein, bzw. über die Tür drüber. Sobald ich drin war, gab Nathan Gas und wir verliessen unsere Strasse. Obwohl ich mir geschworen hatte, nicht zurückzublicken, tat ich es trotzdem. Ich war mir nicht sicher, doch ich glaubte das Gesicht meiner Mutter am Fenster gesehen zu haben.

••

So.. Das war mein erstes Kapitel. Geschrieben habe ich es schon im Mai, aber irgendwie hat es mir nie zu 100% gepasst, aber jetzt lasse ich es auf euch los. Bitte verzeiht mir Kommafehler, das ist echt nicht meins.
Ich hoffe ihr freut euch & ihr könnt mir gerne Ideen, Wünsche oder Feedback hinterlassen!
Das Lied oben habe ich aus einem Californiavlog, hört euch die Lieder, welche ich immer oben verlinken werde, doch beim lesen der Kapitel an, das wird euch nochmal ein ganz anderes Feeling geben.
So, genug geschrieben, Peace out! 🍍

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 13, 2019 ⏰

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