Codo, der Dritte, aus der Sternenmitte

59 5 7
                                    


       Hässlich, ich bin so hässlich, so grässlich hässlich:
       Ich bin der Hass!
      Hassen, ganz hässlich hassen,
      ich kann's nicht lassen:     
      Ich bin der Hass!
      Ätzend, ich bin so ätzend, alles zersetzend:
      Ich bin der Hass.

Man könnte meinen, der Herr des Hasses hat die Weltherrschaft endgültig übernommen, wie in dem Lied von DÖF aus dem Jahr 1983 beschrieben. Jeden Tag liest man in der Zeitung und hört man im Radio, sieht in den TV-Nachrichten von Hass, von blindem, unerklärlichen Hass, der oft in brutaler Gewalt gipfelt. Hass gegen diffuse Andere, welche die Hasser gar nicht wirklich kennen, die ihnen nichts getan haben. Anders sein reicht, um gehasst zu werden. Das fängt wohl schon in der Schule an. Anderes Aussehen, nicht die richtigen Klamotten anhaben, sich für andere einsetzen, reicht manchmal schon aus, um den Hass der .... Ja von wem eigentlich? – auf sich zu ziehen. Wer ist das, wer sind die Hasser? Warum hassen sie die Anderen?

Fragen über Fragen. Zu jeder Frage gibt es in den Medien mindestens 1000 Antworten, aber keine befriedigt wirklich. Alle bleiben an der Oberfläche: dumpfe Ängste, Wettbewerb um begrenzte Mittel, Gefühle von Bedrohung, Neid, Sucht nach Beachtung, Enttäuschung, Frust, Unfähigkeit mit (vermeintlichen) Niederlagen umzugehen, Mangel an Bildung, ....

Aber kann das die brutalen Gewaltausbrüche erklären, Prügelorgien, in denen es keine Grenzen mehr gibt, kein Pardon für jemand der schon am Boden liegt, Amokläufe mit vielen Toten?

Manche schrecken ja vor einer – eigenen - körperlichen Beteiligung an solchen Exzessen zurück. Aber wenn ich die Shitstorms in sozialen Netzwerken, ja auch in Wattpad erlebe, kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass so eine Art Milgram-Experiment in einem sozialen Netzwerk durchaus Erfolg haben könnte. Durch das Anklicken eines „Punish"-Knopfes erhält der Gejagte einen Stromschlag und wenn genügend Clicks zusammenkommen ... - Weiter mag man nicht denken. Ich bin überzeugt davon, dass die Anonymität des Internets auch solcherlei Lynchjustiz „Erfolgreich" machen würde.

Wo sind die Grenzen? Wann endlich wachen wir auf und wenden uns ab von Hass und Gewalt?

Ich fürchte - nie. Ich muss gestehen, ich bin ratlos. Ich weiß auch keine Lösung, zumindest keine globale. Aber ich denke jeder kann versuchen, in seinem kleinen Bereich darauf zu achten, dass Hass keine Chance hat. Das fängt beim Sprechen an: aus Worten werden Taten. Wenn ich Mitmenschen mit Kraftausdrücken belege, weil ich mich momentan über sie geärgert habe, ist das der erste Schritt Hass zu säen. Noch dazu, wenn ich mich vor Kindern und Jugendlichen in dieser Art äußere oder sie nicht stoppe, wenn sie so über andere reden. Auch unter Schülern gilt: aus Worten werden Taten. Wenn es schick ist, einen /eine aus der Klasse verbal fertig zu machen, ist der Schritt zu Schlägen nicht weit. Erzieher und Eltern die weghören und denken, dass Worte ja nicht so schlimm sind, machen sich schuldig.

Leider ist es nicht ganz so einfach wie im Lied, aber ein bisschen mehr Liebe könnte unserer Welt nicht schaden.

      Codo aus der Ferne der leuchtenden Sterne:
      Ich düse so gerne durchs All.
      Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt
      und bring' die Liebe mit von meinem Himmelsritt.
      Denn die Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, die macht viel Spaß, 
      viel mehr Spaß als irgendwas.

Diese Geschichte habe ich zuerst in der leider derzeit ruhenden „Freitagschallenge" von  [ECJ-ANLYZ] veröffentlicht. Das Kapitel „Hass? Nein!" von lilylou96 in ihrem Buch „Weisse Tage" hat mich motiviert, das an dieser Stelle noch einmal zu veröffentlichen, weil sie dort genau das Grundproblem anspricht: Leichtfertiger Umgang mit der Sprache.


Ein Hasenleben ;-)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt