Königssohn ~ #Kostory

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»Ich pack das nicht. Ich schaffe das niemals. Ich will das nicht.«

Wie ein Verrückter murmelte der schwarzhaarige Prinz immer die selben Worte vor sich hin, während er, seine Hände in die Haare gekrallt, verzweifelt im Zimmer auf und ab ging.

»Ihr solltet euch beruhigen, Majestät. Wenn ich Euch beraten dürfte, würde ich Euch empfehlen, Eure Leute aus Euren Gemächern zu schicken, ich muss Euch jetzt für die Feierlichkeiten ankleiden.«

Der junge Diener sprach leise, so dass nur der Prinz selbst seine Worte verstehen konnte und niemand sonst mitbekam, dass ein einfacher Diener es sich anzumaßen zu schien, dem Königssohn zu sagen, was er zu tun hatte. Doch für die beiden Jungen, der eine adelig, der andere ein einfacher Diener, war das längst keine Besonderheit mehr. Der Schwarzhaarige konnte sich stets auf den Rat und das Urteil des Größeren verlassen und wusste dies durchaus zu schätzen. Auch dieses Mal wusste er, dass sein Freund und Diener richtig lag in dem, was er ihm geraten hatte und gab in knappen Sätzen die Befehle an das halbe Dutzend Bediensteter, seine Gemächer zu verlassen, bis nur noch die Beiden im Raum waren. Hilfesuchend sah der Kleinere zu dem Braunhaarigen, der gerade die für den Königssohn bestimmten Kleider über einer Bank ausbreitete.

»Dennis«, flüsterte der Prinz fast schon, »Ich habe Angst. Ich kann das nicht. Ich will da gleich nicht raus.« Ohne zu zögern kniete der Diener sich vor seinen Herren, der auf der Kante seines Bettes ruhte, und nahm dessen Hände beruhigend in seine.

»Ihr braucht keine Angst zu haben. Das Volk liebt Euch. Sie sind alle bloß gekommen, um dich heute zu sehen und deine offizielle Ernennung zum Thronfolger zu feiern.«

Ohne es noch zu merken war er dazu übergegangen, den Prinzen wie den Freund zu behandeln, der er für ihn war, wenn sie alleine waren.

»Für sie werde ich immer nur Prinz Marik sein. In mir wird jeder immer bloß den Prinzen sehen, niemals wird mich jemand als König akzeptieren.«

Der Schwarzhaarige wirkte wirklich verzweifelt und zitterte leicht, als sein Freund und Diener ihn in eine feste Umarmung schloss.

»Ach, quatsch. Wenn es so weit ist werden sie dich als König respektieren. Die da draußen lieben dich! Jeder von ihnen. Dein ganzes Volk liebt dich!« Kurz sah er sich im menschenleeren Raum um, bevor er die Worte aussprach, die er seinem Freund viel zu selten sagen konnte:

»Und ich liebe dich.« Als er dem Prinzen einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte, konnte er spüren, wie er lächelte.

»Was wäre, wenn sie es wüssten? Wenn sie es herausfinden würden?«, fragte der Prinz ängstlich weiter, doch sein Diener winkte nur ab.

»Ich liebe dich auch, Dennis, und ich will nicht, dass sie dir weh tun. Aber allein dafür, dass du so mit mir sprichst, würden sie dich an den Pranger stellen. Wenn sie es wüssten-« Die Stimme des Prinzen brach und sein Freund zog ihn eng an sich, während er ihm beruhigend über den Rücken strich.

»Pssccchhtt. Alles ist gut. Niemand wird von uns erfahren. Irgendwann kommt die Zeit, in der du König sein wirst und die Zeiten sich ändern. Und vielleicht kommt dann irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Welt von uns erfahren darf und wie jedem erzählen können, wie wir fühlen.«

»Und was, wenn nicht?«, Prinz Marik wirkte verzweifelt, als er seinen Freund von sich wegschob und ernst ansah. »Was, wenn das nie passieren wird? Selbst wenn ich irgendwann König sein werde, werde ich nicht einfach alles ändern können. Und schon recht nicht die Meinung des Volkes. Sie werden uns nicht akzeptieren. Unser gesellschaftlicher Stand könnte nicht weiter auseinander liegen und wir sind zwei Jungen. Keiner würde uns akzeptieren.«

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