Mein Freund der Mörder

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Es war schon 19:30 Uhr, als es endlich an der Tür klingelte. Mit schweißnassen Händen öffnete ich die Tür. Ich war aufgeregt. Das war das erste Mal, das ER mich besuchen würde. Außerdem war ich komplett alleine zu Hause. Meine Eltern waren ausgegangen und mein Bruder war bei einem Geburtstag seines Freundes. Bis morgen Früh würde er nicht wieder kommen, genauso wenig wie meine Eltern. Als ich die Tür öffnete stand er vor mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Ich freue mich so dich so zu sehen, Leslie!", begrüßte er mich mit Euphorie in der Stimme. "Ganz meinerseits, Leo", entgegnete ich und küsste ihn kurz auf die Stirn, dann bat ich ihn rein zu kommen. Neugierig betrachtete er das Haus. Sein Blick fiel zuerst auf eine Ansammlung von Porzellanfiguren. Sie stellten all mögliche Fantasy-Figuren da, wie Elfen, Feen oder Vampire. "Nette Sammlung", kommentierte er und nahm eine der Figuren in seine Hände. Er wog sie ab. "Du musst vorsichtig sein", warnte ich ihn. Meine Mutter hatte sie leidenschaftlich gerne gesammelt und sie würde es nicht gut heißen, wenn eines ihrer Figuren kaputt ginge. "Die gehören meiner Mutter." Er drehte sich zu mir um und grinste mich breit an. "Ich werde schon Acht geben, keine Sorge", meinte er immer noch breiter grinsend.

Ein Geruch von verbranntem Essen lag in der Luft. "Was riecht hier so verbrannt?", fragte Leo verwundert. Erschrocken rannte ich zurück in die Küche. Die Soße für die Spaghetti, die ich gemacht hatte, verbrannte. "Soll ich dir irgendwie helfen?", hörte ich eine hilfsbereite Stimme vom Wohnzimmer aus rufen. "Nein, ich habe alles unter Kontrolle. Zieh ruhig deine Jacke aus Leo und mach es dir hier bequem." "Okay", rief er zurück. Kurz darauf hörte ich, ein Zippen und dann ein lautes Plumpsen. Mit einem Lächeln im Gesicht schaute ich ins Wohnzimmer rüber. Leo hatte sich buchstäblich auf die Couch geschmissen und lag mit seinem grauen T-shirt und seiner blauen Hose da, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lächelte mich wieder an. "Komm zu mir, Leslie", formte er mit seinen schönen, fülligen Lippen. Ich musste lachen. "Es geht nicht. Die Soße darf nicht noch mal anbrennen", sagte ich und lächelte entschuldigend. Ein enttäuschtes Seufzen war zu hören, als ich den Tisch deckte.

Am Tisch saß Leo gegenüber von mir und grinste mich die ganze Zeit an, so wie er es am Anfang auch schon gemacht hatte. Allmählich wurde mir das Ganze etwas unangenehm. "Sag mal, warum lächelst du mich die ganze Zeit so komisch an?", fragte ich ihn und schaute ihm tief in seine dunkelblauen Augen. Sie glänzten vor Aufregung. Teilnahmslos zuckte er mit den Achseln. "Darf ich das nicht?", stellte er eine Gegenfrage und lächelte mich nochmals an, diesmal entschuldigend. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Schon gut", meinte ich und aß weiter. Nach dem Essen begaben wir uns in mein Zimmer. Auf dem Bett kuschelte er sich ganz nah an mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter, sodass ich mit meiner Hand durch seine schwarzen schulterlangen Haare fahren konnte. "Ich liebe dich", flüsterte er in mein Ohr. "Ich dich auch", flüsterte ich zurück. Eine ganze Weile saßen wir nur so da, bis Leo eine Idee hatte. "Zieh das aus", sagte er und zog an meiner weißen Bluse. Ich weigerte mich. Ich wollte das nicht. "Vergiss es, so weit gehen wir nicht", betonte ich und hielt seine Hand von mir weg.

"Wieso denn nicht? Nun komm schon! Es ist ja niemand hier, der uns sehen könnte", meinte er und grinste wieder. Dieses ekelhafte, breite Grinsen von eben! "Nein! Ich will das nicht!", protestierte ich und entfernte mich immer weiter von ihm, bis ich an der hintersten Ecke meines Bettes war. Leo ließ nicht nach. Immer noch grinsend kam er auf mich zu. Unter dem blassen Mondlicht, das durch das Fenster schien sah ich, wie seine Augen seltsam blau aufleuchteten. Er öffnete seinen Mund und spitze, graue Stacheln traten hervor. Das Licht des Mondes schien nun genau auf sein Gesicht und entblößte seine wahre Gestalt: Pechschwarze Haut mit Blutflecken übersät, alleine die Iris seiner Augen leuchtete seltsam blau alles andere war in einem finsteren Schwarz getaucht. Sabberfäden zogen sich über seinen Mund, als er jetzt sein Maul aufriss und eine schlangenartige Zunge mit Zacken rausschaute. "Willst du mich immer noch lieben?!", rief dieses... Monster in einer seltsamen kreischenden und zugleich verzerrten Stimme. Ich schrie auf und versuchte aus meinem Zimmer zu entkommen, doch Es versperrte mir den Weg. Ehe ich mich versah biss es in meinen Hals. Mein Schrei verwandelte sich in ein schmerzvolles Gurgeln gefolgt von Blut, das meinen Mund hoch kam und ich ausspuckte. Verzweifelt rang ich nach Luft, währenddessen fuhr das Monster mit seiner Tortur fort und tötete mich langsam aber qualvoll. Stück für Stück bis mich die Dunkelheit langsam einholte.

Ein letztes Mal noch schaute ich zu ihm hoch. Sein graues T-shirt war mit Blut befleckt, genau wie seine blaue Hose, doch das schien ihn nicht zu stören. Er lächelte wieder und machte weiter, bis ich meinen letzten Atemzug tat. "Schöne Träume, Kleine", hauchte er mir ins Ohr.

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