Ihre Augen - Man sagt, dass die Augen ein Spiegel der Seele sind, aber als ich in ihre Augen blickte, sah ich nur Scherben.
Spitze Enden, die das funkelnde Licht brachen.
Mit gerunzelter Stirn schaute er gegen die Decke und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf.-
Suchend schaute ich mich nach Al und einem freien Platz um und stellte mich auf Zehenspitzen um besser sehen zu können, da in diesem Moment Giraffen meinten ihre Größe zur Schau stellen zu müssen.
Fassungslos guckte ich ihnen hinterher, wie groß konnte ein Mensch denn bitte sein?
Ich schüttelte den Kopf und ließ meinen Blick weiter über die Schüler schweifen, die sich fröhlich in der lauten Cafeteria unterhielten.
Ich war noch kurz beim Schließfach und hatte Al gesagt, dass sie schon mal vorgehen sollte, damit wir noch einen Platz kriegten.
Die Ecke in der wir normalerweise saßen war besetzt, in diesem Augenblick fühlte ich mich wie ein Franzose im zweiten Weltkrieg.„Bella!", verwirrt schaute ich auf, wer störte mich denn jetzt bei meiner Geschichtsexkursion?
Nach einigen Sekunden entdeckte ich Al inmitten der Menschenmasse und mein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Sie saß an einem mittig stehenden Tisch und winkte wie wild um meine Aufmerksamkeit zu erregen, der arme Typ neben ihr guckte sie schon ziemlich verstört an.
Ich schaute ihn mir genauer an während ich mich zwischen den Giraffen durchkämpfte, die mir schon wieder im Weg standen. Die hatten auch echt nichts besseres zu tun.
Egal, saß Mr. Verstörter-Blick nicht schon öfter bei uns? Ich beschloss der Sache nachzugehen.
„Hey Al!", begrüßte ich sie fröhlich und setzte mich gegenüber von ihr hin.
„Wie lange wolltest du denn da noch stehen bleiben?", fragte mich Al und verdrehte die Augen.
Nun ja, bis Paris befreit werden würde und die deutschen Besatzungstruppen kapitulieren würden, aber das sagte ich ihr lieber nicht. Nicht dass sie denkt, dass ich mit meinen Geschichtsexkursionen irgendwo hängen geblieben bin.
„Sorry.", sagte ich gespielt zerknirscht, was sie mit einer wegwerfenden Handbewegung quittierte.Ich holte mein Brötchen heraus und biss genüsslich hinein, während ich weiter den Jungen neben Al betrachtete, im Hintergrund hörte man die Gespräche der Schüler.
Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand kurz durch seine hellbraunen Haare, als er zu ihr blickte. Mit seinen blauen Augen starrte er sie einfach nur an und wartete offenbar auf irgendeine Reaktion von ihr.
Sie bekam jedoch nichts davon mit, oder gab vor nichts mitzubekommen und aß in Ruhe ihr Brot weiter, Mr. Verstörter-Blick lehnte sich frustriert nach vorne.
Ich kicherte leise in mich hinein, deswegen saß er also schon seit einer Weile bei uns.
Genau wie ich, beobachteten auch seine Freunde das Geschehen gespannt, allerdings versuchten sie im Gegensatz zu mir nicht einmal ihr Grinsen zu verbergen.
Mr. Verstörter-Blick nippte an seinem Glas Wasser das vor ihm stand und runzelte die Stirn, bestimmt dachte er sich eine neue Strategie aus. Bevor das jedoch passieren konnte, beschloss ich spontan dazwischenzufunken.
„Sprich sie doch einfach an.", sagte ich ernst und guckte ihm in die Augen. Nachdem er realisierte was ich gesagt hatte, verschluckte er sich und fing an zu husten, während seine Freunde losprusteten und einer ihm herzlich auf den Rücken klopfte. Al, die plötzlich rot geworden war, guckte mich entgeistert an und ich zuckte nur mit meinen Schultern.
Mal im Ernst, so wäre das doch nie etwas geworden, irgendwann werden sie mir schon danken.
Nachdem Mr. Verstörter-Blick sich von seinem Anfall erholt hatte, fing er an irgendein Gestammel von sich zu geben. Ich klatschte mir auf die Stirn, das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Da gab man jemanden den Ansatz und er kam trotzdem nicht weiter.
