Prolog

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"Bella, gib mir bitte dein Handy".

Ich schaute langsam auf und fluchte innerlich.

An der Roosevelt High gab es eine ziemlich unnötige Handyregelung, die besagte, dass die Schüler nur in ihren Freistunden ihre Handys benutzen dürften.

Vor ein paar Monaten gab es diese noch nicht, aber wahrscheinlich mussten sie so einen Schwachsinn einführen, um wenigstens so zu tun, als ob sie etwas gegen die "Handy-besessene-Generation" tun würden.
Schließlich musste man vor den anderen Schulen etwas hergeben können.

Eigentlich kontrollierte nie jemand, ob diese Regel auch wirklich eingehalten wird, aber offensichtlich war heute wohl eine Ausnahme, von der ich nichts mitbekommen hatte.

Ein Räuspern brachte mich wieder zurück in die Realität, in der unschönen Erscheinung von Mr. Smith.
Meistens stellte man sich unter solch einen Namen einen jungen, attraktiven Lehrer vor, der super freundlich ist und mit Zahnpasta-Lächeln auf einen herabgrinst. Das was man aber wirklich vor sich hatte, war um einiges unschöner.

Wirklich.

Seufzend gab ich ihm mein Handy und sah mir mit an, wie er mit hochgestreckter Nase und meinem Handy in der Hand davonstolzierte.

Ein Prusten, gefolgt von einem Lachen was so ziemlich einer Ente glich, führte dazu, dass ich mich von diesem traurigen Anblick losreißen konnte. Meine Freundin Al saß gackernd auf dem Stuhl, ihre Schadenfreude war nicht zu übersehen.
Oh wie gerne ich ihr doch eine reinhauen würde, so lustig war das doch gar nicht. Aber fairerweise musste man dazu sagen, dass normalerweise sie immer erwischt wurde.  
Warte mal, gackerten Enten? Oder waren es doch Hühner? Ich schüttelte meinen Kopf und realisierte, wie traurig mein Leben eigentlich war. Welcher normale Teenager dachte schon über gackernde Enten nach, wenn er mitten im Leben ist?

Genau, ich.

Natürlich könnte man jetzt hinterfragen, was man unter normal versteht, aber auf diesen philosophischen Mist hatte ich jetzt wirklich keine Lust.
Da widmete ich mich lieber Al und den Vorstellungen einer qualvollen Hinrichtung.

Übertreiben? Kann ich.

In diesem Moment fiel etwas scheppernd zu Boden und es wurde augenblicklich still in der sonst so lauten Cafeteria.
Ich war schon immer schlecht im Schätzen, aber mindestens zwanzig Köpfe drehten sich in der selben Sekunde zu dem Spektakel, welches sich vorne ereignete.
Jason, der wohl oder übel der Adonis der Schule ist, stand wutschnaubend mit einem Zettel in der Hand neben einem umgeschmissenen Stuhl, die Wut war ihm deutlich anzusehen und ich meine nicht nur wegen den hervortretenden Adern.
"Wer. Hat. Das. Geschrieben?!", zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne, seine Augen sprühten Funken.
Er sah wirklich furchteinflößend aus.
Ich war neugierig was auf dem Blatt stehen könnte und reckte meinen Hals, um besser sehen zu können, wie auch der Rest des Publikums.
Ich konnte nichts genaues erkennen, aber wer zum Teufel würde seine eigene Schrift nicht erkennen?

Genau, wieder ich.

Dementsprechend dämmerte es mir es erst nach und nach, worum sich es bei diesem Zettel handelte.

Es war mein Tagebucheintrag.

A little too muchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt