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Als die Wunde gesäubert war und der Gepard wenigstens etwas sicherer auf den Beinen stand, wandte sich Bridon von ihm ab und fing erneut an, die Büsche zu zählen an denen er vorbeikam, während er seinen Weg tiefer in die Wüste fortsetzte.
Jedoch merkte er bald, dass der Gepard ihm mit sicherem Abstand folgte.
Bridon versuchte ihn zu ignorieren mit der Hoffnung, dass er bald von ihm ablassen würde. Als die Sonne schon die nächste Düne berührte, hielt er an und baute sein Lager auf. Der Gepard hatte sich mit hundert Metern Entfernung ebenfalls niedergelassen und beobachtete ihn nun. Bridon kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er hatte beschlossen, dass er, egal, was geschah, den Geparden nicht beachten würde, da er sonst die Regeln seines Dorfes befolgen müsste.
Bridon legte sich also hin und blickte stur in den nun dunklen Himmel. Was sein Bruder wohl gerade tat? Aus der Ferne hörte er die Schreie eines Tieres. Bald würde es hier von wilden Tieren wimmeln, doch Bridon hatte seinen Kreis aus Holz gezogen, wie es der Schamane ihm gesagt hatte, und lag deshalb unbesorgt auf seiner Matte.
Der Holzkreis hielt die Tiere davon ab, Bridon zu stören. Bloß ein Tier konnte ihn überwinden und das war dasjenige, das er töten musste, um seine Berufung zu erhalten. Es war bereits so dunkel, dass Bridon nur noch hören konnte, wie Tiere um ihn herum schlichen, wissend, dass sie den Kreis nicht übertreten konnten.
Dann merkte er auf einmal, wie ihn etwas an den Füßen streifte. Er sprang auf, bereit dem Tier einen Kampf zu liefern, den es nicht vergessen würde, nur um den Gepard zu sehen, der an dem Holzkreis entlanglief. Er war im Kreis - und scherte sich nicht einmal um Bridon. "Was soll das?", fragte er das Tier. "Willst du mich provozieren?!"
Der Gepard drehte sich nicht um. Er blickte in die Ferne der Wüste und drehte seine Kreise. Bridon stöhnte. Nun redete er schon mit einem Tier. Mit einem Tier, das eigentlich schon längst tot neben ihm liegen sollte, hätte er die Tradition befolgt.
Er schloss für einen Moment die Augen, dann senkte er die Waffe und legte sich wieder hin, der Blick auf dem Geparden. Er wusste, dass er schon von Anfang an nicht hätte zögern dürfen, sondern ihm einfach den Kjak in die Brust stoßen sollen. Doch aus irgendeinem Grund war es Bridon nicht möglich. Er konnte ihn nicht verletzen.
Die Augen auf dem immer noch Kreise ziehenden Geparden schlief Bridon ein, doch erwachte kurz darauf von einem lauten Knurren.
Hatte der Gepard etwa nur darauf gewartet, dass er einschlief, um ihn dann im Schlaf zu zerreißen? Bridon fuhr auf und tastete nach seinem Kjak - als er den Geparden außerhalb des Kreises sah, wie er ein hundeähnliches Tier beobachtete, während beide angriffsbereit einander umkreisten. Bridon entspannte sich jedoch keineswegs. Es fiel ihm schwer, das Tier so nah an seinem Geparden zu sehen, bereit, sich auf ihn zu stürzen. "Verdammt!", murmelte er. "Bridon, lass den Unsinn! Jetzt denkst du schon, das wilde Tier würde zu dir gehören. Es ist die erste Nacht und du bist schon verrückt geworden!" Der Älteste hatte von Stammesmitgliedern erzählt, die in der Wüste ihren Verstand verloren hätten und mit der Geschichte zurückgekommen seinen, ein Tier habe, statt sich auf sie zu stürzen, mit ihnen gesprochen.
Bridon wusste natürlich, dass das nicht möglich war und doch hatte er das Gefühl als würde der Gepard mit ihm kommunizieren wollen.
Er griff entschieden sein Kjak. Langsam und vorsichtig überschritt Bridon den Holzkreis und näherte sich den beiden Tieren. Doch sobald er einen Schritt aus dem Kreis getan hatte, waren alle Augen auf ihn gerichtet. Auch der Gepard und das andere Tier blickten zu ihm herüber.
Bridon ließ sich nicht einschüchtern, sondern machte ein paar Schritte auf den Geparden zu. Dieser drehte sich zu ihm und bevor Bridon reagieren konnte, hatte das Tier zum Sprung angesetzt und den Jungen nach hinten geworfen. Dabei hatte er sein Kjak verloren und lag nun vollkommen wehrlos unter dem Geparden. Dieser jedoch knurrte nur kurz und ließ dann von ihm ab.
Verdutzt setzte sich Bridon auf. Und sah, dass er wieder im Holzkreis lag. Der Gepard hatte sich währenddessen wieder dem Tier zugewandt und schenkte Bridon keine Beachtung mehr.
Bridon stand auf und griff nach seinem Kjak. Dann ging er wieder auf das Äußere des Kreises zu. Auch diesmal drehten sich alle Köpfe zu ihm um. Er blieb stehen und blickte zu dem Gepard. Dann pfiff er und beinahe im gleichen Augenblick stand der Gepard neben ihm und sah zu ihm hoch.
"Ich verstehe.", flüsterte Bridon. "Ihr wollt uns helfen."
Und der Gepard nickte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 03, 2018 ⏰

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Der Junge, Der Aus Der Wüste KamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt