1.Kapitel

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Der rege Verkehr auf den Straßen von New York City hatte mich damals wahnsinnig gemacht. Ständig dieses Hupen und Geschreie der genervten Autofahrer, die Überdosis an Abgasen und diese Menschenmasse. Der Umzug hierher war nicht leicht gewesen und die orientierungslosen Wanderungen durch die Stadt hatten mir die Nerven geraubt. Trotz allem  war es ein Neuanfang gewesen, den mir Fury geschenkt hat und dafür war ich ihm auch dankbar. Diese Stadt wurde erst zu meinem Zuhause, als er in mein Leben trat. Pietro Maximoff, bekannt auch als Quicksilver oder wie ich ihn gerne nannte der blaue Blitz. Er hatte Ordnung in mein Leben gebracht, mir gezeigt, wie schön es doch sein konnte in dieser bösen Welt, in diesem gemeinen Leben. Ach ja, wie konnte diese Welt doch böse sein und dieses Leben gemein und unfair. Wir waren glücklich zusammen, aber es sollte nicht sein. Diesen einen Tag, an dem ich ihn, meine große Liebe, verloren habe, werde ich niemals vergessen. Ich hätte ihn retten können, aber ich habe versagt. Seine blauen Augen haben mich ruhig angesehen, seine Hand hat meine gehalten, während ich auf dem Asphalt neben ihm gekniet und gebetet habe. Er hat noch kurz gelächelt, bevor sich dann seine Augen endgültig geschlossen haben. Es sind zwei Jahre vergangen seit Ultron besiegt und Pietro beerdigt wurde. Wanda hatte sich den Avengers angeschlossen, Professor Banner verschwand und Tony und Clint gingen. Wir waren eine neue Gruppe, die Steve und Natasha leiteten. Ich gab mein Bestes weiterhin ein Teil der Gruppe zu sein, Pietros Tod zu akzeptieren und einfach weiterzuleben. Ein Teil von mir wollte weiterkämpfen, aber der andere nicht und er war stärker.

Der kalte Wind bließ mir ins Gesicht, als ich gerade um die Ecke bog. Es war mitte September, die Blätter der Bäume hatten an Farbe zugenommen und das Sommerwetter verschwand langsam endgültig. Der Herbst war schon immer meine Lieblingsjahreszeit gewesen, während Pietro eher den Winter bevorzugt hat. Seit er nicht mehr da ist fürchtete ich mich vor dem Winter, denn in dieser Zeit waren die Erinnerungen an ihn besonders stark. Ich sah seine blauen Augen in der schneeweißen Landschaft leuchten und wenn er rannte diese blauen Streifen. Und wenn ich dann stehen blieb, mich nach ihm umsah, wurde mir klar, dass er nicht mehr da und alles nur eine Einbildung war. Ich atmete die kühle Luft ein, während ich gleichzeitig für einen kurzen Augenblick meine Augen schloss. Den lärmenden Verkehr beachtete ich nicht mehr, genauso wie die enge Menschenmasse. Mein Ziel war eine nahegelegene Bar, die zu meinem Stammlokal geworden war. Sie war nicht sonderlich modern, aber den besten Whisky bekam man nur dort. Kurz bevor es anfing zu regnen erreichte ich das Gebäude und trat ein. Die Wärme strömte durch meinen Körper, während ich die Jacke auszog und in einer Ecke Platz nahm. Eine nette junge Kellnerin trat sofort zu mir, um die Bestellung entgegen zu nehmen. Es war nicht viel los, weshalb ich nur wenige Minuten später meinen Whisky bekam. Gerade als ich einen Schluck davon nahm klingelte auch schon mein Smartphone. Es war Steve. In den letzten Wochen war ich nicht zum Training erschienen, sondern habe meine Zeit in meiner Wohnung in meinem Bett oder hier in der Wirtschaft verbracht. Ich wollte nicht, dass mich die anderen in diesem Tiefpunkt sahen und mich mit ihren mitleidigen Blicken musterten. Diese noch nie dagewesene Antriebslosigkeit hat mich wie eine gewaltige Welle erfasst und in die Tiefe gezogen. Meine Finger zitterten, während ich mir unentschlossen auf die Lippen biss. Irgendwann musste ich rangehen und mit Steve reden. Aber nicht heute, nicht jetzt.  ,,Du solltest mit ihm reden.“ hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme und sah auf ,, Er macht sich Sorgen um dich.“ Mit einem besorgten Gesichtsausdruck setzte sich Tony mir gegenüber, dabei kurz zum fast leeren Glas schauend. ,, Ich weiß, aber ich kann nicht.“ murmelte ich und legte das Handy weg  ,,Was machst du hier, Tony? Ich dachte, dass du verreist bist.“ Er seufzte kurz, fuhr sich durch seine schwarzen Haare und setzte ein Lächeln auf.  ,, Freust du dich etwa nicht mich wiederzusehen? Ich dachte, du hättest mich vermisst und würdest mich mit Blumen in der Hand begrüßen.“ versuchte er zu scherzen, doch als er nur mein schwaches Lächeln sah ließ er es sein ,, Steve hat mich angerufen und mir erzählt, dass du nicht zum Training erscheinst und auch so dich immer mehr vom Team abwendest.“ Ich schluckte, senkte meinen Blick, um Tony nicht in die Augen zu sehen. Er wusste, was damals passiert ist und dass ich mich noch immer nicht mit Pietros Tod abgefunden habe. Sie alle wussten es, hofften aber, dass ich es tat. ,, Mascha, ich weiß, es ist nicht leicht für dich nach seinem Tod weiterzumachen.“ seine Stimme hallte in meinem Kopf, während mein Blick sich in den hölzernen Tisch borrte ,, Aber Pietro hätte nicht gewollt, dass du so wirst. Er hätte gewollt, dass du wieder glücklich wirst und dein Leben lebst.“ Bei seinem Namen stiegen mir Tränen in die Augen, woraufhin ich schnell nach meinem Glas griff. Mit einem Ruck trank ich den Alkohol und wollte gerade in die zweite Runde gehen, als Tony meinen Arm runter nahm. ,, Was weißt du schon, wie es mir geht.“ erwiderte ich mit zittriger Stimme und rieß mich los. Bevor die Tränen anfangen würden zu fließen erhob ich mich, legte einen Schein hin und lief aus der Wirtschaft hinaus in den Regen. Im Hintergrund hörte ich Tony rufen, doch ich dachte nicht daran stehen zu bleiben. Nach zwei Jahren Stille kam er und holte die Vergangenheit aus der Schublade ohne Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Schluchzend rannte ich über die Straße. Die leuchtenden Scheinwerfer der Autos blendeten mich in der Dunkelheit.  ,, Mascha, warte. Bitte.“ meine Schritte wurden größer ,, Können wir bitte reden. Es tut mir leid.“ Ehe ich mich versah hatte Tony mich eingeholt und mich am Arm gepackt. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt mich fest am Handgelenk. ,, Lass mich los. Es gibt nichts mehr zu bereden.“ schrie ich, meine Gefühle nicht mehr zurückhalten könnend ,, Du bist einfach gegangen, hast dich zwei Jahre lang nicht bei mir gemeldet. Ich war dir egal und jetzt nach diesen zwei Jahren, die für mich die Hölle waren, kommst du und holst diese Erinnerungen wieder hoch. Erinnerungen, die ich versuche zu vergessen. Geh nach hause, Tony.“ Der Regen fiel wie ein Vorhang hinunter, sodass die Sicht schlecht war. Trotzdem konnte ich erkennen, wie verletzt mich Tony jetzt ansah. Meine Worte waren wie Ohrfeigen für ihn gewesen. Er hat mein Arm losgelassen und mich sprachlos angesehen, während ich mich umgedreht habe und gegangen bin.

Hallo meine Lieben,
das war das erste Kapitel zu meiner FF ,,Start again“. Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Liebe Grüße,
Story98

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