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„Hast du mal wieder den Schlüssel vergessen?“
Breit grinsend öffnete er ihr die Tür, gab ihr jedoch keine Zeit zum antworten gab, sondern legte sogleich einen kurzen Kuss auf ihre Lippen. Mit den Schultern zuckend schob sich Amber an ihrem Freund vorbei in dessen Wohnung, schlüpfte aus Jacke und Schuhen und stellte beides ordentlich zur Garderobe. Eine genaue Erwiderung schenkte sie sich.„Wie war dein Tag bisher?“, fragte sie stattdessen und folgte Jason in die Küche, aus der es verführerisch nach einem fertigen Mittagessen roch. Der kleine Tisch war ordentlich gedeckt, die pastellgelbe Tischdecke harmonierte vortrefflich mit dem hellen Ahornholz der Küchenmöbel – so, wie Amber es mochte. Sogar ein kleiner Strauß Frühlingsblumen hatte seinen Platz zwischen Tellern und Besteck gefunden. Jason hatte sich wirklich Mühe gegeben …
„Ruhig. Ich hatte nur ein älteres Ehepaar, das einen Sparvertrag für die Rente abschließen wollte. Ansonsten der übliche Papierkram“, erwiderte dieser und fuhr sich mit der Hand durch die dunkelblonden Haare, die vermutlich wie immer mit Gel zu einer ordentlichen Frisur gestylt waren. Sein einfaches, weißes Shirt, das er zumeist unter seinen Hemden trug, verriet ihr, dass er selbst noch nicht allzu lange daheim war und die knappe Zeit der Mittagspause lieber zum kochen als zum umziehen genutzt hatte.
Seufzend ließ sich Amber auf den linken der beiden Stühle fallen – ihr Stammplatz, wann immer sie in der Wohnung ihres Freundes aßen. So hatte sie einen guten Ausblick aus dem kleinen Fenster, von dem aus man die drei Stockwerke tiefer liegende Straße und ein gegenüber liegende, rote Backsteinhaus sehen konnte.
„Ich werde wohl nie verstehen können, wie man in einer Bank arbeiten kann …“, murmelte sie und unterdrückte ein Gähnen. Dass sie dank des Shootings mit Alyson seit fünf Uhr morgens wach und damit seit sieben Stunden auf den Beinen war, machte sich trotz eines kleinen Nickerchens, das sie vor ihrem Aufbruch hier her gemacht hatte, bemerkbar.
„Dafür werde ich nie verstehen, wie man sich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett quälen kann, nur um ein paar Fotos zu schießen!“, erwiderte Jason lachend, während er nacheinander Bratkartoffeln und Backfisch aus den Pfannen auf die beiden Teller verteilte, ehe er selbst am Tisch Platz nahm.
„Jeder wie er mag …“
Mehr erhielt er nicht zur Antwort – zu oft schon hatte Amber mit ihrem Freund darüber diskutiert, warum sie dieses 'Hobby' nicht für einen, in seinen Augen richtigen Job aufgeben wollte. Zu oft schon hatte sie es nicht geschafft, ihm verständlich zu machen, dass ihr die Fotografie wichtiger war als jeder sichere, gut bezahlte, aber langweilige Arbeitsplatz.„Worauf hast du heute Abend Lust? Kino? Oder wollen wir mal wieder mit Megan und Paul was trinken gehen? Zwei Blocks weiter hat doch diese neue Bar aufgemacht. Die sollen ganz leckere Cocktails machen. Wäre bestimmt nett, mal wieder was in größerer Runde zu machen …“, wechselte Jason gekonnt das Thema. Er wusste selbst, dass alles, was ihren Job betraf, nur Zündstoff für erneute Streitereien bot.
Nachdenklich kaute Amber auf ihrem Stück Fisch herum, bis sie etwas zurückhaltend erwiderte:„Ich muss bis neun arbeiten, können wir uns einfach auf einen Filmeabend auf dem Sofa einigen?“
Jasons Gesichtsausdruck zu Folge war er von diesem Vorschlag nicht sonderlich begeistert. Offensichtlich wollte er nicht schon wieder den Freitagabend daheim verbringen, anstatt New Yorks Nachtleben auszukosten und etwas mit Freunden zu unternehmen.„Sorry, dass nicht jeder so fantastische Arbeitszeiten hat wie du!“, murrte Amber, die diesen Gesichtsausdruck nur zu gut kannte. Was konnte sie dafür, dass sie sich mit Kellnern über Wasser halten musste? War es ihre Schuld, dass ihr die Fotografie noch nicht so viel Geld einbrachte wie sein super bezahlter acht bis 17 Uhr Job in einer Bank und sie deswegen zusätzlich arbeiten musste, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen?
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Photograph | Sebastian Stan
FanfictionWe keep this love in a photograph, we make these memories for ourselves. Where our eyes are never closing, hearts are never broken and time's forever frozen still. | Was als ganz normales Shooting beginnt, endet für die Fotografin Amber in Chaos. Da...