Wie kann ich Sachen von Menschen erwarten, ohne sie selbst erfüllen zu können? Wie kann ich nur von anderen erwarten sich zu ändern, wenn ich selbst so bleibe wie ich bin?
Kannst du mir die Antworten geben? Kannst du mich ändern? Denn ich kann es nicht.
Der Stift fiel, Tränen rollten ihr über die Wangen und landeten auf dem Zettel, als sie sich zurücklehnte und die letzten Klänge des Liedes in sich hineinsog.
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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich langsam aufstand um nach vorne zu gehen. Mir schossen die verschiedensten Szenarien durch den Kopf und eine war peinlicher als die andere.
"Bella, komm doch mal nach vorne und frühstücke mit mir." Das waren die Worte gewesen, die mich jetzt dazu veranlassten mit unsicheren Schritten auf ihn zuzugehen. Er saß an einem improvisierten Esstisch, die Beine übereinander geschlagen, nur darauf wartend mich belehren zu können. Ich spürte, wie meine Mitschüler mich mit mitleidigen Blicken überhäuften, was es auch nicht gerade besser machte. Ich setzte mich.
"Kaffee?" fragte er mich mit so viel Gefühl, dass es einen glatt umhaute.
"Nein." antwortete ich bescheiden.
"Brötchen?" Er machte eine ausladende Handbewegung, die wohl auf das nicht vorhandene Frühstück deuten sollte. Seine Augen blitzten.
"Nein." Ich wurde nervöser und fing an auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Ich wagte es nicht aufzuschauen, denn sonst hätte ich mich den Blicken der anderen stellen müssen. Ich blendete sie einfach aus, was angesichts der Situation gar nicht so schwierig war, da ich mich konzentrieren musste um zu verstehen, was zur Hölle Mr. Ray von mir wollte.
"Na dann." Er setzte sich auf, bereit sein bestes zu geben.
"Schau doch, da sitzt ein Hase auf dem Rasen und frisst Gras!" Er schaute mich mit großen Augen an und wartete.
Verdammt, was sollte ich jetzt tun? Als ihm klar wurde, dass von mir nichts kommen würde, wiederholte er seinen Satz und unterstrich ihn mit wilden Gesten. Ich schaute ihn perplex an, die Räder in meinem Kopf fingen einfach nicht an sich zu drehen.
"Warten Sie mal, soll ich jetzt appelieren?" fragte ich überfordert und zeigte dabei auf mich.
"Nee, das hab ich ja schon getan." Ich klatschte mir innerlich auf die Stirn, natürlich hat er es getan. So langsam verstand ich worauf er hinaus wollte.
"Schau, Chiara ist jetzt der Hase." Die Mitschüler kicherten, Chiara verzog das Gesicht und ich überforderter Dummkopf lachte nervös auf.
"Schau doch, da sitzt ein Hase auf dem Rasen und frisst Gras!" und deutete dabei auf Chiara. Er sprach langsam und betonte dabei jedes einzelne Wort. Endlich verstand ich was er von mir wollte. Ich stand auf und rief enthusiastisch:
"Chiara, hau ab!" und machte dabei wegscheuchende Bewegungen in ihre Richtung. Meine Klassenkameraden lachten und ich stand nun vor Chiara und hatte keinen Plan was ich machen sollte. Nur so am Rande, natürlich hatte ich es nicht enthusiastisch gesagt. Es klang eher so wie ein gemästetes Huhn auf dem Weg zum Schlachter, von wegen "Yeah lasst uns alle zusammen einen Roadtrip machen".
Ich drehte mich wieder zu Mr. Ray, der mir mit einer Handbewegung signalisierte, dass ich mich nun wieder setzen könnte. Das tat ich auch, mit hochrotem Kopf ging ich zu meinem Platz, nur um Al dort lachend sitzend zu sehen. Mich auslachend, um genauer zu sein.
Nun zur Erklärung: In dem Fach Deutsch behandelten wir gerade das Thema Kommunikation und dafür haben wir uns ein Kommunikationsmodell angeschaut und erarbeitet. Eigentlich haben eher die anderen es erarbeitet, ich war schon mit anschauen überfordert. Es machte einfach keinen Sinn für mich. Jedenfalls ist mein Deutschlehrer Mr. Ray auch gleichzeitig der Lehrer für Schauspiel und Theater , daher baute er immer wieder schauspielerische Aspekte mit in den Unterricht ein, um ihn interessanter zu gestalten. Die Szene heute war wie folgt aufgebaut: Man soll, während man am Tisch sitzt und "frühstückt", in das Gespräch eine Form der Kommunikation aus dem vorher erarbeiteten Kommunikationsmodell einbauen, in meinem Fall war das appellieren. Da ich es im Gespräch nicht hingekriegt habe, hat er diesen Part übernommen und meine Aufgabe war es dann eigentlich nur zu reagieren. Und das hab ich, wie man gesehen hat, auch nicht hinbekommen. Im Nachhinein kam ich mir wirklich dämlich vor.
"Wusstest du, was man machen sollte?", fragte ich Al peinlich berührt und drehte mich zu ihr.
"Ja", sagte sie und kicherte.
Ich stöhnte und vergrub meinen Kopf in den Armen.
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A little too much
Teen FictionEine durchgeknallte Schülerin mit zu viel Sarkasmus, nicht immer passendem Humor und einem Tagebuch, welches sie auf Zetteln führt, da sie die Schlüssel zu ihrem eigentlichen Buch der Schande verloren hat, wird mit dem Leben konfrontiert. Obwohl, ko...