Eisesblau

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Kapitel 3

Mein Atem tat mir in der Lunge weh, jeder Zug schmerzte. Dennoch versuchte, musste ich mich darauf konzentrieren nicht auf den mit Tau bedeckten Dachziegeln abzurutschen. Und das verlangte mehr als genug Achtung. Ein Schritt, ein Sprung, landen, weiter. Und das immer wieder. Frayl war schnell und ich war lange nicht mehr auf Dächern unterwegs, dementsprechend war meine Kondition auch nicht das Wahre. Wieso hatte ich aufgehört, grade in solchen Situationen konnte ich verdammt nochmal gut gebrauchen! Mein Gesicht verhärtete sich und ich atmete weiterhin regelmäßig, lief weiter. Manchmal konnte ich mich echt ohrfeigen. Und dann geschah etwas seltsames. Während ich mich weiter ärgerte, spürte ich wie sich langsam und doch rasch eine Eiseskälte in mir ausbreitete.
Was zum Teufel...! Ich stockte. Mein Körper war zum bersten angespannt, wie ein junger Bogen auf der Jagd. Das Blut lief aus meinem Kopf und mein Gehör gab den Löffel ab, nur noch schwammige Geräusche drangen hinter einer rauschenden Barriere zu mir durch. Mir kam die Galle hoch, ich griff mir an die Stelle wo mein Herz saß und krallte mich fest! ,,Frayl..." keuchte ich nur noch, bis mein Blick Pechschwarz wurde.
Meine Muskeln hörten auf zu arbeiten und ich fiel auf die Knie.
Ich bemerkte nur noch ein klappern, kurze Schwerelosigkeit und einen harten Aufprall.
Mit aufgerissenen Augen rollte ich mich zusammen, immernoch meine Hand auf meinem Herzen.
,,Was war hier los.... .. ?" Zischten meine Stimmbänder noch zwischen meinen Zähnen hervor, immernoch mit einem Schleier aus schwarzer Tinte vor meinem Gesicht..

Etwas klirrte hinter mir, ich hielt in meinem konzentrierten Lauf inne und dreht meinen Kopf. Was ich sah? Einen Lonato zwei Dächer hinter mir, der im Begriff war, vom Dach runter zu rutschen. Sein Blick war glasig und mit verwirrter Angst erfüllt. Erschrocken sprintete ich los. So schnell ich es konnte. Mein Körper arbeitete wie von selbst, federnd leicht trugen mich meine Beine zum Ziel, wenn auch mit einem irren Tempo. Auf meinem Weg schubste ich eine streunende Katze mit meinen Schuh zur Seite, als sie mir immernoch nicht fauchend Platz machen sollte. Ein wenig tat sie mir Leid, dieses Gefühl wurde aber durch einen Fakt ersetzt: die Katze konnte auf allen Vieren landen, Lonato nicht! Ich war mir sicher ich hatte meinen Rekord geknackt, so schnell war ich gelaufen. Aber es war schon zu spät, Lonato hatte bereits seinen Halt verloren und lag nun zusammengekugelt in der Gasse. Mein Blick glitt nach unten, scheiße verdammt! Seine blasse Haut glich dem Weißen in seinem Auge, Sorge stieg in mir hoch und ich machte mich schleunigst daran irgendwie vom Dach zu kommen.
Ich schaute mich nach einer Möglichkeit um, die mir nicht den Hals brechen würde. Auf der Rückseite des Hauses war eine Luke, die in den Stall im Garten führte. Das erschien mir sinnvoll, brach auch sogleich meinen Weg nach unten mit einem meiner Messer auf und ließ mich fallen. Zum Glück landete ich weich in einem Heuhaufen in der Mitte der Stallgasse. Die Halme aus meinen Klamotten und Haaren zupfend drehte ich mich um.
Und es glotzten mir zwei kleine Augen aus der Dunkelheit entgegen. Zwei Augen eines Kindes. Ich sprang zurück, stieß dabei eine Milchkanne um, versuchte dabei mit eindeutigen Gesten dem kleinen Mädchen klar zu machen das sie still sein sollte. Was machte die denn hier verdammt! Sie starrte mich noch weiter an, bis sie auf mich zukam und mir die Hand ausstreckte. Verwundert nahm ich meine und presste sie gegen ihre. Für einen kurzen Moment stand die Zeit still. Nur wir und unser Atem war nun present. Wer war dieses Mädchen mit dem leichten Nachtkleid und dem weißblonden Haaren? Sie mochte vielleicht sieben Jahre alt sein und ich hatte sie noch nie gesehen. Dennoch sagte mir mein sechster Sinn, das ich sie irgendwoher kannte.... ich ließ ein wenig verwirrt ihre Hand los. Die Zeit lief wieder im normalen Tempo. Und dann fiel mir Lonato siedend heiß ein. Wie sollte ich unbemerkt hier raus kommen? Wenn das kleine Balg erstmal anfängt zu schreien bin ich am Arsch! Scheiß drauf, dachte ich nur, flüsterte ein ,,'Tschuldigung" in dem Raum und lief stolpernd aus der offenen Scheunentür. Ich spürte wie sich das Mädchen umdrehte und mir hinterherschaute.

Mittlerweile war es Anfang Herbst und die Tage wurden kürzer. Doch so langsam kam das Dorf in die Gänge, die Sonne stieg allmählich auf und George würde in einer knappen halben Stunde abfahren. Ich wollte ihn bitten uns in die nächstbeste größere Stadt zu schiffen, damit wir zügig über Land weiter unsere Flucht fortsetzen konnten. Jetzt hieß es erstmal unauffällig bleiben! Nur leider war dies nicht so einfach, mit einem blassen kränklichen Mann. Da Lonato viel zu schwer für mich war, habe ich mir kurzerhand einen Esel.... nunja sagen wir mal... ausgeliehen. Bis zum Hafen war es eh nicht mehr weit und ich würde ihn dann einfach dem nächstbesten Passanten in die Hand drücken. Das graue Tierchen trottete brav neben mir her, während ich zusah, das mein Patient nicht wieder runterfiel und sich was prellte oder brach. Nun mussten wir uns noch ein wenig beeilen, George würde bestimmt nicht auf uns warten! Also verschnellerte ich meinen Schritt und hoffte, das mein neuer Freund mit der Last hinterherkam.
Um unbemerkt zu bleiben, habe ich nicht die übliche Hauptstraße genommen, sondern mich für den etwas sichereren durch die kleinen vereinkelten Straßen. Das Dorf war größer als ich dachte, weshalb ich umso bessere Laune hatte. So wird uns niemand folgen oder entdecken können.

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Hallöchen ihr da :3
Das dritte Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Jetzt weiß man auch, wie die Hauptperson, Lonato, heißt :D
Bis zum nächsten mal, ich freue mich auf konstruktive Kritik! ;)

~Noface

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2017 ⏰

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