First, you think the worst is a broken heart.

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First, you think the worst is a broken heart.

Allein.

So fühlte sich Louis, als er in irgendeiner Bar Londons saß. Er war umgeben von Menschen, von denen sich über die Hälfte wahrscheinlich früher oder später an ihn ranmachen würden; wahrscheinlich ab einem bestimmten Alkoholpegel in ihrem Blut.
Und wenn das passiert, würde er den Damen schonend beibringen, dass er einfach nicht an dem interessiert war, was sie da unten haben; und den Kerlen würde er unsanft eine Abfuhr erteilen, weil er zu Hause einen liebevollen festen Freund hat, der zu Hause sehnsüchtig auf ihn wartet.

Aber... das war nicht wahr. Er hatte keinen liebevollen festen Freund zu Hause.

Jedenfalls, nicht mehr.

Nachdem er die letzten Tropfen seines Biers runtergekippt hatte und auf den Grund seines leeren Glases starrte, dachte er ein paar Stunden zurück.

"Nie tust du irgendetwas in unserer Wohnung! Immer bin ich derjenige, der alles sauber machen und hinter dir her laufen muss!", warf Harry ihm mit hochrotem Kopf an den Kopf.
Louis wusste nicht einmal mehr, womit der Streit begonnen hatte. Es ging nur noch darum, sich gegenseitig Dinge vorzuwerfen.
"Ach ja?! Und wer muss sich immer drum kümmern, dass wir mal was zusammen unternehmen? Ginge es nach dir, würden wir doch immer nur auf der Couch rumhängen und irgendwelche Filme schauen!"
"Ooooh, entschuldigt König Tomlinson, welch Schande, dass ich gemütliche Kuschelabende mit meinem Freund genieße, nachdem ich ihn den ganzen Tag bekochen und seinen Saustall putzen musste! Entschuldigt meine Unverschämtheit, eure Hoheit!" Der Lärm ihres Geschreis hätte mittlerweile bestimmt schon Flugzeuge übertönen können.
"Nicht in diesem Ton Styles! Wenn es sooo anstrengend ist, meinen ach-so-schrecklichen Saustall aufzuräumen, dann sollte ich vielleicht einfach verschwinden! Dein Leben wäre bestimmt so viel einfacher!"
"Oh vertrau mir, 'einfacher' ist eine unheimliche Untertreibung!"
"Oh tatsächlich?! Gut, viel Spaß noch in deiner sauberen Wohnung, ich bin weg!" Wütend riss Louis seine Jacke vom Kleiderhaken und stürmte in Richtung Haustür.
"Ja, los! Renn weg, wie immer! Sobald es schwierig wird, rennst du weg! Was hast du vor?! Wieder in irgendeine Bar?!", rief Harry, als er Louis wutentbrannt hinterherstürmte.
"Ja, ganz genau, Styles! Vielleicht finde ich da ja jemanden, der Lust auf was Spannendes hat, anstatt gelangweilt auf der Couch zu gammeln! Vielleicht finde ich ja was besseres als dich!"
Sobald die Worte Louis' Mund verlassen hatten, bereute er sie schon. Aber es gab kein zurück. Es tat weh, soetwas zu sagen. Es tat schon weh, so etwas überhaupt nur zu denken. Aber was wirklich wehtat, waren die Tränen in Harrys Augen. Und die Worte, die seinen Mund verließen, als er im Türrahmen stand und Louis anstarrte.

"Das war's." Seine Stimme war kaum hörbar, und dennoch schnitt es tiefe Wunden in Louis' Herz.

"Es ist vorbei."

 

 

Unbemerkt stahl sich eine Träne aus Louis' Auge.
"Alles okay, Alter?", riss ihn plötzlich eine tiefe Stimme aus den Gedanken. Louis schreckte hoch und starrte entgeistert den Barkeeper an, der sich vor ihn gebeugt hatte.
Er nickte nur und schob sein leeres Glas zu dem Mann rüber.
"Neue Runde?"
Louis zögerte, bevor er den Kopf schüttelte und langsam seine Brieftasche hervorzog. Er warf dem Barkeeper eine faire Summe zu und bahnte sich dann einen Weg aus der Bar heraus.
Draußen angekommen peitschte ihm die kalte Nachtluft um die Ohren. Am liebsten würde er sich jetzt an Harrys warme Brust auf die Couch kusch- Nein. Gib jetzt nicht klein bei.

Er wanderte durch die Straßen und ließ die Gedanken schweifen.
Der erste Moment, als er Harry sah. Als er da im Flur der Uni stand, hilflos mit einem Stück Papier nach Orientierung suchte. Damals war Louis mutig auf ihn zugegangen und hatte dem errötenden Jungen seine Hilfe angeboten. Er war ihm schon zwei Semester voraus, und kannte sich schon aus. Sie hatten sich zu einer kleinen "Campustour" verabredet, und seitdem konnte Louis den schüchternen Lockenkopf mit den schlechtesten Witzen, die Louis je gehört hatte, nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

Frustriert schüttelte Louis den Kopf. Er musste Harry aus dem Kopf bekommen. Er war doch sauer auf ihn.

Aber das zarte Zerren in seiner linken Brustseite, das sich langsam über seinen ganzen Oberkörper ausbreitete, und doch mehr ein "ich-verbrenne-am-ganzen-Leib" als ein "zartes Zerren" war, verriet ihm, dass das wohl nicht möglich war.

Er wanderte noch knapp zwei Stunden ziellos durch die Straßen, bis er einen Entschluss fasste.
Er musste Harry gegenübertreten. So konnte das nicht weitergehen.
Was konnte schon passieren? Im schlimmsten Fall würden die beiden getrennt schlafen gehen, einer im Schlafzimmer, einer auf der Couch, und mitten in der Nacht würde der eine zum anderen unter die Decke kriechen und sich an den warmen Körper kuscheln, und alles wäre vergessen. So wie es immer war, wenn sie sich mal in die Haare bekommen haben.

Nach einer Weile kam er zu Hause an und schlurfte langsam die Auffahrt entlang, darüber grübelnd, was er zu Harry sagen würde. Er war ja immer noch sein Freund, richtig? Ja.

Doch als er vor der Tür ankam und seine dick gefüllte Sporttasche neben einem großen Pappkarton entdeckte, überkam ihn ein flaues Gefühl.

"Harry!", rief er, als er auf die Tür zustürmte. Natürlich hatte er ausgerechnet heute seinen Schlüssel nicht dabei.
"Harry!", rief er erneut, als er wütend gegen die Tür hämmerte. Wieder keine Antwort.

Louis ging ein paar Schritte zurück und sah, dass ihr Schlafzimmer noch hellerleuchtet war. Erneut hämmerte er gegen die Tür. "Harry! Ich weiß dass du noch wach bist, mach die verdammte Tür auf!"
Noch immer reagierte er nicht.
"HARRY!"
Und plötzlich ging das Licht aus.
Und da wusste Louis, dass sich die Tür heute nicht mehr öffnen würde.

Verzweifelt strich er sich durch die Haare. Was jetzt?
Gerade wollte Louis sich auf den Karton setzen, als ihm ein kleiner Zettel auffiel, der mit Klebeband auf den Karton geklebt war. Ängstlich und mit zitternden Händen griff ich nach dem Zettel und las ihn.

"Hol deine restlichen Sachen, wenn ich bei der Arbeit bin. Hab ein schönes Leben, mit jemand Besserem als mir."

Als Louis diese Worte las, war es ihm klar.

Es war aus.

Endgültig.

Er hätte schwören können, dass er es laut und deutlich hören konnte, wie sein Herz zerbrach.
Und es war das Schlimmste, das er jemals gefühlt hat.



First, you think the worst is a broken heart.

Six Degrees of SeparationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt