Die paar Sekunden, die wir vor der Tür warteten, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich hatte sogar kurz daran gedacht, mich einfach umzudrehen und wieder von hier zu verschwinden.
Ich hatte einfach Angst davor, was heute passieren könnte. Angst, dass ich meinen Mund nicht halten kann und wiedermal einen Streit auslöse. Aber am meisten, hatte ich Angst, vor der Reaktion meines Vaters, wenn er mich sieht. Seit Mums Geburtstag haben wir uns weder gesehen, noch miteinander geredet. Soviel ich weiß, meidet er auch jegliches Gespräch, in dem ich vorkomme.
Die Tür öffnete sich und meine Schwester stand vor uns.
Als sie mich sah, fing sie an zu lächeln und zog mich in eine feste Umarmung. Naja, vielleicht etwas zu fest.
"Emily, ich habe dich ja auch vermisst, aber könntest du mich bitte wieder loslassen? Wäre nicht so schön, wenn ich vor dem Haus unserer Eltern die letzten Sekunden meines Lebens verbracht hätte.", teilte ich ihr mit, woraufhin sie mich zum Glück losließ.
"Sei nicht immer so wehleidig!", meinte sie und umarmte dann noch Damian, ehe sie uns ins Haus ließ.
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Um ehrlich zu sein verlief der Abend bis jetzt gar nicht mal so schlecht. Abgesehen davon, dass mein Vater nicht so begeistert von meiner Anwesenheit war.
Er hat zwar gesagt, er wäre froh darüber mich zu sehen, aber ich wusste, dass er es nicht ernst meinte. Allein schon an der verachtenden Art, wie er mich ansah und wie er mit mir redete, erkannte man, dass er immer noch nicht gut auf mich zu sprechen war.
Was ich ja auch teilweise verstehen kann, immerhin habe ich in den letzten Jahren echt viel falsch gemacht und Sachen abgezogen, auf die ich wirklich nicht stolz bin, aber ich habe meine Fehler eingesehen und versucht mein Leben so gut es ging wieder in den Griff zu bekommen. Mein Vater ist aber anscheinend der Meinung ich bin immer noch so wie früher und ich habe mich nicht gebessert und genau das ist das Problem!
Meine Eltern waren nicht ganz unschuldig an dem was damals alles passiert war, aber im Gegensatz zu meiner Mutter, hatte er seine Fehler nicht eingesehen und macht mir bis heute immer noch Vorwürfe. Er konnte es einfach nicht lassen, er fand immer wieder etwas, was ich in seinen Augen falsch machte und tat so als wüsste er alles besser und genau deswegen kann ich ihn nicht leiden.
Ich hasse die Art wie er mich ansieht, ich hasse es, wie er mit mir spricht, ich hasse seinen herabschauenden Gesichtsausdruck, ich hasse seinen besserwisserischen Tonfall, ich hasse einfach alles an ihm!
Wie gesagt, bis jetzt war es nicht mal annähernd so schlimm gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber dennoch bereute ich es, dass ich hergekommen bin. Ich fühlte mich einfach unwillkommen. Irgendwie waren alle außer mir in Gespräche verwickelt. Ich sollte einerseits froh darüber sein, da ich so erst gar nicht die Gelegenheit dazu hatte einen Streit auszulösen, aber andererseits fühlte ich mich ausgeschlossen. Es kam mir so vor, als wäre ich unsichtbar für die anderen.
Meine Mutter und meine Schwester unterhielten sich schon eine Ewigkeit mit Damian über unsere Wohnung und wie unser Zusammenleben denn bis jetzt so läuft, aber kein einziges Mal, hatten sie eine von den Fragen an mich gerichtet.
Während ich mir wünschte, dass ich Damian nicht darum gebeten hätte mitzukommen, war mein ach so toller Vater damit beschäftigt, Emilys Freund auszufragen, damit er sicher gehen konnte, ob Theo auch gut genug für meine Schwester ist.
Nicht einmal mein kleiner Bruder war daran interessiert sich mit mir zu unterhalten. Als ich nämlich versucht hatte mit ihm zu reden, sah er mich nur genervt an, stand auf und ging nach oben. Das tat irgendwie echt weh. Wie lange wollte er denn bitte noch sauer auf mich sein? Ich dachte die Sache an Mums Geburtstag wäre vergessen, da er mitkam, als sie mich nach Weihnachten besuchte, aber wahrscheinlich war er nur mit, weil sie ihm gar keine andere Wahl ließ.
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Broken.
Teen Fiction✖️Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte✖️ Broken handelt von einem Mädchen namens Bella, welches ihre Vergangenheit hinter sich lassen und ihr Leben endlich in den Griff bekommen möchte. Doch wie sich herausstellt, ist das nicht ganz so einfach w...