it's obvious you're meant for me

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Halt suchend lehnte er an der Mauer. Sein Blick schweifte über den Hudson River. In der Ferne konnte er die Brooklyn Bridge erkennen.

Das Nikotin brannte in seiner Kehle. Eigentlich hatte er sich geschworen mit dem Rauchen aufzuhören.

Eigentlich. Denn die letzten Monate und Tage ließen ihm keine andere Wahl, als sein eigentliches Vorhaben erst einmal aufs Eis zu legen.

Es war ein klarer Tag in New York. Um diese Jahreszeit hatte ihm die Stadt immer besonders gefallen.
Er hatte immerzu versucht die Tourdaten in den Herbst nach New York zu verlegen, wenn er mit den Jungs - er stockte.

Nicht daran denken, nicht daran denken.

Dieses Mantra wiederholte er einige Male, während er einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm. Bis er sich eingeredet hatte, dass alles gut wäre, dass es ihm gut ginge, vergingen Sage und Schreibe eine Viertelstunde, bis er sich wieder beruhigt hatte. Aber nach den paar Minuten ging es ihm schon wieder so gut, dass er seine Worte selbst Glauben schenkte.

Er lehnte mit dem Gesicht nach vorne gebeugt an dem Geländer, das ihn von dem Fluss trennte. Sein Gesicht schmückte eine Ray Ban und seine schwarzen Haare wurden von einer grauen Snapback versteckt.

Gigi hasste diese Teile.

Perrie hatte sie geliebt.

Seufzend schluckte er, anscheinend hatte ihn heute seine andauernde depressive Stimmung wieder eingeholt. Doch der Wunsch ausnahmsweise nicht an seine Freundin bzw. Ex- Loverin zu denken, wurde ihm verwehrt, als er hinter sich Mädchenstimmen bemerkte, die kichernd ein Lied anstimmten.

Schon nach wenigen Sekunden erkannte er, um welches Lied es sich handelte. Schließlich lud schon der erste Satz des Songs quasi dazu ein, sofort an ihn und sie, eine der Sängerinnen der Band, zu denken.

Frustriert schloss er die Augen und hielt sich davon ab, sich umzudrehen, indem er mit einer Hand das Geländer umfasste. Die Gefahr, entdeckt und erkannt zu werden, war zu groß. Er konnte vom Glück sprechen, dass ihn bis dato noch kein Fan aufgelauert hatte.

Der Mädchen-Chor hinter ihm stimmte jetzt den Refrain an und augenblicklich wurde ihm kotzübel. Denn diese Zeilen bestätigten noch einmal seinen Verdacht, sie war mittlerweile bestens über die Trennung hinweg gekommen.

Aber was hatte er auch erwartet, dass sie ihm nach anderthalb Jahren immer noch hinterher heulte?

Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und beließ den Rauch aus, doch wegen des Gegenwindes wurde ihm der Rauch augenblicklich ins Gesicht geschleudert und er rümpfte die Nase.

Eines musste er Little Mix lassen, mit ihrer neuen Single - Auskopplung hatten sie einen echten Hit gelandet. Schon nach den wenigen Tagen, in denen es veröffentlicht war, lief der Song im Radio rauf und runter und, wie sollte es auch anders sein, sämtliche soziale Netzwerke spielten geradezu verrückt.

Zerrie Comeback hier, Lied über Ex Zayn Malik da, bla bla bla.

Natürlich hatte er es nicht lassen können sich das dazugehörige Musikvideo anzuschauen. Gigi war ausgerastet als sie seinen Fehler bemerkt hatte, doch nichts war in dem Augenblick schlimmer gewesen als der Schmerz und das unendliche Verlangen, das ihn traf, als er bemerkte, wie gut es ihr anscheinend ging. Sie war über ihre Beziehung hinweg gekommen, genoss das Leben und lebte mit ihrer Band gerade auf der Überholspur.

Natürlich ging es ihr gut.
Sie hatte allen Grund zur Freude.

So schien es zumindest.

Und er? Er hockte hier, mit einem lahmarschigen Model, einer Zigarette, die nur seine Schwäche ausdrückte und einem Batzen Geld, das ihm nichts bedeutete.

„Du bist ein absoluter Idiot, sie gehen gelassen zu haben und denke ja nicht, dass deine Schuldgefühle irgendwann verschwinden werden. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche."

Louis' Stimme hallte in seinem Kopf nach und er konnte sein Gesicht noch vor sich sehen, seinen wütenden und herrschenden Tonfall, aber auch der verletzte Gesichtsausdruck, der den Braunhaarigen um Jahre altern gelassen hatte.

Entgegen aller Vermutungen floss kein böses Blut mehr zwischen ihm und den verbliebenen Mitgliedern One Directions'. Vor einigen Monaten, da hatte er sich schließlich endlich mit Louis getroffen, der sich scheinbar immer noch sehr unwohl in seiner Gegenwart fühlte. Trotzdem hatte ihn sein ehemals bester Kumpel ordentlich die Leviten gelesen.

Da war seine und Perrie's Trennung gerade verjährt.

Trotzdem gingen ihm Louis' Worte seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Der Bandälteste hatte gut reden, schließlich hatte er Eleanor genauso gehen gelassen. Doch daraufhin hatte der Braunhaarige nur jede weitere Frage abgeblockt, der Schmerz war ihm jedoch nicht aus den Augen gewichen. Es wunderte ihn, dass Louis noch so sehr an sie zurück dachte, wo er doch glücklich mit Danielle war. Aber er hoffte für seinen Kumpel, dass bei ihm alles gut werden würde.

Für sich selbst hoffte er das auch.

Vorsichtig drehte er das Lederarmband in seinen Händen. Nach all den Monaten nach ihrer Trennung trug er es immer noch bei sich. Nicht am Handgelenk, nein das wäre zu auffällig gewesen. Meist versteckte er das Armband in seiner Hosen - oder Jackentasche.

Es war ein Geschenk von Perrie gewesen, zu ihrem einjährigen Jubiläum.

Und eigentlich hatte er vorgehabt, es heute in den Fluss zu werfen, schließlich führte er mittlerweile eine neue Beziehung und ein neues Leben.

Ohne sie.

Aber dennoch... er konnte es nicht. Denn in all der Zeit war das Lederbändchen etwas wie ein Glücksbringer für ihn geworden. Und schließlich war es ein Geschenk von seiner Freundin, seiner Verlobten gewesen. Ehemals, aber sie war mal seine Verlobte gewesen, verdammt nochmal!

Louis hatte schon Recht gehabt. Er war feige. Er hatte etwas weggeworfen, was er nie verdient hatte.

Und auch, wenn er Monate gebraucht hatte, um es sich einzugestehen, so vermisste er sie. Er vermisste sie sehr. Alles an ihr.
Er konnte nicht ohne sie.

Er ging langsam kaputt ohne Perrie an seiner Seite.

Trotz all seiner Fehler war das vielleicht das größte Eingeständnis, was er sich hätte machen können.

Statt nun dieses Armband, was vielleicht sowohl seine Schwäche als auch Stärke ausdrückte, in den Fluss fallen zu lassen, drehte der schwarzhaarige Sänger sich um und verschwand in einer großen Traube aus New Yorkern und Touristen.

Das Lederarmband ließ er vorsichtig in die Tasche seiner schwarzen Jacke fallen.

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published; 5th / february / '17

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