3. Stunden danach.
Ich saß auf der Rückbank unseres Jeeps.
Das Schweigen meiner Eltern drückte auf mich wie eine Last.
Es war unerträglich.
Nachdem sie meine Augen sahen, wurde ich sofort ins Auto verfrachtet und ich wusste nicht, wo ich hingebracht werden sollte.
„Wir müssen sie zu den Halbengeln bringen."
Die Stimme meines Ersatzvaters klang seltsam.
Traurig, kalt und kraftlos.
Keine Wut, Eckel oder Angst.
Ich blickte aus dem Fenster und beobachtete, wie die Häuser und die Stadt an mir vorbeizogen.
Würde ich jemals wieder in der Öffentlichkeit wie ein normaler Mensch durch die Straßen ziehen können?
Frei sein?
Plötzlich erschien am Horizont ein mir unbekanntes Bauwerk.
Es war groß, weiß, mit vielen, schimmernden Fenstern.
Es führte gerade in den Himmel hinauf, flachte hoch über dem Boden auf einer Seite leicht ab und lief mit der anderen Seite zu einer Spitze zusammen.
Es sah unglaublich edel aus.
Wie war es mir vorher noch nie aufgefallen?
In der Mitte des Gebäudes prangte ein Silber, funkelndes Logo.
Eine gefiederte Schwinge.
„Was ist das?"
Flüsterte ich.
Der erste Satz seit Stunden.
Meine Mutter sah sich um, wich meinem Blick jedoch aus.
„Das, Lacrima, ist das Monument der Halbengel. Ein Gebäude für das
Gute."
„Halbengel?" wiederholte ich ungläubig,
„Ist das ein Firmenname?"
„Nein."
Sie wandte sich ab und starrte nach vorne.
Dad sprach ebenfalls kein Wort mehr.
Ihre Seelen waren schwer von Trauer und beide wussten nicht, ob sie das richtige taten.
Es kam mir nicht richtig vor, weiter in ihnen zu stöbern, um zu erfahren, wer diese Halbengel waren.
Ich wollte niemanden mehr verletzen.
Wir parkten neben dem Engelsschwingen-Gebäude und meine Eltern stiegen aus.
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Soul Reader
FantasyEs gibt in der Welt nicht nur eine Ebene. Die Menschenwelt, ist durch Portale mit Himmel und Hölle verbunden. Es ist nicht die religiöse Vorstellung, die hinter den beiden Orten steckt, nein. Himmel und Hölle werden von zwei unterschiedlichen...