chapter 8

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"Hey... hey. Schhhhh... Großer, Liebling. Du hast nur wieder schlecht geträumt!", raunte es über mir und ein angenehm warmer Handrücken berührte meine nasse Stirn. Vorsichtig zog er die Decke von mir herunter und nahm mich so, dass er mich gut tragen konnte.
Im Bad ließ er mich herunter und machte mir kleines Handtuch mit kaltem Wasser nass. Danach drückte er es  mir in die Hand und sagte, ich solle mich damit etwas abkühlen. Er mache mir dabei ein heißes Bad und ein leckeres Frühstück. Ich folgte seinem Befehl und schon strömte Wasser in die Badewanne. Er verließ den Raum, hatte aber die Tür offen gelassen.

Vor mir hing mein Spiegel, auf welchen ich mit kleinen Schritten zu ging und mich auf das Waschbecken davor stützte. Tief atmete ich aus und schaute mir selber in den Rücken. Dunkele Augenringe zierten mein Gesicht und mein Augapfel war mit roten kleinen Blutädernchen gefüllt. Als ich meinen Kopf hängen ließ, hörte ich leise und schleichende Schritte ins Bad kommen. Von hinten wurde ich liebevoll umarmt und ich drehte mich etwas zögernd. Ich legte meine Hände auf seine Schultern und fuhr zärtlich dessen Konturen nach. Das Kribbeln in mir schien nach einem Kuss zu verlangen und Ardys Geruch verstärkte diese Sehnsucht, nach seinen weichen Lippen nocheinmal um ein vielfaches. Meiner Begierde folgend legte ich hingebungsvoll meine Finger an seine Wange und zog ihn etwas zu mir. Ich hob meinen Kopf leicht um ihm entgegenzukommen. Nach eigentlich schon viel zu langer Zeit legten sich unsere Lippen gegeneinander. Doch diese heile Welt wurde zu schnell wieder von einem Schatten abgedunkelt.

Das Blut meines größten Feindes auf einer Person welche mir mein Leben schwer machte.

Meine Gedanken machten mir einen Strich durch die Rechnung. Ich ließ von mir selber enttäuscht, von Ardy ab. Außerdem zog ich meine zitternden Hände von Ardy ab und drehte mich schleunigst um. Einatmen und ausatmen nicht vergessen, errinnerte ich mich selber. Ich merkte schon wie hinter mir ein deprimierter Blick durch den Spiegel versuchte auf mich zu schauen, doch ich hielt meinen Kopf vor ihm geschützt, indem ich meine Haare als Vorhang benutzte. Ein paar Sekunden später, in denen ich in dieser Position ausgeharrt hatte, traute ich mich den blau-grünen Augen zu stellen.

Er warf mir einen Blick in die Augen. Dieses Grün.

Es reichte mir. Immer bin ich an allem Schuld und stoße jeden schönen Moment einen Abgrund hinunter. Ich versuchte mich selbst in den Griff zu bekommen und drehte mich um. Unverzüglich küsste ich ihn. Doch nochmals wurden meine Erinnerungen mir zum Verhängnis.

Dann legte er seine Lippen auf meine und küsste sie kurz. Ich ließ ihn. Zu viel Angst hatte ich davor, dass sonst was mit mir passiert.

Ungewollt ließ ich ab und erst jetzt in dieser Pause merkte ich wie sehr mein Kopf pochte und meine Schläfen drohten mich zu erdrücken.
"MAN. FUCK.", schrie ich aggressiv aus mir herraus und packte den nächsten Gegenstand, welcher eine keramik Halterung für Zahnbürsten war und schmetterte ihn mit all meiner Kraft auf den Boden, sodass er zersprang. Auch Ardy schubste ich ungewollt von mir weg. Tränen schmückten meine Wangen.

Als ich realisierte, was passiert war, ging ich sofort auf Ardy zu und nahm ihn in den Arm.
"Es tut mir so leid, Schatz. Verzeih' mir. Ich wollte dir nicht wehtun und auch nichts kaputt machen. Weder den Moment, noch das Ding was ich um mich geworfen habe. Es tut mir so leid, ich bin so ein Arschloch." Ich weiß gerade garnicht, ob er irgendetwas von den Sachen verstanden hat, die ich ihm schlurchzend und flüsternd gegen seine Haut erklärt habe. Im Gegenzug bekam ich keine Antwort, jedoch Arme, welche mich näher an einen warmen Körper zogen. Das reichte mir im Moment auch aus.

In der vollen Badewanne ließ ich mich sacken und versuchte einen freien Kopf zu bekommen. Ardy kam hinein und brachte mir Frühstück, welches ich sofort verspeisen konnte. Er selber setzte sich auf den Boden vor der Badewanne hin und stützte sich an dieser. Sein Rücken zu mir gewandt. Es war ungewohnt und nicht schön ihn von dieser Perspektive aus zu sehen. Er wirkte auch so weggetreten, bis er plötzlich seinen Mund öffnete und etwas sagte.
"Was ist los mit dir?" Wie oft hat er das schon zu mir gesagt in letzter Zeit...zu oft. Diese einfache Frage überforderte mich schon selber leicht, denn die Antwort hatte ich irgendwie selber nicht. Natürlich weiß ich was nicht mit mir stimmt. Aber auch nur so grob: Ich renne, doch die Vergangenheit scheint mich einzuholen. Sie hat auch einen Namen: Manuel. Und wenn sie nur versuchen würde mich zu fangen, wäre alles gut. Nur ich mache mir Sorgen um das mir Wichtigste, Ardy. Vielleicht stellt auch das das Problem dar.

"Taddl... Gestern Nacht hat ein Mann namens Manuel B. einen anderen Menschen attackiert und in den Brustkorb geschnitten. Aber nicht nur sein Blut war auf dem Verletzten zu finden. Sondern auch ein anderes. Die haben ihn noch nicht und suchen. Der Typ ist gefährlich! Wieso hast du dich da überhaupt reinziehen lassen?", erklärte und fragte er mich entsetzt.
Ich fing an zu lachen. Eher in einer sarkastischen Art als ernsthaft.
"Das ist doch ein Spaß von dir oder nicht?" Langsam kroch die Unruhe aus ihrem friedsamen Versteck. Ardy schüttelte seinen Kopf.
"Nein, ich habe mir das nicht ausgedacht. Kam eben in den Nachrichten, warum?" Es kam so locker rüber, aber keineswegs locker an.
"WAS?" Ich ließ den Toast auf den Teller fallen.
"Ja..." Nun bekam ich sein Gesicht zu sehen, welches verwirrt von meinem verschreckten Ausdruck aussah.
"Ardy. Irgendwas stimmt hier gewaltig nicht. Entweder du verarscht mich oder ich habe ein richtiges Problem.", meinte ich ohne den Punkt, welchen ich mit meinen Augen fixierte auch nur um Millimeter zu ändern. In meinem Kopf geschah rein Garnichts, was mir in im Moment echt nicht weiterhilft.

"Nein. Wie gesagt, ich verarsche hier niemanden." Seine Stimme war etwas gesenkt.

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Hab auch noch ne neue 'Geschichte' namens Thoughts.
Ja ist keine Geschichte, sondern Themen mit denen ich mich in letzter Zeit auseinandersetze/nachdenke :)

Confusion - Stay or leave [GLP/Taddl/Ardy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt