Journal eines Pharaos

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Domino 1.  März

Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich sorgenfrei und unbeschwert. Dies ist sicher ein guter Grund, um mein Journal zu beginnen, oder? Wer das hier später liest, soll nicht denken, dass ein uralter Pharao durch die moderne Welt ohne jegliche Gefühlsregung gewandert ist. Wieso uralt? Nun ja, weil ich vor sage und schreibe 5.000 Jahren schonmal auf dieser Welt lebte. Damals herrschte ich allerdings über das Land Ägypten. Nach meinem Ableben wurde meine Seele in einem Millenniumsgegenstand eingesperrt - im Millenniumspuzzle, um genauer zu sein. Dieses wurde 5.000 Jahre später von einem Jungen zusammengesetzt, welcher Yugi hieß. Inzwischen heißt er aber für mich nicht so. Sondern schlicht und einfach Aibou, denn wir haben sehr viele gemeinsame Erlebnisse hinter uns, die uns zusammengeschweißt haben. Er hat mich beschützt und ich ihn, wenn es drauf ankam und inzwischen haben sich bei mir auch echte Gefühle für ihn entwickelt. Er ist mir wirklich sehr ähnlich - vom Optischem her jedenfalls. Dennoch ist mein Aibou vom Charakter ganz anders, als ich es bin. Er ist viel schüchterner und wird meistens schnell rot um die Nase, was ich persönlich total niedlich finde. Joey und Tristan hingegen ziehen ihn damit immer wieder gerne auf. Unzählige Male hat er sich bei mir über ihr Verhalten lauthals beschwert. So sind sie nunmal, diese beiden Chaoten.

Ich kann den Beginn der Frühlingsferien schon in der Luft spüren. Die bunten Blumenwiesen erwachen langsam, aber sicher aus ihrem Winterschlaf. Jetzt werden die Tage wieder länger. Ich bin jetzt öfters draußen und beobachte meinen Aibou bei seinen Aktivitäten. Besser, als in einem Puzzle zu hocken, welches nur aus Türen und irgendwelchen Treppen besteht, oder? Es sind zwar alles meine Erinnerungen, dennoch möchte ich die Vergangenheit endlich mal ruhen lassen und etwas völlig neues erleben. Damit ich den Göttern in meiner Zeit davon berichten kann, wie schön diese Welt ist. Vielleicht sind diese dann so nachsichtig mit mir und schenken mir endlich einen eigenen Körper? Nicht, das mein Leben als Geist keine überaus grossen Vorteile gegenüber Sterblichen hätte. Zum Beispiel kann ich Yugi dadurch beobachten, ohne, dass er es überhaupt merkt.

Dennoch möchte ich ein normaler Mensch sein, denn richtig berühren kann ich den Kleineren nicht. Ich will ihn riechen, spüren, schmecken und ihm seine Sinne komplett rauben - so, wie er die meine raubt. Gab es in meiner Welt überhaupt sowas wie dieses starke Gefühl, welches wie ein Sturm durch mich fegt, obwohl ich ein Geist bin? Das Gefühl, welches jeder normale Sterbliche als ,,Liebe" bezeichnet. Ich fühle mich zum ersten Mal richtig glücklich und möchte dieses Gefühl am liebsten mit jedem Menschen teilen, doch das ist leider unmöglich. Es können mich nämlich nur Menschen sehen, die mir entweder in meinem früheren Leben treu gedient haben, oder die mit den Millenniumsgegenständen zu tun gehabt haben. Wobei es eine Person gibt, die nicht an meine Existenz glaubt. Da nützen auch die uralten Steintafeln von Ishizu und Marik  auch nicht viel als Überzeugung. Jene Person ist Seto Kaiba und wir sind so verschieden, wie  Hund und Katz'. Nur eine grosse Leidenschaft verbindet uns doch auf eine unerklärliche Art und Weise - nämlich das Duellieren mit den ,,Duel Monsters" Karten. Doch selbst da sind wir grundverschieden.

Während ich und mein Aibou an das ,,Herz der Karten" und an das Gute in jedem Duellanten ganz fest glauben, möchte Kaiba nichts von alldem wissen. Gefühle sind für ihn eine Schwäche und existieren deshalb nicht - genauso wenig, wie ich.

