Und die erste Nacht verging. Wir schliefen keine Sekunde. Viele Ärzte wollten uns überreden zu gehen, doch wir waren angekettet an diese Stühle. Wir sprachen kaum. Höchstens haben wir einander gefragt, ob er Kaffee trinken will.
Es waren genau 18 Stunden vergangen. 18 Stunden in der Hölle.
Ich fühle mich so unvollständig. Zu lange ist es her, ihr Lachen nicht gehört zu haben oder ihre Stimme, die wie Musik in meinen Ohren ist.
Ein Arzt kam auf uns zu und Dave griff nach meinem Arm. Ich bekam seine Angst mit. Die Angst, jeden Moment zu hören, dass ihr Herz nicht mehr schlägt. "Guten Tag. Sie hat die erste Nacht überstanden, die mit Abstand die schlimmste ist. Sie liegt nach wie vor im Koma, wann sie aufwachen wird können wir nicht sagen oder ob es nachtragende Schäden geben kann. Aber sie können zu ihr. Ich bitte Sie, bleiben sie ganz ruhig und höchstens 20 Minuten. Immer nur eine Person soll sich im Raum befinden. Und Ruhen Sie sich aus."
Somit ging er und Dave fiel mir in die Arme. Eine große Erleichterung war da. Ich schrieb ihren Eltern die Nachricht und wir machten uns auf den Weg in ihr Zimmer.
"Geh du zu erst. Ich warte hier auf ihre Eltern." Sagte Dave und lächelte mir zu. Ich nickte, atmete ein letztes Mal ein und drückte vorsichtig die Türklinke runter. Meine Beine bewegten sich langsam auf ihr Bett zu. Dort lag sie. An Maschinen und tausenden von Kabeln gebunden. Sie hatte viele Schrammen und Kratzer im Gesicht, doch sie sah nach wie vor wunderschön aus. Ich setzte mich an ihr Bett und hielt ihre Hand. Automatisch kamen mir die Tränen.
"P-Paige.. Baby.. kannst du mich hören ? Wahrscheinlich nicht.. Aber vergiss nie wie sehr ich dich liebe.. ich will nur, dass du bald erwachst und wir unser Leben weiter führen können.. Ich vermisse dich. Vielleicht ist es besser, dass du mich nicht siehst, denn ich sehe aus wie ein Stück Elend. Ich weiß nicht mehr genau wann ich zuletzt eine richtige Mahlzeit gegessen habe geschweige denn richtig geschlafen haben. Wie denn auch, wenn du nicht in meinen Armen liegst? Die Zeit fühlt sich so endlos lang an und.. Paige ich liebe dich. Ich flehe dich an.. Verlass mich nicht."
Viele Tränen fielen auf ihre Hand und ich küsste ihre Stirn. Ich hauchte ein 'ich liebe dich' und ging, da ich unbedingt wollte, dass ihre Eltern sie auch sehen können.
Ich ging raus, mit geschwollenen, geröteten Augen und sah ihre Eltern. Sie lächelten leicht und gingen rein zu ihr. "Wie sieht sie aus ?" Fragte Dave.
"Übel.. ihr Gesicht ist voller Wunden und Schrammen, aber nicht mal die konnten ihre Schönheit zerstören."
"Alles wird wieder. Sie wird bald aufwachen und wir kümmern uns um sie. Okay ?" Sagte er.
"Ja.. ja, okay." Antwortet ich. Und ja, meine Hoffnung stieg.*Zeitsprung 5 Tage*
Die Tage vergingen. Viel Schlaf bekam ich nicht, doch nach dem 2. Tag musste auch ich nach Hause. Das Krankenhaus meinte, sie müssen sonst die Polizei rufen. Krank, oder ? Dave hat mich echt aus diesem Gebäude bekommen. Den 3. Tag verging hauptsächlich an der Kreuzung, an der es geschehen war. Ich wollte nicht mehr fortgehen. Jeden Tag standen wir früh auf, fuhren in's Krankenhaus und blieben bis Mitternacht. Wir waren ab jetzt immer in ihrem Zimmer, mit der Bedingung, leise zu sein. Wie ich das geschafft habe ? Tjah, auch Ärzte lassen sich bestechen. "Weißt du Dave, manchmal frage ich mich, ob wir eines Tages die Wahl treffen müssen.. ob wir die Geräte abschalten wollen oder nicht." Ich legte meinen Kopf in den Nacken und drückte die Tränen unter. Zu viel hatte ich geweint in den letzten Tagen. Eine Antwort enthielt ich von Dave nicht, wahrscheinlich wusste er selbst, dass dieser Tag eventuell kommen könnte. Es war halb eins und wir mussten wieder nach Hause. "In 6 Stunden bin ich wieder da baby." Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging seufzend. Diese ganze Sache, schweißte Dave und mich noch viel enger zusammen. Ich war ihm sehr dankbar. Die ganze Zeit über, schlief Dave bei mir zu Hause. Er war besorgt um mich. Wir schliefen um die 3 Stunden und wachten um 6 uhr auf. Ich ging ins Bad, nahm eine Dusche und traute meinen Augen nicht, als ich in den Spiegel sah. War ich das ? Dunkle Augenringe zierten mein Gesicht und mein Strahlen, welches ich einst vor Glück hatte, war erloschen. Wir tranken einen Kaffee und sprachen so gut es geht um andere Themen, da wir uns ablenken wollten. Aber wie soll das gehen? Der Hauptteil deines Leben, war nicht mehr da. Die Person, von der du denkst, ohne Sie hat dein Leben keinen Sinn mehr. Ja, so fühlt es sich an. Der Focus wurde aus meinem Leben gezogen. "Können wir?" fragte Dave und ich nickte. Im Auto herrschte Stille.
Angekommen in ihrem Zimmer, saß ich neben ihr und Dave auf der anderen Seite. Man hört nur die Maschinen arbeiten. Meine Hand war mit ihrer verschränkt. Meine Stirn angelehnt an unseren verschränkten Händen. Plötzlich spürte ich ein zucken an meiner Hand. Mein Kopf schoss hoch, wie eine Pistole und ich konnte meinen Augen nicht glauben, als ich sah, wie ihre Augenlider anfingen zu flackern. "D-Dave! Hol einen Arzt! SOFORT!" fing ich an zu stottern und war so unbeschreiblich glücklich. Dave verstand sofort und rannte los. Keine Minute später kamen Ärzte ins Zimmer gestürmt und paar Minuten später auch ihre Eltern. Sie öffnete ihre Augen und war sichtlich geblendet von dem grellen Licht. Die Schwestern gaben ihr Wasser und mehr als 'Was ist passiert' brachte sie nicht raus. Als es ihr einigermaßen okay ging, setzte sie sich auf und sah mich einmal im Raum um. Der Arzt war damit beschäftigt ihr einige Sachen zu erklären und die Situation zu schildern. "Babe.. Paige.." Begann ich. Ich war so glücklich und wusste nicht wie ich meine Freude ausdrücken sollte. Lange hielt die Freude nicht an. Sie sah uns alle misstrauisch an. "Ich.. will nicht unhöflich sein.. A-aber wer seid ihr eigentlich ?" Meine Welt brach ein zweites Mal zusammen. Ich war nicht in der Lage zu sprechen und ließ die Tränen zu. "W-wir.. Paige.. Wir sind verlobt.." Sagte ich leise und schluchzte. Jeder in diesem Raum war sichtlich geschockt, denn das war das letzte womit wir gerechnet hatten. "W-Was?" Sie war noch verwirrter. Ich konnte das nicht mehr. Ich verließ den Raum, gefolgt von Dave und ließ mich die Wand herunter gleiten. Mein Gesicht vergrub ich über meinen Knien und Dave umarmte mich. Nach einer Ewigkeit kam der Arzt raus und ich erhob mich. "Es tut mir wirklich leid. Wir mussten mit so etwas rechnen. Leider, konnten wir auch feststellen, dass dies ein lang anhaltender Zustand sein wird. Nicht Lebenslang, doch für eine längere Zeitspanne. Sie kann sich an ihre Eltern erinnern, doch nicht wirklich an mehr. Wir behalten sie noch mindestens eine Woche hier und dann sehen wir weiter." Erlächelte uns noch zu und wir bedankten uns. "Und was jetzt?" fragte Dave, doch ich zuckte mit den Achseln. "Sie kann sich nicht an mich erinnern.." Murmelte ich eher zu mir selbst. Ihre Eltern kamen raus. Im Gegensatz zu mir, ging es ihnen gut. Sie hatten ja auch jeglichen Grund dazu. "James.. Wir wollten dir sagen, dass sie bereit ist mit dir zu reden, nur geh es am besten ruhig an. Du bist jetzt im Moment ein Fremder für sie." Ich nickte und es fühlte sich an wie ein Messerstich ins Herz. "Außerdem.. Würden wir sie zu uns nach Hause nehmen, wenn sie entlassen wird. Wir denken, dass dies das Beste wäre." Nein verdammt, wäre es nicht. Fuck, reiß dich zusammen. "J-ja.. vermutlich." sagte ich und betrat erneut das Zimmer. Dort saß sie. Grübelnd an ihrem Handy, bis sie auf sah. Gott, ihre strahlenden Augen. "H-hey.." gab sie schüchtern von sich. "Hey.." sagte ich und lächelte ganz leicht. "Du.. Also.. Weißt du zufälligerweise meinen Code fürs Handy?" fragte sie und biss sich leicht auf die Lippen. "Ja.. ehm 12.11." Ich versuchte mein Lächeln zu halten. "Ist irgendwas mit diesem Datum.. oder wieso habe ich das genommen ?" sie sah mich fragend an. Und wieder dieser Stich in mein Herz. "D-Da.. sind wir zusammen gekommen." Dieses mal konnte ich mein Lächeln nicht halten und sah auf den Boden. "Das tut mir leid.. wirklich. Ich glaube dir ja auch, aber meine Gefühle sind.. vergessen. Bitte erzähl mir mehr von meinem Leben." Schnell wischte ich die Träne weg. "Du kannst am wenigsten dafür. Du trägst keinerlei Schuld. Ich werde dir alles erzählen, was du willst. Du studierst Medizin, wir wohnen zusammen und sind verlobt.. oder.. waren.." Ich atmete noch einmal ein und aus. Wir sprachen noch lange, ich erzählte ihr sehr viele Sachen. An so gut wie alles konnte Sie sich nicht erinnern. "Wirst du morgen wieder kommen?" fragte sie. "Wenn du das willst, natürlich." sagte ich. Sie nickte und lächelte leicht. Leicht überfordert mit allem, wünschte ich ihr eine gute Nacht und ging raus. Dave war schon lange nach Hause gefahren und ich nahm mir ein Taxi.
Wenn sie ihre Gefühle vergessen hat, werde ich sie sich nochmal in mich verlieben lassen.
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Neues Kapitel. Hope u like it♥
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Memory.
Teen FictionIst es nicht schön das perfekte Leben zu führen ? Du Willst bald heiraten und hast den perfekten Mann an deiner Seite. Doch was passiert, wenn ein Unfall all das zerstört und die perfekte Welt nicht mehr existiert ? Und wenn plötzlich andere Leute k...