Lilien vergessen

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Ein heller Tag

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Ein heller Tag. Ein lebloser und doch so bunt. Wir lachten, wir rannten, wir taten so, als wäre alles so wie es sein sollte. Wie es mal war. Und doch waren wir nur zerstörte, verstorbene dunkle Seelen. So erforen. Von außen waren wir nur bunt bemalt. Wir trugen eine zu schwere Maske, ich wusste, irgendwann wird diese fallen, in tausend Stücke zerbrechen. Die Scherben davon wird uns nur noch mehr verletzen. Aber die schwere Maske kam uns leichter vor, als sich zu zeigen. Leichter als die Wahrheit zuzugeben. Wir lebten nur noch in einer erfundenen Welt. Nichts war mehr in Ordnung, aber wir taten so, als wäre es. Wir trauten uns nicht gegenseitig in die Augen zu sehen, denn diese verrieten die Wirklichkeit, waren befüllt damit und dem Schmerz. Augen können nicht lügen. Sie können es nicht. Und so wurden wir auch blind. Lebten so gut wie immer in der Dunkelheit.

Ich saß im bunt bemaltem Einkaufswagen, an der Bänder in verschiedenen Farben gebunden waren. Neben mir keiner, denn es säße sie. So wie immer. Er schob uns von hinten, neben uns rannte sie lachend, versuchte nicht von dem unkontrolliert herumfahrendem Einkaufswagen getroffen zu werden. Er fuhr auf der anderen Seite mit seinem Skateboard. Die hellen Lichtstrahlen trafen genau auf uns. Ich schloss meine Augen, breitete meine Arme aus. Es fühlte sich wie fliegen an. Auch er, er und sie taten es. Und neben mir keiner, denn sie täte es. So wie immer. Wir kamen an. Der Bank, den wir gebaut und angemalt haben. Wir liebten die Farben. Wir liebten es wie Regenbogenfarben zu leben. Er ist rot, er orange, sie grün, ich blau und gelb ist keiner, denn sie wäre es. So wie immer. Es war so angenehm warm und doch so kalt. Ich erfor an der innerlichen Kälte. Wir saßen alle auf der Bank, zwischen uns keiner, denn sie täten es. So wie immer. In der Hand hatten wir alle ein Ballon in unserer Farbe. Unten an dem Seil war ein Zettel befestigt, indem sich Worte unsere Gefühle, Probleme, alles was wir los werden wollten beschrieben. Diese ließen wir am Ende jeden Monats frei, um immernoch die Farbe zu sein, die wir sind. Um immer noch ein Regenbogen bilden zu können. Und so flogen sie davon, waren frei. Doch ich fühlte, dieses blau wird nie mehr das blau sein, was es mal war, auch nicht mehr nach dem freilassen. Es war immer da, ganz tief in mir. Ganz tief in uns. Wir wurden es einfach nicht los. Hier verabschiedeten wir uns auch, alle gingen ihre Wege und doch führte uns unser Herz zu einem anderem Weg. Ich kam zwischen den Lichtstrahlen des Sonnenuntergangs an, dort standen alle schon. Wir wussten nichts davon, es war nicht abgemacht, doch wir alle kamen an dem selben Ort an. Die Maske wurde einfach zu schwer. In seinen Augen waren Tränen, seine grünen waren es auch und ihre waren sogar schon rot. Wir kamen alle, um etwas zu finden. Doch wir alle fanden es leider nicht. Nun waren wir mitten in der Wahrheit mit zerbrochenen Masken. Wir sahen uns gegenseitig an und weinten. Ich kam ihm näher, er weinte mich an, ich ihn. Er sah mir genau in die Augen und er zeigte mir seine. Sie packte mich leicht am Arm, nun sahen wir uns auch direkt in die Augen, auch er versteckte seine Augen nicht mehr. So bildeten wir einen Kreis, sahen uns gegenseitig in die Augen, weinten. Ich weinte laut, dabei genau in ihre Augen schauend. Sie konnte es auch nicht mehr halten. Er bekam schon fast keine Luft mehr. Und er fing an zu schreien. Er tat es nochmal und ließ sich aufs Boden fallen. Schaute zu uns hoch, zeigte seine Augen. Wir gingen auch in die Knie, wir weinten. Wir weinten so sehr. An diesem Ort waren wir lange nicht mehr, um vor der Wahrheit zu flüchten. Keiner fehlte, sie wäre da gewesen. So wie immer. Unser Blick richtete sich nach oben zu dem gelben Ballon, welches sich von dem Baum befreit hatte und davon flog. Ich streckte meine Hand danach, wollte nicht, dass sie uns verlässt. Doch sie war frei, sie flog davon.

Nach einer Weile standen wir auf und gingen davon, als wären wir fremde. Ich lief so gefühllos. Als wären das keine Tränen in meinen Augen, als hätte ich nie den Schmerz gespürt. Mitten auf der Straße blieb ich stehen. Schloss meine Augen. Ich fing an alles löschen. Und dann öffnete ich wieder meine Augen, vor mir hupende Autos. Eine war so nah an mir. Ohne Aufmerksamkeit auf diese zu schenken ging ich geradeaus weiter. Als wäre nichts gewesen.

Lilien sehen, Lilien leben. Lilien können nicht mehr, Lilien vergessen.
Lilien sind blind, Lilien lassen sich verfärben. Lilien wollen frei sein, Lilien können nicht fliegen. Lilien schließen ihre Augen, Lilien öffnen diese wieder. Lilien haben alles vergessen.

 Lilien haben alles vergessen

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