Wiedermal beobachte ich Aibou bei einer seiner vielen Tätigkeiten und muss schmunzeln, denn er hat sich auf einer schönen riesigen Blumenwiese länglich auf dem Rücken ausgestreckt. Dabei sind ihm einige kleine Zweige in die Haare gekommen. Wie gerne würde ich diese entfernen, doch er würde es bemerken, denn er kann mich ja sehen.

Huch, was macht mein Süsser denn jetzt schon wieder? Er ist ein Menschen, der ständig irgendwelche Abendteuer erleben muss - sonst erscheint ihm das Leben nämlich viel zu träge. Er streckt sich einmal herzhaft und gähnt danach herzlich. Ich könnte den Bunthaarigen wirklich auf der Stelle.... ja, was genau? Auffressen ist glaub ich das richtige Wort in dieser Situation. Aibou sieht wirklich immer unbeschreiblich aus in diesen hautengen schwarzen Lackhosen, die er immerzu trägt. Ich fühle mich grade wirklich wie ein hungriger Wolf. Wenn ich ihn weiterhin so beobachte, dann kann ich echt für nichts mehr garantieren. Ich muss mich wirklich schon zurückhalten.

Na super - auch das noch! Hat schon jemals jemand einen notgeilen Geist gesehen? Mein besonderer Freund meldet sich nämlich urplötzlich zu Wort - was ich in dieser Situation echt nicht gebrauchen kann. Verdammt, was soll ich jetzt bloß machen? Vor allem ist hier weit und breit kein Klo, wo ich mir Abhilfe verschaffen könnte. Wobei hier sowieso niemand weiteres ist - ausser Yugi. Der darf mich bloß nnicht erwischen - das wäre mir ja sowas von peinlich.

Einige Meter weiter entfernt lasse ich mich ins Grass fallen, wie mein Aibou vorhin. Die Sonne prallt am Himmel und schenkt mir somit ihre Strahlen. Dennoch kann ich durch die Strahlung keinen Sonnenbrand kriegen, denn die Materie aus der meine Seele geformt wurde ist durchsichtig und absorbiert somit keine Lebensenergie. Trotzdem bin ich als Geist zu Gefühlen fähig. Ich kann nur niemanden so berühren, wie ich das möchte, denn Sterbliche, die mich sehen können sickern durch mich hindurch. Es sei denn, ich tausche meine Hülle auf bestimmte Zeit mit dem Körper von Yugi - dann klappt es auf jeden Fall. Schließlich habe ich Tea auf diese Art und Weise die eine oder andere Umarmung geschenkt. Aibou meint zwar, dass das braunhaarige Mädchen mega auf mich abfährt, jedoch sehe ich in Tea nicht viel mehr, als eine enge Freundin - mit der man durch Dick und Dünn gehen kann. Schließlich schwimme ich am anderen Ufer - solange ich denken kann.

Seufzend schließe ich meine violetten Augen. Sofort wird sein Bild in meinem Gedächtnis wach gerufen. Unerfüllte Liebe und dennoch wunderschön. In der Nähe meines Aibous fühle ich mich am wohlsten. Ob er es spürt? Schließlich habe ich mich ihm gegenüber total geändert. Scheisse, ich halte diesen Druck in meiner Intimregion echt nicht aus. Es schmerzt sogar richtig. Vorsichtig gleiten meine Hände runter - wie unsichtbare Feeflügel zum Bund meiner Hose. Da ich das andere Ich meines Aibous bin, trage ich natürlich dieselben Sachen wie er, nur halt etwas grösser. Dieses Vorhaben erfordert wirklich meine äusserste Konzentration. Schließlich habe ich sowas noch nie alleine praktiziert. Wenn mein Aibou wüsste, wie oft ich ihm dabei vom meinem Puzzle aus zugesehen habe - der würde mich direkt zu Azubis befördern. Ich weiß zwar, was ich machen muss, trotzdem ist eine gewisse Unsicherheit vorhanden.

Bei Ra, tut das gut! Auf die eigene Fantasie kommt es eben an und in meiner verrichten Aibous Hände die gesamte Arbeit. Seit wann ist diese Hose bloß so verdammt eng geworden? Meine Vorstellung weiß genau wie und wo sie mich berühren muss, um mir ein genüssliches Stöhnen zu entlocken.

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