Er brach ab und holte tief Luft, er war nun ungefähr genauso rot wie Al, sodass sie wie zwei nebeneinander sitzende Krebse aussahen.
„Ich bin Elijah, krieg ich deine Nummer?", sagte er plötzlich mit erstaunlich fester Stimme. Ich schaute ihn verblüfft an, von der Nervosität war nichts mehr zu sehen. Ich schaute Al abwartend an.
„Wow bist du direkt.", lachte sie nervös und fuhr sich durch die Haare.
Oh man, dass konnte ja nur schiefgehen.
Sie sah mich hilfesuchend an, woraufhin ich ihr nur einen Blick zuwarf der besagte, dass ich für nichts garantierte und es nicht meine Schuld war wenn etwas daneben ging.
„Natürlich kannst du ihre Nummer haben, nicht wahr Al?", flötete ich und schaute Al dabei eindringlich an.
„Klar!" sagte sie hektisch und nickte dabei.
Er guckte sie nur grinsend an und hielt ihr wortlos das Handy hin. Nachdem sie eine Weile lang darauf herum getippt hatte, überreichte sie es ihm wieder mit hochrotem Kopf. Dankend nahm er es an und lächelte dabei wie ein Honigkuchenpferd. Mission erledigt, dachte ich mir und lehnte mich zufrieden zurück.
Er widmete sich wieder seinen Freunden und ich sah wie sie einschlugen. Idioten, dachte ich mir grinsend.Dann wandte ich mich wieder Al zu, die wohl kurz davor war einen Nervenzusammenbruch zu bekommen.
„Wie kamst du auf diese bescheuerte Idee?", fragte sie mich verzweifelt und schien vor Scham förmlich zu versinken.
„Hauptsache sie hat funktioniert.", sagte ich schulterzuckend.
„Außerdem ist er doch süß", flüsterte ich ihr verschwörerisch zu und zwinkerte dabei.
Sie guckte mich nur entsetzt an und wir hätten dieses Gespräch auch weitergeführt, wenn nicht plötzlich eine Stimme uns unterbrochen hätte.
„Da sitze ich immer."
Ich drehte mich langsam um und sah Tori Fadewood, alias das Mädchen dass ich nicht ausstehen konnte, vor mir stehen.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, war das jetzt ihr ernst?
„Oh sorry, aber kannst du mir einmal zeigen wo dein Name hier eingraviert ist? Ich finde den gerade nämlich nicht.", sagte ich gespielt entschuldigend und suchte nach ihrem Namen.
Ich sah wie sie rot anlief und nach einer passenden Antwort suchte.
„Du weißt ganz genau was ich meine.", zischte sie.
„Nein, aber du kannst es mir gerne erklären.", sagte ich höflich und legte meinen Kopf leicht schief. Erst jetzt fiel mir auf, wie still es plötzlich geworden war.
Für einen kurzen Moment sah ich Unsicherheit in ihren Augen aufflackern, dann schien ihr jedoch einzufallen wer sie war, wer auch immer das sein mag, und es war so als ob sie nie da gewesen wäre.
Sie verengte ihre Augen, drehte sich um und ging mit wehenden Haaren davon, ihr Anhängsel hechtete ihr natürlich hinterher.
Ich drehte mich kopfschüttelnd wieder zu Al und wie auf Kommando fingen alle wieder an zu reden.
Al kicherte schadenfroh und Elijah hielt grinsend seinen Daumen nach oben, ich erwiderte mit einem schwachen Grinsen. Ich konnte mich nicht wirklich darüber freuen ihr eins ausgewischt zu haben, denn ich hatte ihre Unsicherheit gesehen. Und sie hat mir gezeigt, dass alle Menschen irgendwo ihren wunden Kern hatten und ich war nicht gerade stolz darauf zu sagen, dass ich ihren getroffen hatte.
Ich hatte Mitleid mit ihr.
Langsam nahm ich mein angebissenes Brötchen in die Hand und betrachtete es, aber Appetit hatte ich schon lange nicht mehr.
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A little too much
Teen FictionEine durchgeknallte Schülerin mit zu viel Sarkasmus, nicht immer passendem Humor und einem Tagebuch, welches sie auf Zetteln führt, da sie die Schlüssel zu ihrem eigentlichen Buch der Schande verloren hat, wird mit dem Leben konfrontiert. Obwohl, ko...