Prolog

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Jeanny – Die Wahrheit

Prolog

Der Schulhof war noch leer, denn noch kein einziger Schüler war aus der großen Flügeltür gekommen. Am Fußweg, gegenüber des Schuleingangs, stand ein schwarzer Jeep mit verdunkelten Fenstern. Im Wagen saß ein schwarz gekleideter Mann. Seine Kapuze war ihm ins Gesicht gezogen, sodass man das daruntergelegene Gesicht nur erahnen konnte. Er starrte durch das Fenster auf den Schulhof. Er wartete auf jemanden.

Endlich klingelte es und die Türen wurden von innen mit Schwung aufgerissen und heraus kamen die kleineren Kinder. Brüllend und sich darüber freuend, jetzt Wochenende zu haben, rannten sie entweder zum Bus oder zu den wartenden Eltern. Erst als sich der Ansturm der Kleinen gelegt hatte, kamen die größeren gemächlich aus dem Schulgebäude. Im Gegensatz zu den Kleineren beeilten sie sich nicht und schlenderten ratschend zu den Haltestellen. Ein Mädchen mit langen blonden Haaren und blutroten Lippen kam mit einer kleinen Gruppe Gleichaltriger aus der Schule. Der Mann im Jeep setzte sich auf und verfolgte mit den Augen, wie gebannt, jeder ihrer Bewegungen. Sie bewegte sich sehr elegant und ihre Haare wehten hinter ihr her, wie ein Schleier. Das Mädchen trug ein langes Herbstkleid aus hellblauer Seide und ihre zierlichen Füße steckten in feinen blauen Schühchen. Das Auffälligste an ihr waren ihre blutrot geschminkten Lippen, die sich gerade zu einem Lachen verzogen. Sie ging nie ohne Lippenstift aus dem Haus. Sie unterhielt sich angeregt mit ihren Freunden und bemerkte den schwarzen Jeep und dessen Besitzer, der sie anstarrte, nicht. Der Mann sah noch den letzten blauen Stofffetzen ihres Kleides bevor sie um eine Ecke bog. Er startete das Auto und fuhr in die andere Richtung davon. Er hatte gesehen, was er sehen wollte. 

Jeanny - Die Wahrheit PAUSEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt