Gefühlschaos

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Zärtlich streichelte er dem braunhaarigen Jungen die Haare. Die eisige Kälte war ihnen egal. Denn alles was zählt, war, dass er ihn gerettet hatte. Er hatte ihn vor diesem grauenvollen Abgrund gerettet. Nun standen sie eng umschlungen vor dieser tiefen Klippe und sagten kein Wort. Keiner traute sich etwas sagen. Auch die Umgebung war still. Keine Autos. Keine Vögel. Keine Passanten.

Zärtlich drückte er den Älteren von sich und sah ihm tief in seine Augen. In seine giftgrünen, großen Augen. Zitternd strich Taddl seinem Gegenüber eine Haarsträhne vom Gesicht. Diese kurze aber liebevolle Geste ließ Manuels Augen kurz aufleuchten. Das Strahlen in seinen Augen erinnerte Taddl an die Sterne. An die Sterne, die in diesem Augenblick hell am Nachthimmel strahlten.

"Manu...", hauchte Taddl in das Ohr von dem Braunhaarigen. Die Bassstimme verursachte Manuel eine Gänsehaut. Langsam schaute er hoch zu Thaddeus. Die eisblauen Augen von dem Größeren funkelten beim Anblick von den Giftgrünen. "J-Ja", stotterte Manu, da ihm doch allmählich kalt wurde. Aber auch die Nähe von seinem besten Freund ließen seine Knie weich werden. "Dir ist ja kalt!", sagte Taddl entrüstet und zog sofort seine Jacke aus und legte sie um die Schultern von Manuel bevor dieser etwas dagegen sagen konnte. "D-Danke, Taddl..."
Mit diesen Worten schloss der Blauhaarige den Kleineren wieder in seine Arme.

~kleiner Zeitsprung~

"Taddl?", fragte Manuel sein Gegenüber und löste sich von ihm.
"Ja, Manu?"
"W-Warum?"
"Was 'Warum', Manuel?"
"Warum hast du das getan?"
"Was getan?"
"Mich... Mich gerettet..."
Sein Blick schweifte ab. Mit dem Zeigefinger am Manus Kinn hob Taddl seinen Kopf hoch und zwang ihn ihm in die Augen zu schauen. Leider drehte der Braunhaarige seinen Kopf weg und schaute den Abgrund runter. Jedoch bevor er auch nur irgendwas denken konnte, zog ihn Taddl auch schon weg. "Komm ja nicht auf dümmliche Ideen, mein Freund!", schrie er ihn an. "Manu... Tut mir leid, dass ich dich angeschrien hab...", entschuldigte er sich schließlich, als sich Manuels Augen mit Tränen füllten. "Ich will nur nicht, dass du dir was tust", fügte er noch leise hinzu. "Taddl...", flüstere Manuel mit einer rauen Stimme. Der Blauhaarige erwiderte nichts und sah ihm nur tief in die Augen. "Warum wolltest du sowas tun?", platzte es plötzlich aus Taddl raus. Mit einer ruckartigen Bewegung hielt Thaddeus sein Mund zu und sah Manuel wehleidig an. In den giftgrünen Augen sammelten sich Tränen und liefen die Wangen runter. "Manu... Schon ok, du musst es nicht erzählen", redete Taddl auf den Grünäugigen ein. Mit der rechten Hand auf seiner Wange strich er die Tränen weg. Manuel war sehr heiß, obwohl es Minusgrade hatte. Er wollte seine Hand gar nicht weggeben, er genoss jede einzelne Berührung, jedoch lenkte ihn zwei bekannte Stimmen ab.

"Paluten, ich hab Manu gefunden!", schrie Zombey zurück und raste kurze Zeit später auch auf Manuel zu. Dieser hatte sich mittlerweile von Taddl gelöst und sich auf die kalte, nasse Wiese gesetzt und schaute verträumt in den wolkenlosen Nachthimmel. Kaum war Micha da, sank er schon auf die Knie und umschlang Manuel. Der verträumte Junge schaute verwirrt zu Taddl aber tätschelte kurze Zeit später den Rücken von Zombey. Dieser schluchzte und weinte in Taddls Jacke, ohne auch nur darüber nachzudenken, was die anderen gerade von ihm dachten. Ihm war wichtig, dass es Manu gut ging. Dass es seinem Manuel gut ging. Taddl hatte hier gar nichts zu suchen, Manuels Lage war seine Schuld.

"Yo Manuel, alles ok?"
Dieser Satz riss alle aus den Gedanken. Paluten kniete sich neben Manuel und legte eine Hand auf seiner Schulter. Mühelos drückte Manuel Micha weg, um Palle in die Augen zu sehen. "Warum seid ihr hier? Wer hat euch gesagt, dass ich hier bin?", war das erste, was Manuel die beiden fragte. Seine Stimme war rau und emotionslos, als hätte ihm jemand sein Herz rausgerissen und er wüsste nicht, was Gefühle sind. "Wir.. wir machen uns Sorgen um dich, Manu. Taddl hat uns angerufen und hat erzählt, was du vor hast..." erklärte Zombey und sah Manuel tief in die Augen. Mit einem verstörenden Grinsen stand Manuel auf und ging plötzlich gefährlich nah an die Klippe. "Manuel!", schrie Paluten, bewegte sich aber kein Stück. Taddl war der erste, der sich aus seiner Starre befreien konnte. Kurz bevor Manuel sprang, umklammerte er ihn von hinten und stolperte rücklings auf das hohe Gras. "Taddl, was machst du...", klagte Manuel auf ihm und drehte sich so, dass sie sich in die Augen sehen konnten. Taddl richtete sich ein wenig auf und flüsterte "Mach' das nie wieder" ins Manus Ohr. Beim Zurücklegen streiften seine Lippen die Wange vom Braunhaarigen. Sein Herz raste, seine Brust hob und senkte sich schnell. Die giftgrünen Augen leuchteten kurz auf, doch bevor die eisblauen Augen es genießen konnten, riss Michael Manuel von Taddl runter und umarmte ihn gefühlvoll, als wollte er jemanden eifersüchtig machen. Ohne auch ein Wort zu sagen, setzte sich Taddl auf und sah den beiden zu. Obwohl es ziemlich dunkel war und man die Hand nicht vor Augen sah, funkelten Zombeys Augen gefährlich in Taddls Richtung. Dieser schloss schnell die Augen, stützte sich hinten mit seinen Händen und warf genervt seinen Kopf in den Nacken. Keine Sekunde später wurde er durch ein rascheln an seiner linken Seite gestört. "Ähm.. Danke Taddl. Wenn du... naja, wenn du nicht da wärst... wäre Manuel jetzt nicht mehr bei uns...", stammelte Paluten umher und hörte letztendlich auch auf zu reden, als er bemerkte, dass er keine richtigen Sätze bilden konnte. "Kein Ding. Immerhin ist er ja auch mein bester Freund, nicht?", flüsterte der Blauhaarige mit einer rauen Stimme. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, dass Zombey und Manuel immer noch eng umschlungen da standen. Ein lauter Seufzer unterbrach die eisige Stille zwischen ihm und seinen Freund. "Zombey mag Manu echt gern. Ist gar nicht so lange her, dass er sich bei uns geoutet hat...", fing Palle an zu erzählen, jedoch unterbrach ihn Taddl. "Wer hat sich geoutet?", fragte er irritiert nach. "Na Zombey! Er hat auch mit Chessy Schluss gemacht, weil er Manu liebt!" Am Ende hielt Palle sich seine Hand vor den Mund. "E-er tut w-was?!", schrie Taddl Paluten an und wurde knallrot. Bevor Patrick auch nur irgendwas sagen konnte, war Thaddeus schon aufgestanden und mit großen Schritten auf dem Weg zu Micha. Hinter ihm hörte er Palle noch seinen Namen rufen, jedoch interessierte ihn das nicht mehr.
Er war jahrelang in Manuel verliebt. Er wollte jeden Tag neben ihm aufwachen und ihm einen Guten-Morgen-Kuss auf die Stirn geben. Er wollte - musste - ihn beschützen. Er liebte ihn. Nur ihn, und keinen anderen. Und keiner würde ihm seinen Manuel wegnehmen. Keiner.
Und mit diesen Gedanken riss er Zombey und Manuel aus der Umarmung. Voller Wut holte er aus und wollte auf Micha losschlagen, aber eine Person hinderte ihn daran. Diese weinerliche, liebevolle Stimme ließ Taddls Herz schmelzen.
"Taddl! Hör' auf!", krächzte Manuel. Tränen kullerten ihm die Wangen runter, aber er bemühte sich, so selbstsicher wie möglich zu wirken.
Die ausgeholte Faust vom Blauhaarigen ließ sich der Schwerkraft. Jeder sah nun zu Manuel. "Taddl...", schluchzte dieser weiter und sah dem Angesprochenen wehleidig in die eisblauen Augen. Zombeys Blick schweifte zwischen Taddl und Manu, wartete gespannt auf eine Reaktion der beiden. Während Thaddeus langsam auf Manuel zuging, war Paluten auch schon gekommen.
Thaddeus legte beide Hände auf die Hüften von Manuel. Bei dieser leichten Berührung leuchteten die grünen Augen auf. Sanft zog Taddl Manu an sich und lehnte seinen Kopf an die Stirn seines Gegenübers. Jedoch wurde diese Geste Michael zu viel. Mit einer raschen Bewegung riss er Taddl von Manuel weg, noch bevor Paluten etwas unternehmen konnte. "Was glaubst du, was du da machst?", zischte Zombey, ließ Taddl noch immer nicht los. "Lass Taddl los", zischte Manuel noch gefährlicher, bevor Thaddeus etwas erwidern konnte. Verwirrt sah Micha den Braunhaarigen an, hielt Taddl aber weiterhin am Arm fest. "JETZT!", schrie Manuel so laut er konnte. Diese Stimmlage war keiner von Manu gewöhnt. Paluten trat unauffällig einen Schritt zurück und Zombey zuckte zusammen. Nur Taddl war regungslos stehen geblieben und grinste schadenfroh. Ohne auch nur etwas zu erwidern ließ Zombey genervt den Arm los und rannte davon, Paluten ihm hinterher.
"Geht's dir gut?", fragte Manuel die einzige Person, die geblieben war. Mit einem süßen lächeln nickte Taddl und umarmte den Braunhaarigen zärtlich. "Och Täddl...", lachte Manu in das T-Shirt vom Blauhaarigen. "Dann umarme ich dich halt nicht mehr", scherzte Thaddeus herum und wuschelte durch Manuels lange, braune Haare.
"Ich liebe dich, Manuel. Ich will nur dich und keinen anderen"
Langsam drückte sich Manu von Taddl weg und sah ihm tief in die Augen. Letztendlich stellte sich Manuel auf die Zehenspitzen und flüsterte Taddl "Ich liebe dich auch" ins Ohr und drückte seine Lippen auf die seines Gegenübers.

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