Erwachen

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Nacht, Kälte, die Lichter der Stadt. Eine schwarze Katze streifte durch die dunkle Nacht, sie bemerkte mich und rannte davon. Ich schlich durch die Straßen, aus Angst, plötzlich von fremden, dunklen Gestalten angesprochen zu werden. Die ganzen Meldungen solcher Fälle in den Medien war in letzter Zeit rapide angestiegen. Ich wusste nicht einmal wie viel Uhr es gewesen ist. 20 Uhr? Mitternacht? Oder 3 Uhr Morgens? Ich wusste es nicht. Ich kannte solche Nächte einfach zu gut. Zu oft habe ich diese Nächte in denen meine Depression mich auffrisst. Nächte, in denen ich mich einsam und verlassen fühle. Nächte, in denen ich es bin. In denen ich durch die Straßen streife, mit der Bahn nach Stockholm, raus aus dem Drecksloch in dem ich wohne. Meine Mutter unwissend. Auf der Fahrt in der Bahn in Gedanken versunken. Gedanken, diese verdammten Gedanken:"Ich hasse mich. So sehr. Ich will endlich sterben. Ich freue mich schon darauf, mich endlich wieder verletzen zu können, mich bluten zu sehen. Ich will leiden, ich habe es verdient!" Ich stelle mir vorwurfsvoll Fragen mit denen ich mich schon so lange beschäftige:"Wieso bin ich bloß *ich*? Ich will nicht ich sein! Wieso bin ich so eine Blamage? Ich verstehe es nicht. Es wäre doch für alle so viel einfacher, wenn ich nicht hier wäre. Ich ruiniere nur deren Leben! Es würde doch niemanden interessieren, wenn ich jetzt sterbe. Aber ich bin einfach zu schwach um den ganzen Schmerz und meinem Leiden ein Ende zu bereiten. Verdammt!" In meiner Gedankenwelt verschwunden merke ich, dass eine Stimme zu mir spricht. Es ist nur die Durchsage, die mir mitteilt, dass der Zug an der letzten Station angekommen ist und mich auffordert den Zug zu verlassen. Ich steige aus, gehe in die Stadt - immer noch in meinen Gedanken versunken. Immer wieder dasselbe. Dieses Mal war es aber anders, etwas war seltsam. Die Straßen menschenleer, niemand außer mir war zu sehen. Sonst war um diese Uhrzeit doch immer noch ein Getümmel in so einer Großstadt wie Stockholm. Wenn ich mich recht erinnere, war jedoch selbst die Bahn leer, wobei ich es auch einfach nicht bemerkt haben könnte, so tief in meinen Gedanken versunken. Und wieder kam die Frage auf:"Wie viel Uhr ist es? Ist es denn schon so spät, dass selbst hier keine Menschenseele mehr herum irrt und mich bedrohen will?" Die Kälte nahm zu, ich zog meinen Pullover zu und setzte die Kapuze auf. "Immerhin will ich ja nicht frieren, meine Gesundheit ist ja wichtig.", dachte ich und lachte:"Haha." Diese Nacht fühlte sich seltsam an. Anders, als andere Nächte jedenfalls. Ich fand es aber toll. Ruhe, Einsamkeit - genau das ist, wie ich lebe. Stille, ich liebe es.

Einleitung:
"Ich habe mich immer schon alleine gefühlt, solange ich mich erinnern kann. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mag, oder ob ich einfach daran gewöhnt bin, aber eines weiß ich bestimmt: Einsam sein hinterlässt Narben, und sich die ganze Zeit verbittert, verärgert und beschissen fühlen frisst einen innerlich auf."

Doch plötzlich wurde die Stille unterbrochen und ich zuckte zusammen. Es war eine Stimme. Seit Stunden hatte ich keine Stimme mehr gehört. Und dieses Mal war sie sogar keine Stimme in meinem Kopf - zum Glück. "Hilfe! Bitte helft mir!" Ich erschrak, als ich merkte was die Stimme rief. Ich folgte ihr und rannte um einen Wohnblock. Ein Mann. Er lag in einer Gasse auf dem Boden, krabbelte um Hilfe. Ich eilte zu ihm, kniete mich hin und fragte, was denn passiert sei. "Was zum..?" Ich verstand nicht was ihm zugestoßen war. Jedoch antwortete er mir nicht. Ich versuchte zu helfen, als ich etwas hörte. "Motoren!", dachte ich. Es war ein Auto, welches aus dem Dunkeln kam. Es passierte alles so schnell, ich wollte um Hilfe rufen, sodass das Auto anhält, aber das tat es nicht. Es fuhr von der Straße ab, auf den Bürgersteig, direkt auf mich zu. Das Auto kam rasend schnell in meine Richtung. Ich sah von vorne nur die knallend hellen Lichter und die schwarze Windschutzscheibe. Es dauerte keine Millisekunde. Es passierte alles so schnell. Ein Trauma. Obwohl ich mich an den Aufprall nicht erinnern kann; jedes Mal, wenn ich daran denke, zucke ich zusammen und fange an zu weinen und zu schreien und es fällt extrem schwer, damit aufzuhören. Ich spürte nichts, aber gleichzeitig alles. Mein ganzes Leben spielte sich vor meinen Augen ab. Ich dachte: "Jetzt ist es vorbei. Naja, endlich! Ich bin nicht extra sterben gegangen, aber darauf kommt es nicht an. Ich hätte es wahrscheinlich eh nicht von selbst getan. Letztendlich bin ich erlöst, bin weg von alledem. Es ist doch egal, wie." Jeder dieser Gedanken schoss blitzschnell durch meinen Kopf. Es war vorbei. So schnell, wie es begonnen hatte. Ich dachte, ich sei tot. Ich hoffte es. Ich schloss meine Augen und es war pechschwarz. Ruhe. Einsamkeit. Tod.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2017 ⏰

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Schrei der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt