'Gestatten, mein Name ist Riccardio Bandito. Ich muss euch dringend eine Geschichte Erzaehlen und dann eine Frage stellen.' Waehrend er in seinem verschlissenen Mantel, mit hochgeklapptem Kragen und mit seiner Bacardi- Cola in russischer Beleuchtung vor ihnen sitzt... 'Psst still, Fragen koennt ihr spaeter. Ja, was ist denn? -Ja das sind Handschellen, und nein die bleiben dran'- ungeduldig kratzt er sich die Herpesschueppchen aus dem unrasierten Dreitagebart. Die staubbedeckte Gluehbirne schaukelt hin und her. Eine gut gepflegte Beretta liegt als durchschlagendes Argument auf dem Holzschreibtisch vor ihm. Gedankenverloren mustert er sein unfreiwilliges Publikum. 'Und zwar es geht um die Liebe um Amore. Oder einen Teil davon.' Langsam zuendet er sich eine Zigarette an und zieht den Rauch tief knisternd in seine Lunge. Er ist Riccardio Bandito. Er darf das. Er zeichnet mit dem Atem Ringe in die Luft. Dann schaut er das wimmernde Publikum an, aehnlich wie ein hungriger Puma ein Kaninchen anschauen wuerde. 'Also, Leute.' faehrt er fort 'Was denkt ihr, wenn sich ein ehrenwerter Bandito in eine Aerztin verliebt. Ist das so abwegig? ' Ricciardo rudert mit dem rechten Arm in der Luft herum. Ohne auf sein Publikum einzugehen antwortet er selbst ' natuerlich nicht. Es ist wie Feuer und Wasser. Das eine pustet dich um und das andere lindert deinen Schmerz. Am liebsten wuerde ich ihr morgen meinen kaputten Arm unter die Nase halten, und ihr sagen Cheri, repariere das! Waehrend sie mich mit dem suessesten Blick anschaut, und mich in ihre Arme zieht, waehrend ich sie leidenschaftlich und wild kuesse.' Feuer lodert in Riccardios Augen. Unter seinen Zuhoerern ist mittlerweile Jeder froh, keine Frau zu sein. Testosterongeruch und der Geruch von Moschus erfuellt den Raum. Riccardio redet weiter 'aber wie wir nun alle Wissen, meinen Arm kann sie nicht reparieren. Das ist unmoeglich.' Er zeigt auf seine Schulter. 'Also was bringt all die Leidenschaft und die Liebe, dem braven Riccardio? ' Ein Gefangener huestelt verlegen 'Nichts!' ruft Riccardio, und
knallt die Beretta mit Schwung
auf den Holztisch.Schmerz durchzuckt die Hand. Nun sind wieder alle wach. 'All die Muehe, Verzweifelung, Leidenschaft und Amore, alles umsonst! Niemand wird mich retten oder heilen.' 'Wie gerne waere ich Polizist geworden. Wie gerne! haette ich brave Buerger vor Kriminellen beschuetzt.' faehrt er fort. ' Doch es kam, wie es kommen musste' er schnauft ' Ich konnte nur zum privaten Wachdienst. Keine Ehre oder Anerkennung. Also Leute, ist mit der Frau mehr drin, als Freundschaft? Ich erwarte gegen Elf eure Antwort!' Riccardia stellt einen Wecker auf den Tisch zieht sich die Reinigungsuniform an, streicht sich ueber die Brueste und humpelt durch die Tuere aus der Reinigungskammer mit dem Putzwagen in die Krankenhaus- Mensa. Die Menge tobt. Wird Zeit, dass er ihnen die falschen Plastik- Handschellen abnimmt.