Genervt von meinem inkompetenten Französischlehrer raufte ich mir meine hellgrauen, fast weißen Haare. Seit zwei Monaten hatte das 2te Schulhalbjahr begonnen. Das heißt: Klausuren, Präsentationen und Hausarbeiten in Massen. All das ist kein Problem für mich, schließlich bin ich überdurchschnittlich intelligent. Genau genommen kann ich so gut wie alles. Na gut, ich gebe zu, dass ich in Kunst nicht der Beste bin und auch in Deutsch komme ich gerade nicht so gut mit, aber das liegt daran, dass das Thema 'Geschichten und Erzählungen' ist und dazu fehlt mir einfach die Kreativität. Das eigentliche Problem sind die Partner- und Gruppenarbeiten. Freiwillig will niemand mit mir arbeiten und dann bekomme ich immer die ab, die mich eh nicht leiden können und denen Ihre Note auch egal ist.
,,Wenn ihr mit der Verbesserung eurer Klausur fertig seid, sollt ihr für die letzten Minuten noch diese Verben konjugieren und übersetzen" sagte Monsieur Dupont mit einem Blick auf seine Uhr.
Ich musste nichts verbessern. Ich hatte eine glatte eins. Aber das interessierte niemanden und auch die Tatsache, dass ich in der Doppelstunde nichts getan hatte interessierte niemanden. Deshalb öffnete ich mein Heft und schrieb mit geschwungener Schrift 'Conjugué' (konjugieren) auf.
Dann drehte er sich um und schrieb exiter (existieren), voir (sehen) und andere Verben an die Tafel.
Wieso bin ich überhaupt hier? Das ist alles so umständlich und sehr weit unter meinem Niveau.
Ach stimmt.
Ich wollte nicht alleine sein.Auch wenn mich hier niemand beachtet, nicht mal Monsieur Dupont bemerkt mich. Ab und zu, meist nach einer Klausur, lobte er mich vor der ganzen Klasse für meine gute Note und meine tolle Heftführung. Aber anstatt Bewunderung bekam ich nur genervtes Stöhnen und böse Blicke zu geworfen.
Welches war noch mal das erste Verb? Ich sah an die Tafel, also versuchte es zumindest. Monsieur Dupont stand direkt vor mir und erklärte gerade Yumi, seiner Lieblingsschülerin gerade etwas.
Ich meldete mich, aber er beachtete mich nicht.
,,Monsieur!"
Immer noch nicht.
,,Monsieur Dupont!" Versuchte ich es wieder.
Dann lief er schließlich weiter zu einer anderen Schülerin.
Ich seufzte, hatte aber endlich freies Sichtfeld. Dann schrieb ich:
J'existe
(Ich existiere)
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Bucketlist Project
Literatura FemininaIch bin anders. Ist das ein Problem? Anscheinend schon. Das einzige was ich will, ist Zeit mit Freunden zu verbringen. Traurig nur, dass ich keine habe. Ich habe nicht mal Geschwister, die mich nerven, gezwungener weise Zeit mit mir verbringen un...