Abschied

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"Ella! Steh jetzt endlich auf! Dein Taxi kommt in einer halben Stunde."

Genervt schaute ich auf meinen Wecker. Schon halb 10!? "Wieso klingelt das scheiß Ding denn nie wenn man es braucht?"
Bin gestern Nacht mal wieder erst um 2 Uhr eingeschlafen, was ich jetzt erst bemerkte,da so meine Augenringe noch mehr hervorstachen als sonst.

Ich drehte mich von der Wand weg und verzog schon gleich das Gesicht weil die Sonnenstrahlen von der anderen Seite mich blendeten. Ich nahm mein Handy und checkte zuerst alle meine Nachrichten. Naja es werden immer weniger wodurch es sich, langsam aber sicher ,nicht mehr lohnt auf das Handy zu schauen. Auf eine konnte ich mich aber trotzdem immer verlassen. Anna. Wir waren schon seit Jahren dicke Freunde & ich konnte immer auf sie zählen, denn sie wusste wie ich war und wie ich tickte. Sie verstand mich einfach. Naja manchmal etwas schwerer,aber sie hielt zu mir, egal wie asozial& zickig ich manchmal zu ihr war, denn sie wusste es, wieso ich so war. Sie wusste alles.
Ich wusste in diesem Moment nur,dass ich sie als einzigste vermissen werde wenn ich hier weg bin. Ein ganzes halbes Jahr, würde ich weg sein. Wie sollte sie nur ohne mich zurecht kommen.
Ich ging auf den chat & las ihre Nachricht.

"Hey liebes. Ich werde später noch schnell vorbei kommen. Hab noch etwas, was ich dir geben muss. Bis dann:* "

Ich antwortete schnell & kurz mit eine "okay:)", und erhob mich aus meinem Bett.
09:40 zeigte mir der Wecker an. Oh nein.."shit" ..fing ich unbewusst an zu fluchen, während ich in meine Klamotten hüpfte. Zum Glück hatte ich meinen Koffer schon am Vortag gepackt.
Im nächsten Moment rief mich auch schon meine Mutter zum Frühstück. "Als ob ich dafür jetzt noch Zeit habe.." redete ich vor mich hin ,während ich runter in die Küche flitzte. Ich nahm mir eine Scheibe Brot, klatschte dann so schnell es ging eine Scheibe Käse drauf und verschwand auch schon wieder in meinem Zimmer. Ich nutzte jede freie Sekunde mit meinem Handy, weil ich wusste dass ich es dort bestimmt abgeben muss.
Als ich fertig mit essen war,blieben mir noch 10 Minuten um mich zu schminken. Während ich das tat ließ ich das neue Album von Kehlanie laufen. Weitere 10 Minuten hupte auch schon ein Auto. Das musste wohl das taxi sein. Ich machte die Musik aus, nahm meinen Koffer & mein Handy in die Hand & lief runter. Im turbo-gang zog ich mir meine Lederjacke und meine Schuhe an.
Beim rausgehen vermied ich, den Blick in den Spiegel um mir jene Niederlage zu sparen.
Meine Mutter hatte die Tür schon geöffnet und Anna fiel mir in die Arme. Sie weinte und ich spürte wie sie versuchte,es sich zu verkneifen. Es viel ihr so schwer. Ich stand mal wieder nur da &sie hing mir immer noch in den Armen. Ich konne nicht weinen...ich konnte nie weinen.
Dafür spürte ich umso mehr wie mein Herz schmerzte bei dem Anblick sie so zu sehen.
Ich löste sie von mir weil ich das Taxi schon von weitem sah. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel die tränen weg. "Hör auf zu weinen maus. Alles wird gut,ja? Bleib stark" ,sagte ich mit ernstem Blick.
Das zweite hupen des taxis unterbrach ihr verstummen und sie sagte: "..werde ich. Ich werde dich so vermissen".
Darauf hin gab sie mir ein Buch. "Was ist das?" fragte ich sie. "Schau es dir an wenn du dort bist und mich vermisst" antwortete sie mit sicherer Stimme. "Danke für alles" gab ich von mir und umarmte sie noch ein letztes mal.
Mein Koffer war bereits im Auto und ich sah an dem Blick von dem Taxifahrer, dass er nicht mehr lange warten wollte. Schnell verabschiedete ich mich noch von meiner Mutter und sprang dann ins Auto.
Er startete das Auto.
Ich machte die Fensterscheibe runter "Mach's gut." ,sagte Anna noch ein letztes mal. "Mach's besser" schrie ich als wir schon ein paar Meter entfernt waren. Ein Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit, während sie mir hinterher winkte.
Und schon bald war ich zu weit weg. Ich vermisste sie jetzt schon. Und wenn ich an die Klinik dachte, überkam mich ein so starkes gefühl von Angst und Unlust,dass ich kotzen könnte.
Genervt von diesen Gedanken,steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren & drehte die Musik auf.

So laut, dass sie meine Gedanken übertönte.
Wenige Minuten und ich schlief ein.

365 Tage PsychatrieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt